Remis gegen Babelsberg – doch es war weit mehr drin
Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig bliebt in der neuen
Spielklasse weiter ungeschlagen. Nach den beiden torlosen Unentschieden
bei den Spitzenteams in Nordhausen und daheim gegen Viktoria Berlin
trennte man sich nun vor 3329 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark vom
SV Babelsberg 03 1:1 (1:1) unentschieden und hat somit die schwere
Englische Woche zum Saisonstart ohne Niederlage überstanden. Allerdings
ärgerte man sich im Leutzscher Lager nach dem Abpfiff etwas über das
Resultat, da aufgrund der deutlichen Chancenvorteile viel mehr möglich
gewesen wäre.
Im Duell gegen die Babelsberger hatten die Leutzscher anfangs
gravierende Probleme, in die Partie zu kommen. Die Mannschaft von
Trainer Miroslav Jagatic fand zunächst überhaupt keinen Zugriff auf den
Gegner, der Gast aus der Filmstadt dominierte die Anfangsphase klar.
Bereits nach wenigen Sekunden setzte der agile Pieter-Marvin Wolf das
erste Achtungszeichen, doch sein Schuss verfehlte knapp das Gehäuse
(1.). Die Chemiker waren zu Beginn fast ausschließlich im Rückwärtsgang
gebunden, ein eigenes Offensivspiel fand zunächst nicht statt. Ganz
anders die Gäste, in deren Kader insgesamt elf Spieler unter 23 Jahren
standen. Durch gelungene Ballstafetten gelang es den Babelsbergern immer
wieder vielversprechende Akzente im Spiel nach vorn zu setzen, sodass
sich Torgefahr fast zwangsläufig ergeben sollte. Sehr gut von Tobias
Dombrowa eingesetzt, drehte sich der ehemalige Leutzscher Tom Nattermann
geschickt um Chemie-Kapitän Stefan Karau herum, jedoch riss BSG-Keeper
Benjamin Bellot reaktionsschnell die Fäuste hoch (13.). Bereits mit dem
nächsten Angriff hatten die Gäste ihre Überlegenheit dann aber auf der
Anzeigetafel zum Ausdruck gebracht.
Zunächst wurde 03-Kapitän David Danko nicht konsequent am Flanken
gehindert, anschließend setzte sich Pieter-Marvin Wolf im Leutzscher
Strafraum resolut gegen Alexander Bury durch und nickte die Kugel zum
0:1 in die Maschen (14.). Ein zeitiges Gegentor – alles was aus
BSG-Sicht nicht passieren durfte, trat ein. Doch die Grün-Weißen zeigten
eine sofortige Reaktion und kamen umgehend zum Ausgleich – ein Treffer,
der sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht ankündigte. Mit dem ersten
erfolgreich vorgetragenen Leutzscher Angriff setzte Björn Nikolajewski
auf der rechten Seite Manuel Wajer in Szene, dessen flachen Rückpass
drosch Tomáš Petráček in die Mitte des Babelsberger Gehäuses zum
vielumjubelten 1:1 (19.). Dieser Treffer hatte im Leutzscher Spiel
sofort eine gewisse Signalwirkung. Der Ausgleich wirkte wie eine
Befreiung, auf einmal begann die Mannschaft das Heft des Handelns in die
Hand zu nehmen. Die Gäste wurden fortan immer mehr in die eigene Hälfte
gedrängt, nur mit Mühe konnte die Elf von Ex-Profi Marco Vorbeck
(ehemals F.C. Hansa Rostock, Dynamo Dresden, FC Augsburg) einen
Rückstand verhindern. In letzter Sekunde rettete Linksverteidiger
Fabrice Montcheu gegen den anrauschenden Tommy Kind, nachdem Alexander
Bury die Situation über die linke Seite klasse vorbereitet hatte (23.).
Vier Minuten später verlängerte Kind per Kopf einen langen Ball von
Benjamin Boltze genau in den Lauf von Torschütze Tomáš Petráček, der
zwar zunächst 03-Schlussmann Marvin Gladrow umkurvte, im Anschluss daran
jedoch das Kunststück fertigbrachte aus zwei Metern den auf der
Torlinie liegenden Onur Yeselli anzuschießen. Zu allem Überfluss setzte
Bury den abgewehrten Ball aus Nahdistanz weit über den Querbalken (27.).
Dies hätte die Leutzscher Führung sein müssen!
Doch auch davon ließen sich die Platzherren nicht aus der Bahn werfen
und spielten weiterhin zielstrebig nach vorn. Nach einem Eckball von
Boltze scheiterte der leicht überraschte Tommy Kind am gut reagierenden
Gladrow (32.), anschließend fischte der Babelsberger Torhüter einen
Boltze-Freistoß aus dem oberen Eck (37.). Eine Chemie-Führung hätte dem
Spielverlauf nun vollends entsprochen, Babelsberg gelang es bis zur
Pause kaum noch für Entlastung zu sorgen. Die Ausnahme bildete ein
Schuss von Tobias Dombrowa, welchen Bellot jedoch sicher meisterte
(41.). Stattdessen brannte es Sekunden vor dem Pausenpfiff wiederum vor
dem 03-Gehäuse. Ein Freistoß von Alexander Bury, welcher von Moritz
Kretzer leicht abgefälscht wurde, krachte an den Pfosten und verhinderte
abermals die Leutzscher Führung (45.).
Auch im zweiten Durchgang blieb die Jagatic-Elf feldüberlegen und
nahm den Schwung der ersten Hälfte mit. Dennoch hatten die Gäste die
erste Gelegenheit zu verzeichnen, als Tom Nattermann nach Zuspiel von
Fabrice Montcheu aus der Drehung abzog – Benjamin Bellot jedoch
reaktionsschnell abtauchte (47.). Sehr zielstrebig agierten die
Fünfeckträger weiterhin im Spiel nach vorn, doch vergaß man sich leider
selbst zu belohnen. Nach klasse Einzelleistung wurde ein Versuch von
Tomáš Petráček gerade noch abgeblockt, beim Nachschuss von Max Keßler
rettete Gladrow grandios per Fußabwehr, den abgewehrten Ball drosch
Benjamin Boltze aus der Distanz knapp am 03-Gehäuse vorbei (58.). Kurz
darauf die nächste Riesenmöglichkeit für die BSG. Nach einem Freistoß
von Boltze schraubte sich Benjamin Schmidt im Sturmzentrum am höchsten,
doch er scheiterte per Kopf aus Nahdistanz am sensationell reagierenden
Marvin Gladrow im Babelsberger Tor (60.). Wenig später versuchte sich
Tommy Kind mit einem Schlenzer aus halblinker Position, allerdings
verfehlte sein Versuch hauchzart das lange Eck (70.).
Nur mit Glück und einem überragenden Torhüter hielten die Filmstädter
bis zu diesem Zeitpunkt das Unentschieden, die Leutzscher hätten die
Begegnung aufgrund der sich bietenden Möglichkeiten längst in die
eigenen Bahnen lenken müssen. Babelsberger Offensivaktionen blieben zwar
auch in der Folgezeit selten, doch wenn, dann waren die Gäste durchaus
gefährlich. So senkte sich eine Flanke von Onur Yeselli gefährlich in
Richtung Chemie-Gehäuse (drüber, 65.), nach guter Vorarbeit von Dombrowa
und Nattermann setzte der völlig freistehende Yasin-Cemal Kaya die
Kugel weit über den Kasten (75.). Auch Torjäger Nattermann deutete mit
einem Flachschuss seine Gefährlichkeit an, doch hier fehlte ein guter
Meter (89.). Zwingender blieben jedoch weiterhin die Chemiker,
allerdings blieb die Chancenverwertung der einzig kritikwürdige Faktor.
So setzte Alexander Bury die Kugel aus vielversprechender Position weit
über den Querbalken (80.), kurz darauf scheiterte Manuel Wajer abermals
an Gladrow (82.). Zu allem Überfluss kam aus Leutzscher Sicht auch noch
etwas Pech hinzu, als Björn Nikolajewski mit seinem Schlenzer nur die
Querlatte traf und der eingewechselte Kai Druschky den zurückspringenden
Ball verstolperte (85.). Auch der nach Verletzung zurückgekehrte Daniel
Heinze hätte den Siegtreffer der BSG noch beisteuern können, doch nach
Kopfballvorlage von Bury setzte der Spielmacher den schwer zu nehmenden
Ball knapp über den Kasten (87.). Es sollte einfach nicht sein,
Babelsberg rettete den Punkt über die Zeit. Bei den Leutzscher Spielern
sah man hingegen nach Abpfiff von Schiedsrichter Eugen Ostrin (Eisenach)
in einige enttäuschte Gesichter.
Fazit: Nach den 20 Anfangsminuten, welche klar dem SV Babelsberg
gehörten, steigerte sich die BSG Chemie extrem und hätte aufgrund der
sich bietenden Möglichkeiten eigentlich diese Begegnung gewinnen müssen.
Doch leider machte eine inkonsequente Chancenverwertung dem Vorhaben
einen gewaltigen Strich durch die Richtung. Nichtsdestotrotz kann man
mit der gezeigten Leistung absolut zufrieden sein. In den kommenden
Wochen gilt es sich für solch engagierte Vorstellungen selbst zu
belohnen – dann sind die Grün-Weißen auf dem richtigen Weg. Vielleicht
gelingt den Leutzschern dies schon beim Bischofswerdaer FV, wo man am
Sonntag, den 18.08.2019 um 13:30 Uhr das nächste Regionalliga-Spiel
bestreitet. Am kommenden Wochenende legt die Meisterschaft erst einmal
eine Pause ein, was den Chemikern die Möglichkeit bietet, noch einmal zu
testen. So gastiert Sachsenligist SG Taucha am kommenden Sonntag um
11.00 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark – eine willkommene Gelegenheit, um
allen Akteuren Wettkampf-Praxis zu geben.
Quelle:
Pressestelle BSG Chemie Leipzig