1. FC Lok Leipzig:
Benjamin Kirsten, Robert Berger, Markus Krug, Marcel Trojandt (69. Maik
Salewski), Paul Schinke (79. Hiroum Watahiki), Ryan Patrick Malone,
Djamal Ziane, Paul Maurer, Nils Gottschick (79. Matus Lorincak), Robert
Zickert, Peter Misch; Trainer:
Heiko
Scholz
BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque,
Stefan Karau, Manuel Wajer, Sebastian Hey, Alexander Bury (85. Phlipp
Wendt), Marko Trogrlic, Marc Böttger, Tim Bunge, Nicolas Ludwig (76.
Florian Schmidt), Max Hermann (63. Lars Schmidt), Rintaro Yajima; Trainer:
Dietmar Demuth
|
Ergebnis unentschieden, moralisch gewonnen
Rackern, kämpfen und grün-weiße Pudelmütze: Die BSG holt sich einen
Punkt vom Lokalrivalen.
Sagen
wir so: Wenn auf dem Spielbericht am Ende in der entscheidenden Spalte
ausschließlich Nullen stehen, dann ist das derzeit per se ein guter Tag
für die BSG Chemie. Schon an einem normalen Auswärtsspieltag. Dieser
Tag aber ist alles andere als normal. Im vorgezogenen Rückspiel gegen
den Lokalrivalen geht es natürlich um viel, viel mehr als nur Punkte,
auch wenn nur die am Ende dabei helfen werden, die Liga zu halten.
Derby in Leipzig, da lässt sich keiner lumpen, jedenfalls nicht,
wenn man Chemiker mit Leib und Seele ist. Der chemische Block
präsentiert sich angemessen, nämlich stilistisch vollendet im strikt
grün-weißen Flaggen-Design. Dass sich Torhüter Julien
Latendresse-Levesque nach seinem Wechsel im Sommer inzwischen auch als
echter Chemiker fühlt, lässt sich beim Aufwärmen nicht übersehen: eine
grün-weiße Pudelmütze kündet weithin leuchtend von der
Mannschaftszugehörigkeit. Die Heimfans nehmen es zähneknirschend zur
Kenntnis.
Die Zähne fletschen dann auch die Mannschaften selbst ausgiebig,
allerdings, soviel sei vorweggenommen, trotz allerlei Nickligkeiten und
der durchaus erwarteten robusten Gangart auf beiden Seiten: Es geht es
doch weitgehend fair zu. Also ohne Knochenbrüche, blutige Trikots oder
Knockouts auf dem Rasen. Da gab es schon ganz andere Spiele in dieser
Saison. Am ernsthaften Willen, hier siegreich vom Feld zu gehen, gibt
es allerdings bei niemandem Zweifel. Die Gastgeber zeigen das vom Start
weg indes ein wenig nachdrücklicher. Peter Misch prüft Latendresse
gleich mal in Minute eins. Ein Freistoß von Alexander Bury drei Minuten
später ist deutlich zu hoch angesetzt. Dann wieder Lok am Drücker: der
auch sonst sehr gefährlich agierende Djamal Ziane wird in Minute zehn
wiederum vom BSG-Keeper abgewehrt. Bis zur Pause tut sich dann nicht
mehr viel in den Strafräumen. Dafür wird im Mittelfeld verbissen
gefightet. Eins ist dabei immerhin klar: Gewinnen kann hier jeder mit
ein bisschen Glück und wenn die Kräfte reichen. Glück für Chemie zum
Beispiel, dass Markus Krug, der giftige Kapitän der Gastgeber, mit
einer recht frühen Gelben ordentlich ausgebremst wird.
Nach der Halbzeit erstmal Trubel fernab vom Rasen, 15 Minuten
Spielunterbrechung stehen danach auf der Uhr. Dann in der 57. Minute
die größte Gelegenheit für Lok, das Derby für sich zu entscheiden.
Latendresse muss sich lang machen, um einen Schuss von Ryan Malone an
den Balken zu lenken. Den Abstauber-Versuch von Marcel Trojandt räumt
er gleich mit weg. Der verblüffte Nils Gottschick hat jetzt freie Bahn
– lässt den Ball aber vergleichsweise gemächlich am Tor vorbei rollen.
Kurz hält der grün-weiße Fanblock den Atem an, bevor die heute
jederzeit unzweifelhafte Dominanz in Versschreibungs-Kompetenz und
Lautstärke wieder hergestellt wird.
Der Rest ist Dampfkessel-Emotion und heftiges Rackern. Gerade Bury
lässt sich keinen Ball einfach so abnehmen, setzt allem hinterher, was
über den Rasen rollt und reibt sich sichtlich auf. Anderthalb Chancen
sind noch zu verbuchen: Manuel Wajer erwischt in der 62. den Ball nicht
richtig, trifft aber immerhin noch das Halteseil, zumindest wackelt das
Tornetz mal. Mehr ist heute nicht drin. Nochmal richtig eng wird es,
als Matus Lorincak eine Flanke genau auf den Kopf gezirkelt bekommt,
den zugehörigen Kopfball aber nicht an Latendresse vorbei bringt, der
sich klugerweise entschließt, einfach mal direkt vor dem Angreifer
stehen zu bleiben.
Es ist ein hart umkämpftes 0:0, mit dem die BSG sicher deutlich
mehr anfangen kann als der Lokalrivale. Wie sehr es den wurmt, zeigt
sich bei der Pressekonferenz, als Trainer Dietmar Demuth in der
VIP-Lounge mit einem Getränk attackiert wird. So geht Derby in
Probstheida also.
Quelle:
BSG Chemie Leipzig
|