Raab: Guter Fußball unter schwierigen Bedingungen
Leipzig. Jürgen Raab stellte der Aufarbeitung des schwer erkämpften
Leutzscher 3:1 (2:0) gegen den VfB Chemnitz grundlegende Bemerkungen in Sachen
Anspruch und Wirklichkeit voran. "Bei jedem Rückpass wird hier gepfiffen!",
giftete der Sachsen-Trainer über einen Teil der 1182 Zuschauer. "Wir
führen 2:0, und man denkt, wir liegen 0:6 hinten. Alles unter 4:0 oder
5:0 ist offensichtlich blamabel. Das Ganze hat doch mit der Realität
nichts mehr zu tun." Nachdem der erste Dampf abgelassen war, lobte Raab den
vorm finanziellen Aus stehenden Gast ("Hut ab vor dieser Leistung") und gab
seinen Profis Schulnote 2. "Das war unter schwierigen Bedingungen guter
Fußball."
Mit schwierig untertrieb der Ex-Nationalspieler gewaltig. Die ausgiebigen
Regengüsse hatten das Grün im Kunzepark in ein tiefes, morastiges
Etwas verwandelt, böiger Wind und Lichtverhältnisse wie kurz vorm
Weltuntergang passten zum unvergnüglichen Nachmittag. Sachsen-Kapitän
Piet Schönberg: "Das waren fast schon irreguläre Verhältnisse.
Um die Mittellinie herum ist man bis zu den Knöcheln eingesunken, richtiger
Fußball war heute nicht drin. Das hat keinen Spaß gemacht. Egal,
wichtig waren die drei Punkte."
Die wackelten nach dem Chemnitzer 2:1-Anschlusstreffer (62., Richter) und
anschließendem Latten-Kopfball (Kellig)) gehörig. "Da sind wir
15 Minuten geschwommen", so Schönberg, der mit einer glänzenden
Vorarbeit zum 3:1 (81., Petr Nemec) alle Unklarheiten beseitigte. Die Treffer
zum 1:0 und 2:0 hatten Ronny Kujat (34.) und Schönberg, Spitzname "Muskel"
(40.), höchstselbst erzielt.
Die Wehrhaftigkeit des VfB Chemnitz hielt bis zum Schlusspfiff an. Routinier
Thomas Laudeley, 35, erläuterte die prekäre Lage: "Wir haben seit
Sommer kein Geld mehr gesehen. Jetzt halten wir erst mal bis Weihnachten
durch - vielleicht geht es ja doch weiter." VfB-Coach Rico Schmitt nutzte
die allseits gewürdigte Darbietung des Tabellenletzten ("Ein
Riesenkompliment an mein Team") zu einem Hilferuf: "Wir haben uns nicht
aufgegeben. Das ist auch ein Signal an den Vorstand, endlich etwas zu tun."
Die Präsidialen haben unlängst einen Antrag auf Eröffnung
eines Insolvenzverfahrens gestellt. Geschieht kein Wunder (zur Aufrechterhaltung
des Spielbetriebes fehlen mindestens 12F000 Euro monatlich), beginnt der
VfB demnächst seine Abschiedstournee aus der Oberliga. Falls das Verfahren
mangels Masse nicht eröffnet wird, kommt es zur Liquidation des
Traditionsvereins.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
Endlich: Nemec trifft wieder - FC Sachsen siegt 3:1 gegen Chemnitz
Als Letzter kam er vom Abklatschen mit den Fans, stapfte mit breitem Grinsen
auf den Lippen in die Kabine: Sachsen Stürmer Petr Nemec (32)
durfte beim 3:1 über den VfB Chemnitz endlich über sein erstes
Oberliga Tor jubeln. Nach 494 Minuten Anlaufzeit!
Petr Nemec happy: Als die Kugel endlich im Netz zappelte, sind mir
tausend Steine vom Herzen gefallen. Jetzt ist der Knoten geplatzt.
Nach 74 Minuten hatte ihn Trainer Jürgen Raab für den glücklosen
Tom Geißler gebracht. Rein und rums! Sechs Minuten später bedankte
sich der Torjäger mit dem Siegtreffer: nach Schönberg Paß
schob der Tscheche aus 7 m links unten zum 3:1 ein (80. Minute). Und jubelte
danach statt mit der Mannschaft mit Physiotherapeut Alireza Hamzehian. Der
Tscheche: Ali hat mich mit Spezialbehandlungen nach der Oberschenkel
Zerrung wieder fit gemacht. Dafür habe ich mich bedankt.
Das Nemec Tor einer der wenigen Lichtblicke vor 1.182 Fans
an einem tristen Fußballnachmittag. Ronny Kujat mit der Leutzscher
Führung: sein 15 m Flachmann schlägt rechts unten ein (32.
Minute). Dann der Auftritt von Piet Schönberg (bester Mann auf dem Platz):
an der Strafraumgrenze schnappte er sich die Kugel, meißelte das Ding
mit links in den linken Winkel (40. Minute). Von Chemnitz nicht viel zu sehen.
Ändert sich nach der Pause. Richter verlängert einen Freistoß
mit der Stirn unhaltbar ins rechte Eck plötzlich nur noch 2:1
(61. Minute). Und Kellig trifft per Kopf nur die Lattenunterkante (68. Minute).
Die Leutzscher im Glück! Jürgen Raab: Petr hat mit dem 3:1
den Druck von uns genommen. Am Ende hätten wir sogar das vierte Tor
nachlegen müssen. Aber Sebastian Hänsel zielte aus 5 m
drüber (88. Minute).
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Leutzscher führen nach 3:1-Heimsieg gegen VfB Chemnitz die Tabelle an
Zurück am Platz an der Sonne. Zumindest für 24 Stunden führt
der FC Sachsen Leipzig die Oberliga-Tabelle an. Doch trotz des gestrigen
3:1-Heimsiegs gegen das Schlusslicht VfB Chemnitz wollte im
Alfred-Kunze-Sportpark keine freudige Stimmung aufkommen. Schuld daran war
nicht nur das naßkalte Novemberwetter, das immerhin 1182 Leutzscher
Fans nicht vom Gang ins Stadion abhielt. Sie sahen einen verdienten, jedoch
mühsam erkämpften Erfolg der Grün-Weißen. "Vor dem Spiel
gab es ja offensichtlich nur die Frage, wie hoch Sachsen Leipzig gegen uns
gewinnen wird", lehnte sich Rico Schmitt entspannt bei der Pressekonferenz
nach dem Oberliga-Kick zurück. "Deshalb muss ich meinem Team ein
großes Lob zollen. Wir haben es den Leipzigern sehr, sehr schwer gemacht.
Speziell in der zweiten Halbzeit, aber auch bis zum 1:0", freute sich der
Chemnitzer Coach trotz einer abermaligen Niederlage seiner Schützlinge.
Mit der zutreffenden Analyse lieferte Schmitt zugleich die Steilvorlage für
Jürgen Raab, die der Sachsen-Trainer dankbar aufnahm: "Genau das ist
der große Fehler. Beim Blick auf die Tabelle erwartet das Umfeld sofort
ein vier oder fünf zu Null. Aber das ist nicht so. Es zählt nur
der Sieg", ärgerte sich der Leutzscher Coach über die hohen
Erwartungshaltungen - erst recht nach den zurückliegenden
Schützenfesten gegen Eintracht Sondershausen (4:0) und bei Dresden-Laubegast
(6:0). Er habe dagegen vor der Begegnung gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten
gewarnt. Nach 90 Minuten sah sich Jürgen Raab bestätigt.
Erst der eingewechselte Petr Nemec machte zehn Minuten vor dem Abpfiff den
3:1-Endstand perfekt und erlöste damit die zitternde Fangemeinde. Denn
zuvor mussten die Sachsen einige bange Situationen auf dem Spielfeld
überstehen. Dabei führten sie zur Pause bereits mit 2:0. Einmal
mehr sorgte Ronny Kujat für das 1:0 in der 32. Minute ("So kann«s
gerne weiter gehen"). Nach 41 Minuten versenkte Piet Schönberg, gestern
der beste Spieler auf dem Platz, einen 18-Meter-Schuss im linken oberen
Torwinkel.
Nicht nur die Fans träumten nach dem Seitenwechsel angesichts des klaren
Vorsprungs natürlich vom nächsten Kantersieg ihrer Lieblinge. Doch
da hatten sie die engagiert aufspielenden Gäste unterschätzt. "Ich
habe in der Halbzeit darauf hingewiesen, dass Chemnitz mit einem Superschuss
zurück ins Spiel kommen kann", prophezeite Jürgen Raab seinen Kickern
beim Pausentee. Und so kam es dann auch. Markus Richter verwandelte einen
Freistoß aus halblinker Position zum 2:1 (62.). "Dieser schöne
Freistoß hat uns verunsichert. Gerade bei diesen Platzbedingungen war
es schwer, dann wieder ins Spiel zu finden", suchte Torschütze Ronny
Kujat nach den Ursachen für die nun folgende Zitterpartie: "Man hat
gesehen, dass wir nicht jede Mannschaft 6:0 wegklatschen können."
Nach dem Anschlusstreffer schien die Partie zu kippen. Im Angriff ließen
die Leutzscher selbst beste Chancen ungenutzt (Müller-Freistoß
aus fünf Metern/67., Cramer allein vor dem Torwart/76.). In der Defensive
offenbarten sie einige Unsicherheiten (Keeper Eckstein). Und nach dem ersten
Eckball der Chemnitzer rettete die Unterkante der Querlatte für die
Gastgeber (69.). In dieser Phase hatte Trainer Raab aber das richtige
Händchen und brachte Petr Nemec für den glücklosen Tom
Geißler. Sechs Minuten nach seiner Einwechslung behielt der Tscheche
vor VfB-Keeper Daniel Fröhlich die Nerven und schob zum 3:1 ein.
"Wir müssen die Kirche im Dorf lassen und anerkennen, was die Mannschaft
geleistet hat. Das war diesmal eine ganze Menge, sonst hätten wir nicht
gewonnen", bilanzierte schließlich ein immer noch erregter Jürgen
Raab, der heute in Plauen den nächsten Gegner Grimma beobachtet.
Tino Meyer
SachsenSonntag
Mühevoller Sieg für Sachsen
Der FC Sachsen Leipzig hat sich gegen den Tabellenletzten VfB Chemnitz schwer
getan. Erst zehn Minuten vor Abpfiff machten die Leutzscher den 3:1-Sieg
perfekt und übernahmen erneut die Tabellenführung.
Chemnitz hält die Partie offen
In der Anfangsphase sündigten die Sachsen mehrfach mit ihren Chancen.
So schoss Kittler aus sechs Metern freistehend vorbei, Hänsel scheiterte
aus optimaler Position am Torhüter und Cramer traf ebenfalls
unbedrängt nicht den Kasten. Erst nach einer halben Stunde brachte Kujat
nach Zuspiel von Hänsel den Ball im VfB-Netz unter, wenig später
erhöhte Schönberg mit einem 18-m-Knaller. Doch die engagiert
aufspielenden Gäste gaben sich nie auf. So hatte Richter kurz vor der
Pause die große Chance auf den Anschluss und verfehlte das Tor nur
um Millimeter.
Nach Wiederanpfiff machte er es besser - nach einem Freistoß von Kellig
köpfte Richter ein (62.). Kurz darauf hatte Kellig gar den Ausgleich
für das Tabellenschlusslicht auf dem Fuss, doch die Latten-Unterkante
rettete. Die Vorentscheidung fiel in der 80. Minute, als sich Nemec nach
Zuspiel von Schönberg durchsetzte und den Endstand erzielte.
Trainerstimmen
Raab (FC Sachsen): "Ich kann nicht verstehen, dass vorher immer ein klarer
Sieg gefordert wurde. Man hat gesehen, wie schwer das Spiel war und das wir
bis zum Schluss kämpfen mussten. Chemnitz hat bisher sehr oft nur knapp
verloren und auch hier eine gute Leistung gezeigt."
Schmitt (VfB Chemnitz): "Wir wollten heute ein Signal an den Vorstand senden
und Sachsen das Spiel schwer machen. Wir haben gezeigt, dass Kampf und Einsatz
stimmen und hatten sogar den Ausgleich auf dem Fuß."
© www.mdr.de
Viel Lob für den Auftritt des Tabellenletzten
Hilferuf an den Vorstand
Leipzig. Jürgen Raab stellte der Aufarbeitung des schwer erkämpften3:1
(2:0) des FC Sachsen Leipzig gegen den VfB Chemnitz grundlegende Bemerkungen
in Sachen Anspruch und Wirklichkeit voran. Bei jedem Rückpass
wird hier gepfiffen, giftete der Sachsen-Trainer. Wir führen
2:0, und man denkt, wir liegen 0:6 hinten. Alles unter 4:o der 5:0 ist
offensichtlich blamabel. Das Ganze hat doch mit der Realität nichts
mehr zu tun.
Nachdem der erste Dampf abgelassen war, lobte Raab den vorm finanziellen
Aus stehenden Gast (Hut ab vor dieser Leistung) und gab seinen
Profis die Note 2. Die Gastgeber, die nach dem Chemnitzer 2:1-Anschlusstreffer
(64., Steffen Kellig) und anschließendem Latten-Kopfball des
Torschützen gehörig wackelten, waren am Ende sichtlich erleichtert.
,,Da sind wir 15 Minuten geschwommen, so Kapitän Schönberg,
der mit einer glänzenden Vorarbeit zum 3:1 (81., Petr Nemec) alle
Unklarheiten beseitigte. Die Treffer zum 1:0 und 2:0 hatten Kujat (34.) und
Schönberg (40.) selbst erzielt.
Der VfB Chemnitz hielt bis zum Schlusspfiff tapfer dagegen. Routinier Thomas
Laudeley (35) erläuterte die prekäre Lage: Wir haben seit
Sommer kein Geld mehr gesehen. Jetzt halten wir erst mal bis Weihnachten
durch - vielleicht geht es ja doch weiter. VfB-Coach Rico Schmitt nutzte
die allseits gewürdigte Darbietung des Tabellenletzten (Ein
Riesenkompliment an mein Team) zu einem Hilferuf. ,,Wir haben uns nicht
aufgegeben. Das ist auch ein Signal an den Vorstand, endlich etwas zu tun.
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