Zwei Chancen, zwei Treffer: Chemnitz düpiert FC Sachsen
Leipzig. Beginnen wir die Aufarbeitung der Leutzscher 0:2-Pleite gegen den
Chemnitzer FC mit dem Arbeitsnachweis Steffen Karls. Der 33-jährige
CFC-Libero musste am Sonnabend in keinen einzigen (!) entscheidenden Zweikampf,
sparte sich ungestraft jedweden (!) Sprint, verbrachte viele der 90 Minuten
stehend;die Hände in den ausladenden Hüften geparkt, im
fröhlichen Dialog mit Cheftrainer Frank Rohde. "Fünf Meter links,
fünf rechts - mehr nicht, Steffen!", beschnitt "Wuschi" Rohde den sowieso
überschaubaren Bewegungsdrang seines Duzfreundes ("Alles im Griff -
bleib' ruhig, Wuschi!") zusätzlich.
Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag - Karls "Pensum" war beispielgebend für
die Verhältnisse im mit 5117 Zuschauern nur mäßig
bevölkerten Glutofen des Alfred-Kunze-Sportparks. "Chemnitz hat doch
überhaupt nichts fürs Spiel getan und nur auf Konter gewartet",
beschwerte sich Sachsen-Torhüter Marco Eckstein, unterschlug dabei zwei
nicht unerhebliche himmelblaue Rechtfertigungen:Das Chemnitzer 1:0 in der
27. Minute (Stefan Meißner), mehr noch das 2:0 in der 45. (Tino
Wächtler) brachte den Ex-Zweitligisten in die komfortable Lage, den
Fuß vom Gas zu nehmen und abzuwarten, was der am Sonnabend durch die
Bank schwächelnden Gegnerschaft einfällt. Es war nicht viel. Oder:
Fast gar nichts.
Entscheidende Vorteile in den Duellen Mann gegen Mann? In den ersten Minuten
versuchte es Roman Müller ein paar mal, gegen Ende der eingewechselte
Nico Kanitz. Dazwischen herrschte Hängen im Schacht. Der von den allesamt
wirkungslosen Stürmern Ronny Kujat, Petr Nemec und Denis Koslov so dringend
benötigte finale Pass kam nie an. Und dass Qualität viel mit Qual
zu tun hat, bewies die Güte der Flanken: die kamen mal zu hoch, mal
zu weit, mal zu früh, mal zu spät ...
Rückstand und Fehlerquote zogen einem schier unmenschlichen
läuferischen Aufwand nach sich. Wer sich am Wochenende bei leichter
Gartenarbeit versucht hat und dem Hitzetod von der Schippe gesprungen ist,
kann ansatzweise nachempfinden, wie weh den Männern um Kapitän
Heiko Cramer jeder Schritt in der tropisch heißen Leutzscher Hölle
getan haben mag. "Das war heute wirklich brutal", meinte selbst Marco Eckstein,
der sich die Kraftakte seiner bedauernswerten Kollegen in stoischer
Steffen-Karl-Manier - stehend - betrachtete.
Coach Jürgen Raab lobte völlig zurecht die zwar ideenlosen, aber
nimmermüden Anstrengungen der Seinen ("Kompliment, eine Riesenmoral"),
setzte ebenso treffend mangelhaftes Durchsetzungsvermögen dagegen ("das
war viel zu wenig") und fasste die Leutzscher Rückkehr in die Regionalliga
als "Einbahnstraßenfußball" Richtung Gästegehäuse zusammen.
"Am Ergebnis gibt es leider nix zu deuteln", meinte der vom puren Zuschauen
ausgelaugte Präsident Christian Rocca. "Chemnitz hat aus zwei Chancen
zwei Tore gemacht. Wir hatten glaube ich gar keine richtige Chance."
Der präsidiale Blick war ungetrübt, bis auf eine halbgare
David-Bergner-Möglichkeit nach reichlich 70 Minuten verlebten Steffen
Karl und Co. einen unaufgeregten Nachmittag. "Wir wollten hier gewinnen -
und wir haben gewonnen", resümierte CFC-Coach Frank Rohde, 43, dessen
Ausdauer- und Sprintwerte nur unwesentlich schlechter als jene seiner Fachkraft
auf der Liberoposition sein dürften. Was bleibt? Herr Karl muss bei
künftigen Gelegenheiten mehr und schneller laufen, der FC Sachsen mehr
und besser Fußball spielen.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
In Euch steckt mehr, Jungs!
Harmlose Sachsen gegen abgezockte Chemnitzer
Die Erfolgsserie in Liga vier hatte verwöhnt. Im Vorfeld diskutierten
die Fans deshalb nur über die Höhe des Sieges.
Doch nach dem Auftakt in Liga drei stand unterm Strich: FC Sachsen- Null.
Chemnitzer FC Zwei. Und die Erkenntnis: In Leutzsch muss man sich an Niederlagen
wieder gewöhnen.
Dabei hatte Sachsen-Trainer Jürgen Raab vorm Anpfiff noch getönt:
Wer uns zu Hause schlagen will, muss schon sehr, sehr gut sein."
Chemnitz war es nicht. Dafür richtig clever", musste die völlig
ausgepumpte Mittelfeld-Glatze Piet Schönberg hinterher zugeben. Zwei
Schüsse, zwei Treffer. Besser geht's nicht. Da kann man Raab sogar Recht
geben.
Das 0:1 stocherte Meißner über die Linie (27.) . Vorausgegangen
waren ein schnell ausgeführter Freistoß und zwei Doppelpässe.
So einfach war die Leutzscher Abwehr seither kaum zu überwinden.
Noch dümmer das 0:2: Wächter haute es aus 14m ins rechte Dreiangel
(45.). Nix zu halten für Keeper Eckstein. Der muss sich allerdings fragen,
warum er den Eckball zuvor völlig ohne Not Richtung Strafraumgrenze
boxte. Und Nemec sich, warum er gegen Biermann (musste mit Platzwunde raus)
den Stiefel ausfuhr. Den fälligen Freistoß haute Karl übrigens
erst zwei Mal in die Mauer, bevor der Ball beim Torschützen landete.
Die Leutzscher zu Statisten degradiert!
Die Regionalliga hat eben eine andere Qualität", weiß Raab
nur zu gut. Da werden die Fehler härter bestraft. Fehler, die
wir schnellstmöglich abstellen müssen."
Dass in der Mannschaft viel mehr steckt, bewies Halbzeit zwei. Koslov (50.),
Ferl (55.) und Bergner (85.) hatten zumindest den Anschluss auf Kopf und
am Fuß. Raab: Aber alles in allem haben wir zu langatmig gespielt.
Waren zu statisch im Aufbau." Hinzu kam die Gluthitze, die die Körner
von Minute zu Minute mehr schwinden ließ. Das 0:2 war letztlich
eine zu große Hypothek", so der Coach. 5117 Fans sahens genauso.
Samstag geht's nach Paderborn. Dann hoffentlich wieder mit Zimmermann, Kittler
und Geißler (fehlten diesmal angeschlagen). Dieses Trio konnten die
Leutzscher nicht ersetzen. Eine Ausrede für den harmlosen Auftritt im
Sachsenderby sollte es jedoch nicht sein.
André Schmidt
© Bild-Leipzig
Ein Willkommensgruß vom CFC
Herzlich willkommen in der dritten Liga! In einer Liga, in der denn doch
um einiges effektiver, cleverer, abgezockter und so weiter und so fort gespielt
wird als eine Etage tiefer. Eine entsprechende Lehrstunde musste der FCSachsen
Leipzig gestern bei hochsommerlichen Temperaturen im heimischen
Alfred-Kunze-Sportpark hinnehmen. Der Chemnitzer FC - von dem ein oder anderen
Experten im Vorfeld gar als heißer Abstiegskandidat gehandelt - schenkte
den Grün-Weißen bei nahezu maximaler Chancenauswertung zwei Tore
ein und sorgte damit für gedrückte Stimmung bei den Leutzschern.
Die konnten zwar rein optisch gegenhalten und bestimmten das Spiel über
weite Strecken - echte Torchancen sprangen dabei aber nicht heraus.
Ja, es gibt ihn in der Tat, den Unterschied zwischen Regional- und Oberliga.
Und er ist ziemlich augenfällig: Während in Liga 4 die Kontrahenten
schon mal 90 Minuten lang beste Chancen reihenweise versemmeln, gefallen
sich gestandene Regionalligisten in der Rolle der Minimalisten, die Abwehrfehler
gnadenlos ausnutzen. So geschehen nach nicht ganz einer halben Stunde: Die
Hausherren lassen die Chemnitzer Gäste munter kombinieren, Falk Schindler
darf ein präzise Eingabe auf den sträflich ungedeckten Stefan
Meißner schlagen und der lässt sich dieses Angebot nicht zweimal
unterbreiten. Nicht minder ärgerlich die Entstehung des zweiten Treffers:
Nicht nur, dass Steffen "Eisen"-Karl nach einem Freistoß kurz vor dem
Pausenpfiff gleich die Chance für einen Nachschuss bekommt - weil aller
guten Dinge drei sind, kann auch Tino Wächtler sein Schussglück
versuchen - mit durchschlagendem Erfolg.
Da nutzte es unter dem Strich auch wenig, dass der FCSachsen diesen
Regionalliga-Auftakt vor heimischen Publikum über weite Strecken bestimmte.
Doch gegen die Himmelblauen, die zunächst mächtig Beton angerührt
hatten und in den ersten Minuten selten einmal über die Mittellinie
kamen, fand man schlicht und ergreifend nicht die richtigen spielerischen
Mittel:Spielmacher Heiko Cramer mühte sich, ohne aber wirkliche Akzente
setzen zu können, auch seine Mittelfeldkollegen rackerten - nein, den
Vorwurf, sich nicht ins Zeug gelegt zu haben kann man den Leutzschern angesichts
der tropischen Temperaturen wahrlich nicht machen.
Stellt sich schon eher die Frage, ob der FCSachsen vor heimischen Publikum
mit seiner Vierer-Abwehrkette nicht doch eine Spur zu defensiv eingestellt
war? Denn wie abgemeldet das grün-weiße Mittelfeld über weite
Strecken der ersten Halbzeit war, machte die Einwechslung von Daniel Ferl
klar: Der sorgte umgehend für frischen Wind, nahm endlich den permanent
gefährlichen Falk Schindler aus dem Spiel und gab vor allem Piet
Schönberg endlich die Freiheit, sich effektiv ins Spiel nach vorne
einzuschalten. "Ich glaube schon, dass ich hier heute eine gute Leistung
gezeigt habe", schnaufte "Ferle" nach dem Spiel, mit dem er sich näher
an einen Stammplatz herangekämpft hat...
Zudem wurde klar, dass die grün-weiße Flaute im Sturm noch nicht
behoben ist: Weder Petr Nemec, der folgerichtig ausgetauscht wurde, noch
Ronny Kujat konnten sich in Szene setzen. Dafür könnte sich Denis
Koslov zu einem Hoffnungsträger mausern: In der zweiten Halbzeit schaffte
er es zumindest ansatzweise, die stabile CFC-Abwehr in Verlegenheit zu bringen.
Auffällig: Der kopfballstarke Russe war heiß, forderte energisch
den Ball.
"Ein heilsamer Schock, der uns zeigt, dass in der Regionalliga viel schneller
und effektiver gespielt wird. Jetzt müssen wir uns als Mannschaft
schnellstens darauf einstellen", zog Daniel Ferl nach der Partie eine erste
Lehre. Ähnlich sah dies auch Kapitän Heiko Cramer: "So werden wir
uns nicht noch einmal präsentieren. Wir waren viel zu defensiv und sind
gegen die routinierten Chemnitzer ins offene Messer gelaufen."
Wesentlich mehr Engagement erwartet in den künftigen Partien hingegen
Sachsen-Präsident Christian Rocca, der einige harsche Worte der Kritik
für seine Kicker fand. "Vor allen Dingen in der ersten Halbzeit hat
mir der letzte Einsatz gefehlt. Es ist schade, dass die Aufstiegseuphorie
schon nach so kurzer Zeit wieder dahin ist", ärgerte er sich. Womit
wir wieder beim Ausgangspunkt wären: Nach den Aufstiegsfeiern kommen
die Mühen des Regionalliga-Alltags. "Moral und Kampf stimmen, spielerisch
müssen wir voran kommen - daran gilt es zu arbeiten", so das Fazit von
Trainer Jürgen Raab. Willkommen in Liga 3!
J. Wagner
© SachsenSonntag
CFC: Jetzt wird Fußball wieder gearbeitet
Auftakt nach Maß für die Himmelblauen 2:0 (2:0)-Triumph
bei Aufsteiger Sachsen Leipzig Eisen-Karl hält den
Laden dicht
Leipzig. Eigentlich nichts Neues beim Chemnitzer FC: Wie in den vergangenen
zwei Jahren gewannen die Himmelblauen ihr Saisonauftaktspiel. Nach dem
4:0-Triumph bei Fortuna Düsseldorf 2001 damals noch mit Trainer
Dirk Karkuth folgte im Vorjahr ein 2:1 mit Matthias Schulz gegen
Preußen Münster. Nun legte der CFC am Sonnabend beim FC Sachsen
Leipzig einen Start nach Maß hin: Mit 2:0 (2:0) bezwang die Elf von
Frank Wuschi Rohde den Aufsteiger. Geändert hat sich vermutlich
doch einiges, auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Klar sichtbar
wurde aber bei 40 Grad Celsius im Glutofen des Alfred-Kunze-Sportparks: Beim
CFC wird Fußball wieder mehr gearbeitet. Zu bemängeln gabs
nur eines: Nach der Pause spielten die Chemnitzer ihre Konter lasch und
unpräzise aus, was ein noch besseres Torverhältnis verhinderte.
Dass in einer auf fünf Positionen neu formierten Elf am 1. Spieltag
noch nicht alles klappt, leuchtet allerdings ein. Die Mannschaft hat
auf die ganzen Querelen im Vorfeld mit dem Trainerwechsel die richtige Antwort
gegeben, zeigte sich Rico Steinmann erleichtert. Vor allem die Tatsache,
dass der CFC auch spielerisch im Vergleich zu den Leipzigern Vorteile
besaß, stimmte den CFC-Manager optimistisch. In der Tat ging die
Regionalliga-Premiere der Gastgeber mit nur einer Torchance in 90 Minuten
kräftig in die Hose. Was CFC-Kapitän Ulf Mehlhorn nicht sonderlich
überraschte: Wir haben das umgesetzt, was sich in der Vorbereitung
angedeutet hat. Wir stehen hinten sehr gut, wobei Eisen den Laden
schon verbal gut zusammenhält, sagte Mehlo und meinte
damit Steffen Karl. Wer den ruhig und abgeklärt wirkenden, aber laut
organisierenden Abwehrchef zusah, kam schnell zu der Erkenntnis, dass
Vorjahres-Libero Daniel Göhlert im Mittelfeld viel besser aufgehoben
ist.
Thomas Prenzel
© Freie Presse, Chemnitz
Chemnitz gelingt Überraschungs-Erfolg
CFC-Coach Frank Rohde hat einen erfolgreichen Einstand gefeiert. Im Sachsenderby
siegten die Himmelblauen beim Aufsteiger FC Sachsen Leipzig mit 2:0.
Meißner bringt CFC auf Siegerstraße
In der sehr kampfbetonten Partie setzten die Leutzscher die ersten Akzente.
Schönberg (22.) scheiterte mit 25-Meter-Freistoß an Hiemann. Der
CFC agierte sehr defensiv. Die Abwehr um Routinier Karl stand allerdings
sehr sicher. Sachsen-Goalgetter Kujat wurde von Ahlf gedeckt, so dass er
keine Gefahr ausstrahlen konnte. Der erste Angriff brachte die
Gäste-Führung: Nach Schindlers Flanke traf Meißner aus acht
Metern. Mit dem Pausenpfiff konnte Wächtler weiter erhöhen. Nachdem
Karl einen Freistoß in die Mauser setzte, hämmerte Wächtler
das Leder aus 18 Metern in die Maschen.
Leutzscher nur bei Standards gefährlich
Nach dem Wechsel gelang den Gastgebern zunächst nicht viel. Die Leutzscher
bestimmten zwar die Partie, aber klare Gelegenheiten sprangen nicht heraus.
Nach 50 Minuten kam der eingewechselte Koslow nach Cramers Flanke an den
Ball, Hiemann ließ sich aber nicht überwinden. Die Chemnitzer
spielten weiter abwartend, hatten aber auch ihre Chance. Bei einem
mustergültigen Konter über Meißner und Meyer verfehlte Teichmann
(69.) das Leipziger Gehäuse nur knapp. In den letzten 20 Minuten
begnügten sich die Himmelblauen auf Absicherung des Ergebnisses. Die
Leutzscher wurden nur noch bei Standards gefährlich. Allerdings brachten
die Schüsse von Cramer und Kanitz keine echte Gefahr und bei Bergners
Versuch reagierte Hiemann großartig. Es blieb beim letztlich verdienten
Erfolg für die Gäste.
Stimmen der Trainer
Raab (FC Sachsen): "Wir sind enttäuscht, dass für uns das Auftaktspiel
in die Hose gegangen ist. Wir haben insgesamt zu langatmig gespielt und sind
durch Stellungsfehler mit 0:2 in Rückstand geraten. Solche Fehler werden
in der Regionalliga bestraft. Uns fehlte insgesamt das
Durchsetzungsvermögen, obwohl wir vom Aufwand ,sowohl kämpferisch
als auch läuferisch, im vollen Umfang da waren. Uns hätte sicher
der verletzte Mark Zimmermann mit seiner Quirligkeit gut getan. Unser Spiel
war zwar in der zweiten Hälfte teilweise Einbahnstraßenfußball,
leider hatten wir zu wenig daraus gemacht."
Rohde (CFC): "Ich habe mich sehr gefreut, dass wir das Auftaktspiel gewinnen
konnten. Mit unserer Spielweise haben wir bewiesen, dass wir uns in der
Vorbereitungsphase gefunden haben. Wir haben sehr kompakt gespielt und eine
geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Hervorzuheben wäre noch, dass
unsere Abwehr auch in der zweiten Halbzeit, als uns die Leipziger unter Druck
setzten, stets im Bilde war."
© MDR-Online
|