Trotz klarer
Niederlage sehr gut aus der Affäre gezogen
Es war ein
rundum gelungenes Fußballfest, welches am Freitagabend in der
Frankfurter PSD Bank Arena auf die Beine gestellt wurde. Unter der
Kampagne „Flutlicht für Leutzsch“ gastierte die BSG Chemie Leipzig beim
seit Jahren befreundeten Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Allen
Leutzscher Beteiligten wird diese Begegnung vor 9000 Zuschauern in der
hessischen Metropole noch sehr lange in Erinnerung bleiben.
Flutlicht, perfekte
äußere Bedingungen, sensationelle Platzverhältnisse – Fußballherz, was
willst du mehr? Hinzu kam, dass beide Fanlager über die komplette
Spielzeit für Europapokal-Atmosphäre sorgten, die Stimmung war
definitiv nicht zu toppen.
Dass der Bundesligist
und Europa-League-Teilnehmer diesen Benefizkick letztlich mit 5:1 (2:1)
gewann, war im Vorfeld sicherlich so zu erwarten können, doch die
Chemiker konnten nach den 90 Minuten erhobenen Hauptes das Feld
verlassen. Vor allem im ersten Durchgang präsentierten sich die
Leutzscher rotzfrech und erzielten sogar den zwischenzeitlichen
Ausgleich. In Hälfte zwei musste man sich dann dem Tempo und der
Spielfreude der Eintracht beugen, was jedoch nichts daran änderte, dass
sich die Fünfeckträger insgesamt mehr als positiv aus der Affäre zogen.
Letztlich stand das Ergebnis jedoch etwas im Hintergrund, da ein völlig
anderer Aspekt für Aufsehen sorgte. In der Halbzeitpause bekam Frank
Kühne von den Verantwortlichen des Bundesligisten einen Scheck in Höhe
von 100.000 € überreicht, was unsere Chemie bezüglich dem geplanten
„Flutlicht für Leutzsch“ einen großen Schritt voranbringt. Bei der Höhe
des Betrages verschlug es sogar dem Vorstandsvorsitzenden etwas die
Sprache, „mit solch einer Summe konnten wir wirklich nicht rechnen.“
Dafür möchte sich die BSG Chemie Leipzig auf das Allerherzlichste bei
Eintracht Frankfurt bedanken und es zeigt, was unter Fanfreundschaften
möglich ist.
Wie ernst der
Bundesligist dieses Benefizspiel im Vorfeld nahm, zeigt schon der Blick
auf die Aufstellung. Zwar nahm Eintracht-Trainer Adi Hütter aufgrund
der Vielzahl von Pflichtspielen seit Ende Juli einige Änderungen vor
und gab einigen Akteuren eine Verschnaufpause – hinzukam, dass einige
Spieler mit ihren Nationalmannschaften für die EM-Qualifikation auf
Reisen waren. Doch die Startelf der SGE hatte immer noch einen
höchstprominenten Charakter, mit Bas Dost (Sporting Lissabon) und André
Silva (Leihgabe vom AC Mailand) konnten die Zuschauer unter anderem das
neue Sturmduo der Hessen bewundern. Und so bestimmte der Bundesligist
erwartungsgemäß von Beginn an die Partie.
Bereits in der
Anfangsphase hatte dabei der holländische Torjäger Bas Dost zweimal die
Möglichkeit, sein neues Team in Führung zu bringen. Zunächst verfehlte
er nach guter Flanke von Timothy Chandler knapp das Ziel (6.),
anschließend scheiterte er nach Ablage von André Silva am gut
reagierenden Benjamin Bellot im Chemie-Gehäuse (7.). Die Gäste aus
Leipzig-Leutzsch beschränkten sich erst einmal auf die
Defensivaufgaben, wobei man in der Anfangsphase darin auch gut zu tun
hatte. Erst nach gut einer Viertelstunde verbuchten die Schützlinge von
Trainer Miroslav Jagatic den ersten Torabschluss, als Björn
Nikolajewski einen Distanzschuss knapp verzog (13.). Ansonsten
bestimmte die Eintracht klar die Szenerie und ging wenig auch in
Führung. Sehr gut von Timothy Chandler eingeleitet behielt der
Portugiese André Silva vor dem Chemie-Tor kühlen Kopf und überwand
Bellot mit einem überlegten Lupfer – 1:0 (15.). Doch ließ die Antwort
des Underdogs nicht lange auf sich warten. Nach einem Steilpass von
Daniel Heinze passte Björn Nikolajewski von der rechten Seite auf den
rechtzeitig startenden Tomáš Petráček, der den Ball aus spitzem Winkel
zum 1:1 unter die Latte nagelte (17.).
Frankfurt war durch
diesen Gegentreffer natürlich angestachelt, mit großer Vehemenz wollten
die Hessen den Schaden sofort reparieren. Nach einem langen Ball auf
Chandler rettete Benjamin Boltze in höchster Not (25.), nach guter
Vorarbeit von Djibril Sow blieb Torjäger Dost abermals am Leutzscher
Schlussmann Benjamin Bellot hängen (26.). Die beste Möglichkeit ließ
der ehemalige Wolfsburger jedoch fünf Minuten später verstreichen, als
er die Kugel – nach einer klasse Flanke von Almamy Touré – knapp über
das Gehäuse köpfte (31.). Die Chemiker hatten in dieser Phase zwar ein
ums andere Mal das gegen diesen Gegner notwendige Glück gepachtet, doch
mit ihren schnell vorgetragenen Gegenstößen erwies sich die Jagatic-Elf
durchaus frech. Nach einem Konter über Raffael Cvijetkovic zögerte
Florian Schmidt in guter Schussposition etwas zu lange (33.), wenig
später scheiterte Tomáš Petráček mit einem Heber über SGE-Keeper Jan
Zimmermann aus 40 Metern nur an der Querlatte (39.). Stattdessen fiel
das Tor dann auf der Gegenseite. Nach einem Pass von David Abraham zog
Erik Durm von der rechten Seite nach innen und überwand Bellot mit
einem Flachschuss ins kurze Eck – 2:1 (40.). Zwei Minuten vor der Pause
hätte der Bundesligist sogar noch ausbauen können, doch nach einem
Rückpass von Timothy Chandler strich ein Schuss von David Abraham knapp
über den Kasten (43.).
Zur Halbzeitpause
wurden beide Teams dementsprechend mit Applaus bedacht: die Frankfurter
führten aufgrund ihrer Chancenvorteile verdient, doch auch die
Leutzscher Fans erkannten, dass sich ihre Elf gegen diesen scheinbar
übermächtigen Gegner sehr gut präsentierte.
Im zweiten Durchgang
nahm die Dominanz der Hessen erwartungsgemäß immer mehr zu. Mit
forciertem Tempo steuerte die Hütter-Elf immer wieder den
Gäste-Strafraum an, die Offensivaktionen des Regionalligisten wurden
fortan deutlich weniger. Schon in der Anfangsphase der zweiten 45
Minuten besaß die Eintracht gute Möglichkeiten, um das Resultat
anwachsen zu lassen. Nach einer Flanke von Erik Durm scheiterte Bas
Dost per Kopf an Bellot (49.), kurz darauf verfehlte ein Durm-Kopfball
nach Flanke von Chandler knapp den Leutzscher Kasten (50.). 60 Sekunden
später dann die größte Eintracht-Gelegenheit nach Wiederanpfiff: Nach
einem hohen Ball brachte BSG-Keeper Bellot die Kugel nicht weit genug
aus der Gefahrenzone, doch Dost traf aus vielversprechender Position
nur Chemie-Youngster Björn Nikolajewski, der auf die Torlinie
zurückgeeilt war (51.). In der Offensive gelang den Leutzschern nach
Wiederanpfiff so gut wie keinerlei Entlastung, wenn man einmal von dem
abgeblockten Schuss Tommy Kinds absieht (53.). Die Frankfurter
Möglichkeiten häuften sich nun, doch die Fünfeckträger konnten zunächst
mit Glück und Geschick einen weiteren Gegentreffer verhindern. So
verfehlten Djibril Sow und Bas Dost mit ihren Schüssen hauchzart das
Ziel (57., 60.), bei einem Distanzschuss von Sahverdi Cetin lenkte
Benjamin Bellot das Streitobjekt reaktionsschnell an den Außenpfosten
(61.). Doch bereits nach dem folgenden Eckball war es dann passiert.
Dieser wurde zwar zunächst geklärt, allerdings brachte Cetin die Kugel
erneut in die torgefährliche Zone, wo Lucas Torró den zu kurz
abgewehrten Ball direktnahm und zum 3:1 unter die Latte hämmerte (62.).
Zwei Minuten später bauten die Hessen den Vorsprung weiter aus. Nach
einem Leutzscher Fehlpass im Spielaufbau sah André Silva auf der linken
Seite Timothy Chandler, der die Kugel aus dem Stand per Bogenlampe zum
4:1 ins lange Eck beförderte (64.). Ein wahres Traumtor!
Nach diesem vierten
Treffer nahmen die Frankfurter glücklicherweise wieder etwas den Fuß
vom Gas, was den Leutzschern nur entgegenkommen konnte. Fortan konnten
sich die Chemiker aus der Umklammerung der Hessen etwas befreien, auch
wenn sich zwingende Torgelegenheiten nicht ergaben. Einzig Daniel
Heinze bedrohte mit einem Distanzschuss das SGE-Gehäuse, aber hier
brauchte Felix Wiedwald nicht einzugreifen (72.). Die Eintracht
verwaltete die Schlussphase im Energiesparmodus, trotzdem konnte der
Bundesligist gegen Ende noch einmal zuschlagen. Nach einer schnellen
Freistoß-Ausführung von Daichi Kamada lupfte Erik Durm die Kugel von
der halbrechten Seite über Bellot hinweg – André Silva hatte im
Sturmzentrum wenig Mühe, die Kugel zum 5:1 im verwaisten Leutzscher Tor
unterzubringen (84.). Zwar versuchte sich kurz vor Schluss noch einmal
Nicolai Müller mit einem spektakulären Fallrückzieher, doch hier
fehlten die berühmten Zentimeter (89.).
Fazit: Am verdienten
Sieg das Bundesligisten gibt es nichts zu rütteln, doch großen Respekt
für die Leistung der Elf von Trainer Miroslav Jagatic. Sehr ordentlich
zog man sich gegen diesen hochkarätigen Gegner aus der Affäre, was Mut
für die kommenden Aufgaben machen dürfte. Bereits am kommenden Mittwoch
sind die Leutzscher in der Regionalliga gefordert, wenn man um 19:00
Uhr bei Germania Halberstadt spielt. Für Eintracht Frankfurt geht es in
der Bundesliga am Samstag weiter, wenn man um 15:30 Uhr beim FC
Augsburg antritt. Für alle Akteure der BSG war diese Begegnung in
Frankfurt ein absolutes Erlebnis – das Resultat spielte letztendlich
nicht die Hauptrolle. Es war ringsum eine absolut gelungene
Veranstaltung vor einer tollen Kulisse – bezüglich des Betrages für
„Flutlicht für Leutzsch“ gilt nochmals ein großer Dank an die
Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt.
Quelle:
Pressestelle BSG Chemie Leipzig