Chaos in Leutzsch - Hooligans stürmen Feld
Leipzig. Das gibt's nur im wilden Osten: 20 Minuten vorm Ende der Testpartie
Chemie gegen HFC stürmten Schwachmaten aus dem Gästeblock das Feld
und machten Jagd auf Sachsen-Spieler! Security? Da, aber abgetaucht. Polizei?
Da, aber mit Zaun-Besteigung beschäftigt (Schlüssel zu Fluchttoren
war mal wieder unauffindbar...). Und so musste der kleine Neu-Leutzscher
Pino Canale Haken schlagend ums sein Leben rennen und vom Kollegen Almedin
Civa gerettet werden. Civa warf sich mutig dazwischen, teilte zwei, drei
klärende Gerade aus. Respekt.
Sachsen-Präsident Christian Rocca schrie sich die Seele aus dem Leib.
"Holt die Spieler vom Platz!" Nach minutenlangem Chaos beruhigte sich die
Lage, nicht aber Rocca: "Das war das letzte Freundschaftsspiel gegen den
HFC!" Dem Ausnahmezustand waren brutale Auseinandersetzungen im Zug und am
Leutzscher Bahnhof vorausgegangen. Ein Hallenser Anhänger wurde mit
einer schweren Augenverletzung ins Krankenhaus eingeliefert.
Als die Ordnungskräfte endlich für Ruhe gesorgt hatten, wurde
weitergespielt. Jedenfalls für ein paar Minuten, dann brach Schiri Andreas
Heinrich die Partie ab (83.) und stapfte wild gestikulierend vom Platz. Grund:
Der HFC-Keeper hatte einen Schneeball an den Hinterkopf bekommen. Das Geschoss
kam aus dem Leutzscher Block.
Falls es interessiert: Der HFC gewann 2:0 (1:0), Sebastian Hartung (25.)
und Sixten Veit (29.) trafen. "Halle war uns läuferisch überlegen",
sagte Sachsen-Coach Harry Pleß, der sich trotz Heimpleite bestens gelaunt
in sein Domizil begab. Im Lindner Hotel wurde das fünfte
Winter-Schnäppchen "verhaftet". Spielmacher Patrick Falk kommt
ablösefrei von den Offenbacher Kickers. Im Fall des Ligaerhaltes bleibt
der Familienvater bis Sommer 2005, optional ein Jahr darüber hinaus.
Wo die Reise hingehen soll? Richtung 2. Liga! "Ich bin nicht hierher gekommen,
um ewig Regionalliga zu spielen." Mit dem 23-Jährigen ist den Sachsen
ein bunter Vogel ins Nest gegangen. Expertise eines Offenbacher Journalisten:"In
den Füßen Bundesliga, im Kopf Oberliga!"
Falk, der alle DFB-Jugendauswahlen durchlaufen hat und bei Eintracht Frankfurt
Bundesligaluft schnupperte, unterschreibt nur erstere Passage. "Ich hätte
manchmal etwas selbstkritischer und diplomatischer sein sollen." Dass der
Neuanfang in Leipzig gelingen wird, steht für "Falkner" Harry Pleß
außer Frage. "Ein Super-Kicker, den krieg' ich hin."
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
Schlimmes sah er - Hetzjagd beim 0:2!
Warum wollte man Kanitz und Civa an die Wäsche?
Draußen war es ihm wohl zu kalt...
In der wohligen Wärme des Presseraumes, hinter verschlossenen Fenstern,
verfolgte Patrick Falk ( 23 ) gestern den Test seines neuen Arbeitgebers
FC Sachsen gegen Oberligist Halle ( 0:2 ). Heute wird der Mittelfeldmann
von den Offenbacher Kickers einen Vertrag bis 2005 unterschreiben. Falk:
" Ich hatte auch Angebote aus Ekuador und Argentinien. Aber Leipzig war die
erste und beste Option. " Auf wen dürfen sich die Leutzscher freuen?
VfB - Kapitän Kracht, der mit Falk einst in der Bundesliga ( Frankfurt
) spielte: " Ein Mann mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten -
wenn er im Kopf klar bleibt. "
Apropos: einigen " Fans " hatte die klirrende Kälte wohl das Hirn einfrieren
lassen. Anders sind die Vorfälle in der 76. Spielminute nicht zu
erklären: da stürmten 15 Chaoten aus dem Halle - Fanblock das
Spielfeld, machten regelrecht Jagd auf Almedin Civa und Nico Kanitz. Die
spielten einst für den Lokalrivalen VfB. Was die Vermutung nährt,
daß es keine Hallenser Anhänger waren. Kanitz geschockt: " Diese
Vollidioten haben mir einen Mordsschreck eingejagt. " Die Polizei ( 70 Beamte
wurden flugs rangefahren ) war machtlos, saß auf dem Dammsitz hinter
verschlossenen Toren fest.
Übrigens: vor 563 Fans trafen Hartung ( 25. ) und Veit ( 29. ) für
den Gegner.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Hartung macht Mut für die Rückrunde
Club gewinnt beim FC Sachsen 2:0 - Fan-Schlägerei mit Folgen
Leipzig/MZ. Blond, mit gutem Blick für die Mitspieler und gleich ein
Tor im ersten Spiel mit der neuen Mannschaft: Sebastian Hartung macht dem
HFC Mut für die Rückrunde. "Ich war selbst erstaunt, wie gut es
schon lief. Schließlich trainiere ich erst seit drei Tagen in Halle
mit", staunte der 23-Jährige, der vergangene Woche in einem Blitztransfer
von Dynamo Dresden geholt wurde, über seinen perfekten Einstand beim
2:0-Erfolg bei Sachsen Leipzig.
Hartung erzielte nach 25 Minuten die Führung, glänzte danach mit
gescheiten Pässen vor allem auf Sixten Veit, der unter kräftiger
Mithilfe von Sachsen-Verteidiger Neunaber nach 29 Minuten das zweite Tor
erzielte. Die Sachsen hatten in den gesamten 90 Minuten nur eine wirkliche
Torchance, als Kujat halb im Fallen auf das HFC-Tor zielte. Torwart Bölke
parierte sicher.
Auch Dirk Mankowski strahlte nach dem Spiel über den Sieg und seinen
Neueinkauf Hartung, der sich als Glücksfall erweisen kann. "Ich bin
sehr zufrieden, Hartung kann unsere Schwachstelle auf der rechten Außenbahn
vergessen lassen." Dann schränkte er jedoch ein: "Wir sollten diesen
Sieg nicht überbewerten. Die Sachsen haben viel probiert, außerdem
haben die noch einen ganzen Monat Zeit bis zum Beginn der Rückrunde
in der Regionalliga." Eine Viertelstunde vor Schluss stand die Partie vor
563 Zuschauern vor dem Abruch, weil plötzlich Feuerwerkskörper
flogen und Zuschauer auf den Platz stürmten. Laut Aussagen des
HFC-Fanbeauftragten Klaus Lorenz wurden bereits vor dem Spiel HFC-Fans weit
vom Stadion entfernt überfallen: "Einer unserer treuesten Fans musste
sofort in ein Krankenhaus eingeliefert werden, möglicherweise hat er
bei dem Überfall sogar sein Augenlicht verloren."
Zu den Zuschauern des Spiels gehörte auch Patrick Falk, der in Leipzig
den noch freien Platz im offensiven Mittelfeld besetzen könnte. Der
im Februar 24 Jahre alt werdende Falk hatte 1999 schon 13 Bundesligaspiele
für Frankfurt absolviert. Zuletzt spielte er in Offenbach, wo er in
dieser Saison allerdings nur auf fünf Einsätze kam. In dieser Woche
soll über eine Verpflichtung entschieden werden.
Gottfried Schalow
© Mitteldeutsche Zeitung
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