Gründung des FC Grün-Weiß Leipzig

Mit dem FC Grün-Weiß in die Bundesliga ?

Neuer Name für Leutzscher Chemiker

Leipzig. (wil) Gemunkelt wurde schon darüber, seit gestern abend ist es Gewißheit, Chemie Leipzigs Fußballer gehen den Weg der Eigenständigkeit - als FC Grün-Weiß Leipzig 1990 e.V..

Die Probleme der Leutzscher lagen nicht anders, als bei vielen Sportgemeinschaften hierzulande. Die alten Geldquellen sind versiegt. Die Sponsoren der Vergangenheit können nicht mehr zahlen. „Unser Ziel ist klar. Wir wollen im bezahlten Fußball fußfassen und dadurch den vielen treuen Fans weiterhin Leistungsfußball im Georg-Schwarz-Sportpark bieten, möglichts besseren und höherklassigeren als zuletzt“. Sektionsleiter Heinz-Joachim Jungnickel, der zukünftige Manager für die Lizenzspielerabteilung verantwortlich ist, hat gangbare Wege gesucht und in enger Zusammenarbeit mit der Leipziger UNIVERSA GmbH offensichtlich gefunden.

UNIVERSA GmbH-Chef Wolfgang Stamm, Querfeldein-As der 60er Jahre, sitzt denn auch auf dem Präsidentenstuhl des FC Grün-Weiß. So beschloß es die gestrige Deliegiertenkonferenz in Leutzsch. Stamm erarbeitete für die Grün-Weißen ein Finanzierungsmodell, daß nach westlichen Muster gestrickt ist und damit die Konkurenzfähigkeit gewährleisten soll. Als Hauptsponsor stehen für die neue Saison die Nürnberger Firma „Triumph Adler“ zur Verfügung, aber auch die "Mecklenburgische Versicherung" und andere Firmen aus Ost und West wollen und werden einsteigen. Der kalkulierte Jahresetat von ca. zwei Millionen Mark für die gesamte Sektion (inklusive den Nachwuchs- und Altersmannschaften) wird dadurch, so der neue Präsident, gesichert.

Keine Frage, über das Wohl und Wehe der Leutzscher wird vor allem der sportliche Erfolg entscheiden, doch den können die Grün-Weißen nun finanziell auf die Sprünge helfen.

Dabei aber blieb der Name „Chemie“ (Star-Kabaterist Edgar Külow meinte einmal „Chemie Leipzig ist keine Fußball-Mannschaft, sondern eine Weltanschauung“) auf der Strecke, nicht aber das Traditionsbewustsein der Grün-Weißen. Die 64er Meisterspieler Dr. Bernd Bauchspieß und Manfred Walter werden als 2. Vizepräsident bzw. Vorstandsmitglied Verantwortung übernehmen. Mit Prof. Dr. Detlef Krauspe (1. Vizepräsident) sicherten sich die Leutzscher zudem die Hilfe eines routinierten Verbandsfunktionärs.

Was aber wird aus den anderen Sektionen der BSG Chemie? Zitat Jungnickel „Natürlich wird der Fußball oberste Perorität haben, aber wir wollen die schwachen verhungern lassen.“ Vor allem die Versertensportler aber auch die anderen Sektionen sollen die Chance haben, sich dem FC Grün-Weiß anschließen.

Chemie Leipzig ist Geschichte, die Zukunft soll demFC Grün-Weiß Leipzig 1990 e.V. gehören. Logische Entwicklung in einer neuen Zeit, aber in den Herzen der Fans wird Chemie wohl ewig „Die Chemie“ bleiben.

Peter Stracke

aus Wir in Leipzig vom 1. Juni 1990



Chemie jetzt FC Grün-Weiß

Gestern abend in Leipzig-Leutzsch gegründet - der FC Grün-Weiß Leipzig 1990 e.V.! Die ehemalige Sektion Fußball der BSG Chemie Leipzig wird unter diesem Namen in der kommenden Saison als eigenständiger Fußball-Klub auftreten. Da die bisherigen Trägerbetriebe am 30. Juni ihre Zahlungen einstellen, können auch die weiteren Sektionen der BSG Mitglied des FC Grün-Weiß werden. Präsident ist Wolgang Stamm, zu Vizepräsidenten wurden Prof. dr. Detlef Krauspe und Dr. Bernd Bauchspieß gewählt. Manager ist Hein-Joachim Jungnickel.

aus Leipziger Volkszeitung vom 1. Juni 1990



Tschüß Chemie !

„Chemie, Chemie!“ - das waren Zeiten, als dieser Ruf tausendfach erschallte. Nun wird es ihn nicht mehr geben. Die Chemiker heißen seit Donnerstag FC Grün-weiß, was den ans kaum so locker beim Anfeuern über die Lippen kommen dürfte. Oder ist es nur eine Frage der Gewöhnung? Der neue Name läßt zumindest darauf schließen, daß die traditionellen (sächsischen) Farben der Spielkleidung bleiben, wenn sich schon die bisherigen Trägerbetriebe verabschieden und damit die Finanzquelln zu versickern drohen.

Chemie - das war in dieser Stadt mehr als nur eine Fußball-Mannschaft. An Chemie schieden sich viele Geister. Noch vor Wochen wurden versichert: „Chemie bleibt Chemie!“ Damals ging es um den Leipziger Fußball generell, und die Anhänger freuten sich, daß sich Chemie nicht vereinnahm und klein kriegen ließ. Nun spielt in Leutzsch ein FC, ohne den vertrauten Namen. „Chemie, Chemie!“wird künftig fehlen. Schade. Oder ist das nur der Zug der Zeit.

aus Leipziger Volkszeitung vom 2. Juni 1990



Chemie umbenannt

In Leipzig-Leutzsch wurde der FC Grün-Weiß Leipzig 1990 e.V. gegründet. Die ehemalige Sektion Fußball der BSG Chemie Leipzig wird unter diesen Namen in der kommenden Saison als eigenständiger Fußball-Klub auftreten. Da die bisherigen Trägerbetriebe am 30. Juni ihre Zahlungen einstellen, können auch die weiteren Sektionen der BSG Mitglied des FC Grün-Weiß werden. Präsident ist Wolfgang Stamm, zu Vizepräsidenten wurden Prof. Dr. Detlef Krauspe und Dr. Bernd Bauchspieß gewählt. Manager ist Heinz-Joachim Jungnickel.

aus Mitteldeutsche neueste Nachrichten vom 2. Juni 1990