35 Jahre Leipziger Sportverein v. 1899 e.V.


Dreieinhalb Jahrzehnte seines Bestehens hat nun auch dieser rührige Westverein vollendet. Nicht immer schien während dieser Zeitspanne den Blau-Gelben die Sonne. Fehl- und Nackenschläge mussten eingesteckt und überwunden werden, ehe der Jubilar auf seiner heutigen - recht beachtlichen - Leistungsstufe anlangte.

Berücksichtigt man daß der Verein bereits zum dritten Male den Aufstieg zur Bezirksklasse (früher Ligaklasse) erkämpfte - also auch Abstiegsorgen mehrmals überstand - daß Platzschwierigkeiten jahrzehntelang bestanden und auch diese nun durch die eigene Anlage mit schönem Vereinsheim beigelegt sind, daß etwa um das Jahr 1910 herum die gesamte erste Elf auf ein Jahr gesperrt wurde und man trotzdem mit der zweiten Mannschaft um ein Haar den Verbleib im Oberhaus erzwungen hätte, so sind diese Leistungen, die volle Anerkennung verdienen undein beachtliches Stück deutscher Fußballgeschichte bilden. Auch dem neueren Sportgeschehen hat sich der Jubilar nicht verschlossen. Der bereits zweimal mit Unterstützung der „Leipziger neuesten Nachrichten“ durchgeführte Gepäckmarsch „Rund um Leipzig“ hat sich bereits - auch über die Stadtgrenzen hinaus - einen guten Ruf erworben.

Die frühere Britannia hat stehts Könner von Ruf in ihren Reihen gehabt

Es seien nur Runkel, Dolge, Uhle, Beaning, Krauß (später Jena), Langhammer, Carolin und Schmidt in Erinnerung gebracht und des mehrfachen Nationalen Lorenz gedacht. Kaum ein zweiter Sportverein dürfte ein solch dauerhaften Gesamtvorstand aufzuweisen haben: Über 25 Jahre walten Kassierer Linzer und Schriftführer Müller, über 10 Jahre Vereinsführer Schwabe und Jugendleiter Bauch, sowie auf anderen Posten Pötzsch, Berus, Laube und Langhammer ununterbrochen ehrenamtlich. Im 10. Jahrgang erscheint eine Vereinszeitung, die den Vorzug hat auch zu allgemeinen Tages- und Sportfragen zu nehmen.

Der Jubeltag wurde im „Golden Anker“ in bescheidener würdiger Art begangen. Umrahmt von Tänzen und Vorträgen des Männerchors des Vereins, den Schulz ausgezeichnet leitete, hielt der Vereinsführer Schwabe (der selbst eine dreizigjährige Mitgliedschaft vollendete) die Begrüßungsansprache, ehrte den Mitbegründer Krauß anläßlich 35jähriger, und die Mitglieder P. Berus, R. Petzold und O. Langhammer für 25jährige Treue und verlieh die Auszeichnung an die Sieger der leichtatletischen Vereinswettkämpfe. Seine zündeten Worte klangen mit einen Sieg-Heil auf den Führer Adolf Hitler aus. Nachdem noch Solist Deike für gesangliche und humoristische Vorträge reichlich Beifall erntete kam der Tanz zu seinem Rechte.

aus Leipziger neueste Nachrichten vom 1. Oktober 1934