Leipzig. Die Suche nach dem neuen Trainer des FC Sachsen entwickelt sich
zu einer unendlichen Geschichte: Auch gestern, nach intensiven Gesprächen
zwischen vielen Beteiligten, unterzeichnete Wunschkandidat Wolfgang Frank
noch nicht den Vertrag, der ihn an den Oberligisten binden soll. "Ich bleibe
trotzdem optimistisch, dass er kommt", erklärte gestern Abend
Präsident Christian Rocca. Frank habe fast sieben Stunden lang
Personalgespräche geführt, um sich nun nach Saisonschluss einen
Überblick zu verschaffen, auf wen er in der vierten Liga bauen kann.
"Die Zielstellung ist klar, wir wollen in der Oberliga in der Spitze mitspielen",
so Rocca. "Allerdings nicht mit Krampf den Aufstieg um jeden Preis angehen."
Hauptgrund: Der Verein will sich nicht finanziell übernehmen.
Zwei Stunden dauerte gestern das intensive Gespräch im "Lindner"-Hotel
mit Frank. Da er ab Dienstag Urlaub macht, geht der Sachsen-Präsident
davon aus, dass er bis dahin den Vertrag unterschrieben haben wird. Am Sonnabend
hatte sich Frank den Regionalliga-Abschluss des FC Sachsen angeschaut, wollte
sich aber erneut nicht zur Qualität der Partie äußern.
Im Zentralstadion gab es den gleichen Ablauf wie in so vielen Heimspielen
zuvor: Die Sachsen-Kicker mühten sich mit viel läuferischem und
kämpferischem Aufwand, doch am Ende standen sie mit leeren Händen
da. Aufsteiger Rot-Weiß Essen genügte eine fast hundertprozentige
Chancenverwertung um als 2:0 (1:0)-Sieger nach Hause zu fahren. Auch die
Trostworte des gegnerischen Trainers gab es schon oft zuvor. "Weil ihr unten
steht, trefft ihr das Tor nicht. Wir stehen oben und schon klappt's",
entschuldigte sich Jürgen Gelsdorf (Essen) fast dafür, dass seine
Akteure nach einer "flotten Partie" erfolgreich den Platz verließen.
Die Leipziger begannen mit Eifer, rackerten und kamen oft vor das Tor. Aber
weder Daniel Ferl, Pino Canale oder Ronny Kujat behielten in der ersten
Hälfte den Überblick, um zu treffen. Die größte Chance
vergab Kevin Kittler, als er den Ball nach Canales Eingabe in die Arme von
RWE-Torwart René Renno köpfte (29.).
Nach dem ersten Gäste-Schreck - Ali Bilgin köpfte an die Latte
- ließ es der Türke wenig später krachen. Er umkurvte die
Sachsen-Spieler im Strafraum, setzte sich auch gegen Keeper Michael Rechner
durch und vollendete zur Führung - eine Minute vor der Pause.
"Das war's eigentlich schon", musste Sachsen-Trainer Nico Quade später
feststellen. "Wir sind eben nicht in der Lage, einen Rückstand noch
wettzumachen." Zu hektisch wurden die Bälle in Häfte zwei nach
vorn geschlagen, die Gäste waren nun jederzeit in der Lage, die Aktionen
zu kontrollieren. Erst recht, als ihnen das 2:0 gelang. Heerkens passte von
der Grundlinie scharf zu Bilgin, der aus zwei Metern das Siegtor erzielte.
Den heftigsten Beifall des Tages heimste jedoch ein "Flitzer" ein, der sich
auf eine Runde quer über den Rasen machen konnte (70.). Eine Premiere
im Zentralstadion, auf die man aber ebenso hätte verzichten können
wie auf den einmaligen Fakt, dass der FCSachsen in der abgelaufenen Saison
20 Mal in Folge nicht gewann.
Das letzte Saison-Spiel trägt der FC Sachsen morgen (18 Uhr) beim Test
gegen TuS 04 Meimers in Bad Liebenstein aus.
Kein Jubiläum zum Feiern: mit dem 20. Sieglosen Spiel in Folge
verabschiedete sich der FC Sachsen aus der Regionalliga. 0:2 gegen Essen.
Für viele Spieler war es der letzte Auftritt im Trikot der Leutzscher.
Und für einen Sachsen-Fan vor 3.148 Zuschauern der ganz grosse Auftritt!
In der 76. Minute hüpfte er (fast) nackt von der Tribüne, flitzte
an den verdutzten Security-Leuten und den Spielern vorbei einmal kreuz und
quer über den Platz. Um frei nach Olli Kahn "Eier zu zeigen"? Hätten
mal die Kicker machen sollen! Denn es war der stärkste Sachsen-Auftritt
in einem faden Abschiedsspiel. Bis zum ersten Gegentor (Bilgin/44.) hielten
die Sachsen zwar gut mit, hatten sogar zwei Chancen durch Kittler (29.) und
Ferl (43.) per Kopf. Nach der Pause ging aber fast nichts mehr. Essen reichten
schliesslich 80 Prozent, um das 0:2 (wieder Bilgin/65.) über die Zeit
zu bringen. Interimscoach Nico Quade bedient: "Es war wie jeden Spieltag.
Nach dem Gegentor sind wir nicht in der Lage, zurückzuschlagen. Wir
müssen dieses Debakel ganz schnell abhaken. Und nächste Saison
den Wiederaufstieg in Angriff nehmen."
© Bild-Leipzig
Sachsen verabschiedet sich mit Niederlage
Der FC Sachsen Leipzig hat den passenden Schlusspunkt unter eine verkorkste
Saison gesetzt. Die Sachsen verloren ihr Regionalliga-Abschiedsspiel gegen
Rot-Weiss Essen mit 0:2.
Im Zentralstadion war alles wie immer: Die Sachsen zunächst bemüht,
aber ohne glasklare Chancen. Der Gegner clever und eine Nummer zu groß.
Für die Heimelf hatte Kittler die Führung auf der Stirn, köpfelte
aber in des Keepers Arme (29.) Auf der Gegenseite assistierte Rechner beim
Führungstreffer Bilgins. Der Sachsen-Keeper hatte den Ball bereits,
ließ ihn sich aber von dem Essener wieder abluchsen. Bilgins hatte
keine Mühe aus acht Metern einzuschieben.
Höhepunkte hatten nichts mit Fußball zu tun
In der zweiten Halbzeit machten sich besonders die Besucher um die Unterhaltung
verdient. Die Anhänger des Kreisklasse-Vertreters Lok Leipzig
würdigten den Abstieg des FC Sachsen mit einer Polonaise, ein Flitzer
zeigte nackte Haut und überraschende Finten. Der Wachschutz hatte einige
Mühe den schnellsten Leipziger auf dem Rasen zu stellen und teilte damit
das Schicksal der Sachsen-Abwehr, der es mit Bilgin genauso ging. Der Essener
machte in der 67. Minute alles klar. Nach einer Eingabe von der rechten Seite
stocherte er das Leder aus Nahdistanz ins kurze Eck des Leipziger Tores.
Für den Absteiger aus der Messestadt war es das 20. Spiel ohne Sieg
in Folge, für Essen das 15. ohne Niederlage.
Die Meinung der Trainer
Gelsdorf (Essen): "Ich habe mich über das flotte Spiel zum Saisonabschluss
gefreut. Beide Mannschaften gingen offensiv zu Werke, wobei der FC Sachsen
"leider" nicht zu Torerfolgen gekommen ist. Jetzt haben sich beide Mannschaften
den Urlaub verdient, wobei bei uns die Planung für die zweite Liga sofort
anlaufen wird. Wir wollen auch am Ende der nächsten Saison im positiven
Bereich stehen."
Quade (Leipzig): "Der FC Sachsen hat für seine Verhältnisse guten
Fußball gespielt, war aber erneut nicht in der Lage aus hundertprozentigen
Chancen ein Tor zu machen. Das Ziel für die nächste Saison ist
der direkte Wiederaufstieg. Die Mannschaft hat sportlich versagt."
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