Recht schwer hatte es der Verein in seinen Gründungsjahren, kam doch zu der allgemeinen Bekämpfung des Sports noch die Armut des Vereins hinzu, so daß schon in den Vorkriegsjahren Britannia ein guter Spielerliferant war.
Einmal erklamm der Verein aber schon damals die höchste Stufe im Fußballeben: die 1. Klasse. Durch einen Verwaltungsfehler (Spielenlassen unter falschen Namen) ging aber nicht nur die 1. Klasse, sondern auch die gesamte 1. Mannschaft verloren, die dann in verschiedenen Vereinen des Leipziger Verbandes auftauchten.
Durch den Krieg wurde das Emporarbeiten jäh unterbrochen, auch der Spielplatz auf den Sportplatz ging verloren. Auf der Nonnenwiese wurde in den Kriegsjahren mit größten Opfern ein Spielbetrieb in kleinem Umfang aufrechterhalten. Am Kriegsende fehlte so manches bekannte Gesicht unter den Heimkehrenden.
mit allen Mitteln dem Verein sein früheres Ansehen wieder zu geben, ließ jedoch keine Rast zu. In den Qualifikationsspielen erkämpfte der Verein die Zugehörigkeit zur 1. Klasse, die ihm bald einen weiteren Aufstieg ermöglichen sollte.
Um die Jahreswende 1920 führten die Vorsitzenden von Britannia 99 und Hertha 05 (früher Hohenzollern 05) Verhandlungen zwecks Errichtung eines gemeinsamen Sportplatzes an dem Prießnitzbad in Leipzig-Lindenau. Als das Projekt gescheitert war, hatten die Vereine eine derartige Fühlung miteinander bekommen, daß eine Vereinigung beider Vereine allgemeiner Wille war.
Der Fußballklub Hertha 05 (vor der Saatsumwälzung Hohenzollern 05 ist am 1. Januar 1905 von den Brüdern Arno, Willi und Erich Kahl, Fritz Rost und Max Apostel gegründet worden und hatte seinen Spielplatz, den damaligen Verhältnissen entsprechend, in den Gründungsjahren, bald hier, bald dort. Erst 1907 machte er sich an der Hellmuthstraße in Leipzig-Lindenau bodenständig und
Er war der erste Verein, der sich intensiv mit der Heranbildung von Jugendlichen befaßte. Seine Jugendabteilung fochte manchen Strauß mit der hinzukommenden Spielvereinigung aus. In einer Erklimmung der höchsten sportlichen Stufen ist er jedoch nich gekommen, auch nicht im Jahre 1919, als bei den Qualifikationsspielen über die Hälfte seiner Spieler der 1. Mannschaft noch in Gefangenschaft war. So kam die Vereinigung Britannia erstklassig, Hertha zweitklassig zustande, den Nachteil der Klasse wog aber Hertha mit einer größeren Mitgliederanzahl und einer zahlreichen Jugendabteilung auf.
Die Vereinigung unter den Mamen Britannia 99 machte in der Folgezeit einen Siegeszug nie geahnter Art. Die an ausichtsarmer Stelle liegende Britannia wurde die Rückkehr von Weißkirch, Weißflog, Cieliski und Kitzing aus der Gefangenschaft so spielstark, daß die vornliegende Viktoria fast eingeholt wurde und Britannia neben Viktoria der Aufstieg zur Liga ermöglicht wurde.
War auch das erste Ligajahr durch das Gewöhnen an die neue Umgebung ein Stillstand, so folgte 1922 unter dem neuen Namen
eine weitere Aufwärtsentwicklung des Vereins.
Nur einem Verwaltungsfehler ist das zuzuschreiben, daß damals die Meisterschaft verloren ging. In dieser Zeit hatte es der Mannschaftsführer verstanden, die Spieler zu einer Einheit zusammenzuschmieden, die auf der einen Seite den Erfolg brachte, anderseits aber in der Folge den Verein den Niederbruch nicht ersparte. Eine Streitigkeit mit dem Mannschaftsführer veranlaßte über die Hälfte der Spieler, dem Verein den Rücken zu kehren, die man in den Folgejahren in Wacker, Sportfreunde, Olympia und LBC wiederfindet.
Die dadurch entstandene Lücke konnte der Verein nicht so schnell auffüllen und trotz des Kräfteeinsatzes von Weißkirch, Beil, Weißflog, Schneider, Langhammer und Vollrad im Spieljahr 1922-24 ging die Liga durch Unglück im Asscheidungsspiel mit Tapfer verlorem (Elfmeter 1:0).
Seit dieser Zeit hat der Verein, nachdem er im Folgjahr nochmals schwer um den Verbleib in der 1. Klasse ringen musste, einen langsamen aber um so festeren Aufstieg seiner sportlichen Stärke zu verzeichnen gehabt. Die 1923/24 gegründete Handballabteilung unt in diesem Jahre die höchste Stufe wieder erreicht, und
wird es besonders in diesem Jahr recht ernst mit ihrem Streben nach der Sonne nehmen. Der Verein hofft und baut auf sie. Stolz ist der Verein auf seine 1. Mannschaft, die unter der Heranbildung von Rudolf Bauch eigens Material ist und dem Verein schon manche Freude bereitet hat.
Daß in dieser jungen Generation der alte Kämpe Langhammer noch tonangebend ist, stellt dem sympatischen Spieler das beste Zeugnis aus.
Der Verein hat in den Jahren auf dem Verwaltungsgebiete einen schweren Existenzkampf durchgemacht und wird auch in dieser Hinsicht einen Wiederaufstieg äußerst notwendig gebrauchen, bezahlt er doch für seinen in der Inflationszeit gepachteten und mit eigenen Mitteln und mit den Händen der eigenen Mitglieder geschaffenen 44 000 qm großen Sportpark die Summe von 4400 RM jährlich Pacht.
wie der Verein das von 1924 - 1929 durchhalten konnte. Opferfreudigkeit der Mitglieder und das ideale Wirken der ersten Mannschaft haben hier Großes geleistet. Der Verein hofft, wenn sein im Jahre 1927 errichtetes Vereinshaus Erträge bringt, einer besseren Zukunft entgegenzugehen.
Aus Gründen der finanziellen Not war der Verein, der an und für sich in seinen Mitglieder- und Gönnerkreisen die Geselligkeit recht pflegt, von größerern Festlichkeiten abgesehen.
Nur eine Jubelfeier verbindet am 21. September im Hotel Deutsches Haus zu Leipzig-Lindenau die jetzigen und die frühren Mitglieder zu froher Stunden des Wiedersehens und des Gelöbnisses, weiter im Sinne der Gründer zu wirken.
aus Sport-Sonntag vom 21. September
1929
Zu einer schlichten, aber äußerst wohlgelungenen Jubelfeier hatten sich am Sonnabend die Mitglieder und Freunde des Leipziger Sportvereins von 1899 im Deutschen Haus zu Lindenau eingefunden. Der Abend sah zunächst eine kurze Programmfolge vor, die mit einem guten Konzert der Kapelle Kuhnhardr eröffnet wurde. Auch die Sängerabteilung des Vereins hatte sich in den Dienst des Tages gestellt und gab in einigen Liedern Proben ihres guten Könnens ab. Sehr beifällig wurde auch ein auf die Bedeutung des Tages hinzielender Prolog aufgenommen, der von Fräulin Rosenheinrich recht wirkungsvoll gesprochen wurde. Im Laufe des Abends nahm der 1. Vorsitzende des Vereins Friedrich Schwabe, Gelegenheit, die zahlreich Erschienen mit herzlichen Worten zu begrüßen. Eine besondere Freude war es ihm, Herren des Verbandes- und Gauvorstandes willkommen heißen zu können. Schwabe zeichnete dann in kurzen Strichen die
der vor 30 Jahren von jungen, fußballsportbegeisterten Leuten gegründet wurde. Wie alle Sportvereine, so hatte auch die junge Britannia so nannte sich damals der Verein recht schwere Tage durchzumachen. Ein besonderes Mißgeschick traf den Verein in einem von der Vereinsverwaltung begangenen Fehler, durch den nicht nur der Verbleib in der 1. Klasse verloren ging, sondern der auch eine Auflösung der gesamten ersten Mannschaft zur Folge hatte. Auch der Krieg blieb naturgemäß nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung des Vereins. Nach Kriegsende trat bei den Zurückgekehrten der einheitliche Wille zum Wiederaufbau markant in Erscheinung, und dieser Wille wurde von schönsten Erfolgen gekrönt. Immer schon hatte der Verein bestes Spielermaterial aufzuweisen, und diese guten Spieler waren es, die dem Verein bald wieder die Zugehörigkeit in die erste Klasse erkämpften. Im Dezember 1919 verschmolz sich der Verein mit dem Fußballclub Hertha 05, und die folgenden Jahre brachten einen ungeahnten Aufschwung sowohl in der Spielstärke wie im Vereinsleben überhaupt. Heute nimmt der Jubelverein eine achtungsgebietende Stellung in der 1b Klasse ein, und die Bestrebung des Mannschaftsleiters sind mit ganzer Sorgfalt darauf gerichtet, dem Verein wieder den dauernden Verbleib in der ersten Klasse zu sichern. Die Einmütigkeit, die alle Vereinsmitglieder nach schweren Existenzkämpfen beseelt, gibt die Gewähr dafür, daß schließlich alle gehegten Wünsche einmal schönste Erfüllung finden. Zu gönnen wäre dies dem alten, treuen Sportpionier von Herzen, hat er sich doch aus eigenen Mitteln und ohne jede fremde Hilfe einen Sportpark geschaffen, der jährlich eine ansehnliche Summe an Pacht kostet. Vorsitzender Schwabe schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche und dem Appell an die Vereinsmitglieder, dem Verein auch weiterhin dir Treue zu halten und jederzeit für sein Erstarken zu kämpfen. Er konnte dann noch eine Reihe Glückwunschadressen befreundeter Vereine verlessen, die die Wertschätzung für den Jubelverein bekundeten. Einige Leipziger Vereine hatten Vertreter entsandt, die mit Worten herzlicher Freundschaft ihre Vereinswimpel als Jubiläumsgabe überreichten.
Mit besonderer Wärme überbrachte Gauvorsitzender Pauckert die Grüße und Wünsche des Großgaues Leipzig. Er sprach davon, daß viele gute und bekannte Spieler aus den Reihen des Vereins hervorgegangen sind. Ein besonderes Wort galt der Jugend. Gerade die Jugendabteilung des Jubelvereins habe unter seinem rührigen Leiter Rudolf Bauch einen großen Aufschwung genommen. Sein Glückwunsch klang aus in den Mahnruf an die Jugend, am Alten festzuhalten und für das Neue zu kämpfen. Bei dieser Gelegenheit überreichte Gauvorsitzender Pauckert zwei bewährzen Vereinsmitgliedern, Otto Poetzsch und Richard Langhammer, die silberne Gauerennadel.
Herzliche Worte fand auch Andreas als Vertreter des Verbandsvorstands für den Jubilar. Gerade die 99er wüßten aus der Geschichte des Vereins, was es heiße, für den Sport zu kämpfen und zu leiden. Immer habe der Verbandsvorstand an den Bestrebungen des Vereins lebhaften Anteil genommen, seien doch die 99er stehts ein treues und herzliches Glied des VMBV gewesen. Diese Erkenntnis gebe die Gewähr dafür, daß der Leipziger Sportverein auch in Zukunft treu zu den Fahnen des Sports und des VMBV stehen werde. Als Geburtstagsgabe überreichte Andreas dem Jubelverein den Verbandsehrenwimpel. Außerdem wurden von ihm Vereinsvorsitzender Schwabe und der Betreuer der Jugend, Rudolf Bauch, mit der silbernen Verbandsehrennadel ausgezeichnet.
Vereinsvorsitzender Schwabe war dann noch Gegenstand besonderer Ehrung seitens seines Vereins, dem er in Kürze 25 Jahre angehört. Für seine Treue und für sein Aufgehen um die Geschichte des Vereins wurde er unter Worten des Dankes und der Anerkennung mit Blumen und sinnigen Geschenken erfreut, für die Schwabe mit bewegten Worten dankte. Auch Richard Langhammer, die treffliche und langjährige Stütze der 1. Fußballmannschaft, wurde für seine Verdinste um den Verein mit einem schönen Geschenk bedacht. Endlich auch Blumen und ehrende Worte für das einzige anwesende Gründungsmitglied Gustav Krauß, der heute noch den Wirtschaftsbetrieb im Vereins-Sportpark versieht.
Ein flotter Ball hielt die Teilnehmer in froher Feststimmung noch lange beisammen.
Die vielen und guten Worten, die am Sonnabend zu dem Jubelverein gesprochen wurde, macht sich auch die MSZ zu eigen. Auch sie wünscht dem Leipziger Sportverein von 1899 für die Zukunft Tage sportlicher Erfolge und ersprießlicher Vereinsarbeit.
aus Mitteldeutsche Sportzeitung vom 24. September 1929