In Leutzsch hoffen Fans und Mannschaft auf ein Hoch
Sie kamen 40 Minuten später als geplant. Doch die Sachsen-Fans warteten
am Sonnabend Nachmittag geduldig auf ihre Lieblinge. Der Geräuschpegel
stieg gewaltig an, als Trainer Jürgen Raab seine Akteure in souveräner
Manier präsentierte. Voran die Entschuldigung wegen der Verspätung:
Mannschaft und Präsidium hatten die finanziellen Modalitäten für
die neue Saison ausgehandelt. "Die Spieler wollen erst dann Prämiengelder
haben, wenn sie ganz oben stehen", freute sich Präsident Christian Rocca
über seine selbstbewusste Truppe. Auf gut Deutsch: In dieser Saison
soll es mit dem Aufstieg klappen.
Da befindet sich die Oberliga-Elf in Übereinstimmung mit ihren Fans.
Die überraschten bei der Präsentation mit einem Geschenk der besonderen
Art. Trainer Raab erhielt eine Wetterkarte, versehen mit dem Datum 10. Mai
1964. Es war Tag, an dem Sachsen-Vorgänger BSG Chemie den Meistertitel
nach Leipzig holte. Raab: "Hoffen wir gemeinsam auf viele Hochs über
dem Leutzscher Stadion."
Schwung für die neue Saison hatte sich seine Mannschaft im letzten Testspiel
gegen den Brandenburger SC Süd 05 geholt. "Mindestens die Hälfte
der Oberligakontrahenten wird sich hier im Kunzte-Sportpark genauso wie die
Gäste zeigen", meinte Frank Rietschel, der neue Sachsen-Kapitän.
Die Brandenburger hatten das Mitspielen schnell aufgegeben, versuchten, die
Niederlage in erträglichem Rahmen zu halten. Den 2:0-Sieg hätte
allein der eingewechselte Sebastian Hänsel verdoppeln können.
Dass es tatsächlich mit dem Höhenflug klappt, daran zweifelte in
den Momenten mit Bratwurstduft und Biergeschmack keiner der begeisterten
Fans beim Stadion- und Kinderfest. Zwei Tage lang präsentierten sich
die Fan-Gruppen im Kunze-Sportpark, alles ehrenamtlich durchgezogen vom
"Förderverein Kinderfete", der sich im Leipziger Westen um kulturelle,
soziale und sportliche Projekte kümmert. Vom Ergometer-Fahren bis zum
Schachspielen wurde zum Mitmachen eingeladen, und die Mutigen konnten sich
mit den Chemie-Oldies um Hansi Leitzke messen. Wer einen Obolus bezahlte,
wurde eingewechselt. Da spielte das 17:2 für die Asse von einst keine
Rolle. Wichtig war, es brachte 420 Euro für den Fußball-Nachwuchs.
Wie überhaupt sämtliche Einnahmen des Festes für
gemeinnützige Zwecke Verwendung finden.
E. Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
Schöne Frauen, starke Sprüche - Kampfansage
Kapitän Rietschel: Zwei Jahre Oberliga sind genug
Als Aufstiegsfavorit wird der FC Sachsen von der Konkurrenz ohnehin schon
längst gehandelt. Und die Leutzscher nehmen den Kampf jetzt auf.
Zwei Jahre Oberliga sind genug, schmetterte Kapitän Frank
Rietschel unter dem Jubel der grün weißen Glückseligkeit
im Festzelt ins Mikro. Starke Sprüche im Rahmen des von den Fans liebevoll
organisier- ten Sommerfestes im Kunze Park.
Die Taten folgten zuvor: im letzten Test vorm scharfen Start Sonntag gegen
Hoyerswerda wurde Nord Oberligist Brandenburg Süd mit 2:0 vom
Platz gefidelt. Mit einer wiederum ansprechenden Vorstellung!
Gegen die defensiven Gäste verloren die Sachsen nie Ordnung und
Übersicht, warteten geduldig, nahezu cool auf ihre Chancen. Ronny Kujat
hechtete eine Müller Flanke mit dem Kopf aus 05 m ins linke Eck
42. Minute). Velibor Kopunovic legte mit einem Linksschuß aus 8m nach
(57. Minute). Coach Jürgen Raab zufrieden: Wir sind
gerüstet.
Worum ihn die Trainer der anderen Klubs sicher beneiden werden: die Alternativen.
So fehlte neben David Bergner und Piet Schönberg auch noch Tobias Friedrich
angeschlagen. Chris Höche vertrat ihn jedoch fehlerlos. Zudem konnte
man sich den Luxus erlauben, Regisseur Heiko Cramer zunächst auf der
Bank zu lassen. Für ihn zog Tom Geißler (an dem Jürgen Raab
in dieser Form nicht vorbei kommt)im Mittelfeld die Fäden. Und: mit
Sebastian Hänsel hatte der Mann auch noch ein Sturm Talent
draußen, der als Einwechsler mächtig Dampf machte. Gleich drei
dicke Dinger auf dem Fuß hatte (79./82./87. Minute). Libero Roman
Müller: Für ein Tor sind wir immer gut.
Die Leutzscher Kampfansage! Dazu paßt auch: Die Mannschaft will
nur Siegprämien haben, wenn sie ganz oben dabei ist, ließ
Präsident Christian Rocca durchblicken. Im Klartext heißt das,
daß man nur für die beiden ersten Plätze (und für den
Aufstieg extra) kassiert.
Was für ein Selbstbewußtsein!
André Schmidt
© Bild-Leipzig
FC Sachsen Leipzig zeigt sich beim letzten Testspiel bestens für die
Saison gerüstet
Es war in der Tat der ideale Testgegner, den sich der FC Sachsen Leipzig
da gestern in den Alfred-Kunze-Sportpark geholt hat: Der Brandenburger SC
Süd 05 spielte genau so, wie wohl die Masse der künftigen
Oberliga-Gegner in der Saison 2002/ 2003 in Leutzsch auftreten werden. Gnadenlos
defensiv, mit einem satten Neun-Mann-Abwehrgürtel vor dem eigenen Strafraum
und vorne, ja vorne hilft der liebe Gott. Möglicherweise. Gegen die
Raab-Truppe half er jedenfalls nicht - die ging mindestens ebenso gnadenlos
konzentriert und geduldig zur Sache. Diese Konzentration und Geduld wurde
letztlich belohnt: Vollkommen verdient gewannen die Hausherren diesen letzten
Test mit 2:0.Grund und Gelegenheit zum Feiern hatte die grün-weiße
Anhängerschaft bereits vor dem Anpfiff um 14 Uhr: Zum zweiten Male hatten
die Fans ein Sommer- und Kinderfest auf die Beine gestellt und sich da wahrlich
einiges einfallen lassen. Etwa ein Match gegen die BSG
Chemie-Traditionsmannschaft, in die sich die Fans einkaufen konnten - letztlich
hatten Leitzke und Co. zwar deutlich mit einem 17:2 die Nase vorn, gut lachen
hatte aber imEndeffekt der FC Sachsen-Nachwuchs. Dem kommen in Endeffekt
nämlich alle Einnahmen dieses Festes zugute. Übrigens: Heute geht
es ab 10 Uhr noch mal ordentlich rund im Alfred-Kunze-Sportpark. Dann kann
man unter anderem die Fan-Meisterschaft erleben oder einen Auftritt der Leipziger
Rockkehlchen...
Doch zurück zum Sportlichen - nicht nur die Bewerbung Leipzigs für
die Olympischen Spiele 2012 war in Leutzsch allgegenwärtig (auch hier
strampelten die Fans für Olympia!). Auch auf dem grünen Rasen ging's
ordentlich zur Sache: Mit dem Brandenburger SC Süd 05 hatte man sich
eine Mannschaft aus der Oberliga Nord ins Bruno-Plache-Stadion geholt und
dies mit Bedacht. Schließlich waren diese krasse Außenseiter
und agierten letztlich auch so - ordentlich Beton angerührt und mal
gewartet, was die Hausherren so zu bieten haben.
Nun, im Fall der Raab-Truppe war dies durchaus eine ganze Menge: Mit vollster
Konzentration gingen sie daran, die Brandenburger weich zu spielen. Dabei
taten sich vor allem Tom Geißler, Roman Müller und Ronny Kujat
mit sehenswerten Einzelleistungen hervor - schade, dass Letzterem in der
18. Minute die notwendige Konzentration im Abschluss fehlte, sonst hätte
der Mittelfeldmann ein schönes Solo mit dem ersten Treffer gekrönt.
Bis zur 43. Spielminute mussten sich die Zuschauer in Geduld fassen, dann
hatten es die Leutzscher geschafft: Tom Geißler spielt eine Ecke auf
Roman Müller, der flankt halbhoch auf den vollkommen freien Ronny Kujat
und der versenkt das Leder per Kopf im Kasten von BSC-Keeper Markus Jurzik.
Wunderschöner Spielzug, wunderschönes Tor!
Und nach dem Pausentee ging's munter weiter - dann sorgten die eingewechselten
Heiko Cramer und Sebastian Hänsel für frischen Schwung in der
Offensive. Vor allem der Regisseur setzte sich sofort blendend in Szene,
während Hänsel zum Pechvogel des Tages wurde. Drei exzellente Chancen
hatte der Youngster auf dem Fuß, dreimal reagierte Jurzik grandios.
Schade drum. Kurios hingegen der zweite Treffer: Ein Kujat-Schuss prallt
vom Rücken von Velibor Kopunovic ab, Sebastian Hänsel gewinnt das
Kopfballduell im Strafraum und danach zieht "Kopu" direkt ab - auch ein tolles
Tor! Das Fazit der Partie: Der FCSachsen ist gerüstet! Nicht zuletzt,
weil Tom Geißler und Heiko Cramer im Mittelfeld bestens harmonierten.
"Sie können alle beide das Spiel lesen und gestalten. Mit ihnen sind
wir in der Lage, von verschiedenen Positionen aus das Spiel zu machen - dadurch
werden wir weniger ausrechenbar", freut sich Trainer Jürgen Raab.
J. Wagner
© Sachsen-Sonntag
BSC verliert 0:2 gegen Leipzig
Letzter Test vor dem Oberligastart
LEIPZIG - Der Oberligist BSC Süd 05 hat seinen letzten Test vor dem
Saisonstart beim Süd-Oberligisten Sachsen Leipzig mit 2:0 verloren.
"Das Ergebnis geht in Ordnung", schätzte Trainer Eckart Märzke
nach dem Schlusspfiff ein. In der Defensive habe sein Team ganz gut gestanden.
Für Märzke ein normales Ergebnis: "Die Sachsen haben ein Jahresetat
von 1,3 Millionen Euro, wir müssen mit 100 000 Euro auskommen."
16 Spieler fuhren nach Leipzig. Schulz (Urlaub) und Bischof (Verletzung)
fehlten noch. Ansonsten scheint der Coach seinen Oberliga-Kader zusammen
zu haben. Sorgen macht ihm vor allem die Offensive, doch für einen
erfahrenen Torjäger hat der Verein weder Geld noch einen Arbeitsplatz.
Chancen zum Ehrentor waren aber auf jeden Fall vorhanden. Nach dem 0:1 in
der 43. Minute hatte Sven Dürr in der 54. Minute die große
Ausgleichschance, als er allein vor dem Leipziger Keeper auftauchte. Doch
der reagierte sehr gut. Drei Minuten später erhöhten die Sachsen
auf 2:0.
Der zur Halbzeit eingewechselte Mariano Bess hatte in der 73. Minute genauso
den Anschlusstreffer auf dem Fuß wie zehn Minute später Schultze,
als dieser den besser postierten Christian Pietzsch übersah. So blieb
es letztlich beim 0:2. "Ein normales Ergebnis", kommentierte Märzke
ein Spiel, in dem die Abwehrreihen dominierten.
Einziger Wermutstropfen: In der 80. Minute musste Rahn verletzt vom Platz.
Ob er am Sonntag um 14 Uhr zum Oberligaauftakt gegen Altmark Stendal auflaufen
kann, ist zumindest fraglich. Gerade gegen die mit mehreren Spielern mit
2. Bundesliga- und Regionalliga-Erfahrung in ihren Reihen startenden Stendaler
ist der routinierte Abwehrchef Rahn natürlich gefragt.
© Märkische Allgemeine
|