Leutzscher bringen sich wieder ins Rennen um die Spitze
Leipzig. Vom Krampf zum Kampf und dann zum jederzeit verdienten Sieg. So
könnte in einem Satz der Auftritt der Leutzscher im Ortsderby beschrieben
werden. "Ich weiß nicht, weshalb wir so schwer in die Gänge kamen.
Auch bei mir fehlte anfangs der richtige Biss", gab Ronny Kujat zu. Der
torgefährliche Angreifer, ansonsten einer der effektiven Spieler im
Sachsen-Team, brauchte lange, um sich in die richtigen Positionen zu bringen.
"In Hälfte zwei hat dann wirklich jeder gesehen, dass es bei uns einen
Ruck zu besserem gab. So konnte es ja auch nicht weiter gehen."
War es die Pausenpredigt von Trainer Jürgen Raab, die dazu verhalf,
dass die Kujat und Co. plötzlich gefährlich wurden und den Gegner
oft leicht ausspielen konnten? "Ich bin nicht laut geworden, habe aber
eindringlich versucht, ihnen die Hektik auszureden", schildert Raab seine
Pausenansprache. "Wir hatten bis dahin viel zu schnell nach vorn gespielt.
Wenn es nicht läuft, muss eben auch einmal abgewartet werden."
Regisseur Heiko Cramer und Libero David Bergner bescheinigt er eine
durchgängig gute Leistung. Kevin Kittler verurteilte den ansonsten
gefährlichen Rock Embingou zur Wirkungslosigkeit und Tom Geißler
wurde mit seinen Standards immer gefährlicher. Piet Schönbergs
Ausfall (Infekt) machte sich also in dieser wichtigen Partie nicht gravierend
bemerkbar.
Überraschend kam Norman Struck von Beginn an auf der linken Bahn für
Roman Müller zum Zuge. Dort aber agierte er "etwas glücklos", wie
es der Trainer vorsichtig ausdrückte. Blieb also wirkungslos. So kam
es nicht überraschend, dass sich Müller nochmals in die Aktionen
einschalten durfte und einige Impulse mit seiner Schnelligkeit geben konnte.
"Für uns ist jetzt noch alles drin", freute sich der Coach nach diesem
wichtigen Auswärtssieg. Ab Dienstag will er die Mannschaft wieder in
den richtigen Rhythmus bringen, um das Saisonziel zu erreichen. Sein Nahziel
hat der FC Sachsen gepackt, bleibt nach dem Ortsderby in der Verfolgerspur
von Jena im Kampf um den Spitzenplatz. Am Sonntag kommt es nun zum Top-Spiel,
wenn die Thüringer im Kunze-Sportpark antreten. "Da müssen wir
von Beginn an konzentriert sein. Eine solche schwache erste Halbzeit wie
im Ortsderby darf uns dann nicht passieren", appelliert Raab schon jetzt
an seine Aktiven.
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
FC Sachsen gewinnt beim VfB-Roulette
Leipzig. Mitte der zweiten Halbzeit wich die Spannung dem Entsetzen - und
der erste VfB-Geldgeber zog frustriert von dannen. "Die Wertpapierdruckerei
Leipzig ist nicht mehr Sponsor in Probstheida", ließ der Mann noch
lautstark Präsidium und Medien wissen, "so darf man Spiele nicht
herschenken."
Der inzwischen haushoch überlegene FC Sachsen hatte da gerade das 2:0
im Plache-Stadion erzielt, während die Gastgeber hilflos, harmlos und
chancenlos ihrem Untergang entgegen stolperten. Schon vor dem Anpfiff rieben
sich die 7334 Zuschauer wie alle Experten verwundert die Augen:
Dörner-Nachfolger Detlef Schößler hatte gleich bei seinem
Debüt im Stadtderby den großen Schnitt gewagt: Jörn Lenz
und Alexander Blessin setzte er zunächst auf die Bank, Matthias Breitkreutz
auf die Tribüne. Dafür liefen drei A-Jugendliche auf. Nicky Adler
zeigte ordentliche Dribblings, Richard Baum und Kevin Rienaß aber waren
wie auch der neue Abwehrchef Jens Werner hoffnungslos überfordert. Vor
der Pause hielt das junge Team, das so noch nie zusammen gespielt hatte,
in einer erschreckend schwachen Partie noch einigermaßen mit, besaß
durch Torsten Jülich (25., freistehend drüber) sogar die Gelegenheit
zur Führung.
Doch als die lange biederen Leutzscher aufdrehten, fiel der VfB, bei dem
auch die erfahrenen Akteure abgrundtief enttäuschten, in sich zusammen:
Sebastian Hänsel (49.), David Bergner (62.) und Ronny Kujat (84.) schossen
den mehr als verdienten Sachsen-Sieg heraus. "Wir haben den Gegner laufen
lassen und sind endlich so aufgetreten, wie ich mir das vorgestellt hatte",
resümierte Coach Jürgen Raab, der sein Nahziel erreicht hat: drei
Punkte, die Vorherrschaft in Fußball-Leipzig und die gewünschte
Ausgangsposition vor dem Spitzenkampf gegen Jena.
Richtig freuen konnte sich aber selbst Raab nicht. Zum für ihn "unbequemen"
Hasard-Aufgebot des VfB meinte er: "So etwas kann gut gehen, wir wären
die Deppen gewesen, Schößler der Held. Aber es wäre ein Wunder
gewesen." Dann stellte er die Frage, die alle im Stadion bewegte: "Muss man
das in einem Spiel riskieren, in dem es so ums Image geht?"
Schößler gestand zumindest ein, sich beim Aufstellungs-Roulette
verzockt zu haben: "Es sollte ein Überraschungseffekt entstehen, das
ist nicht gelungen." Die radikale Verjüngung verteidigte er indes vehement.
"Wir formen ein neues Team, die jungen Spieler müssen hineinwachsen.
Wenn 18-Jährige zwei, drei Jahre in der zweiten Mannschaft warten
müssen, ist das nicht gut für ihre Entwicklung." Gleichzeitig
räumte er ein, dass seine Elf Korsettstangen braucht, also Routiniers:
"Die Sachsen waren cleverer, ausgebuffter, eingespielter. Wir sind noch nicht
so weit." Widersprüche über Widersprüche, zumal
Schößler Nachfragen konsequent auswich: "Zu einzelnen Spielern
sage ich nichts."
Kapitän Gunnar Grundmann vermutete: "Einige bei uns sollen wegen der
Finanzprobleme aussortiert werden. Aber woher sollen die ganz jungen Leute
das Selbstvertrauen nehmen?" Uli Thomale fand den VfB-Auftritt schlicht
"traurig". Der einstige Lok-Erfolgstrainer, der in Kassel eine Sportagentur
betreibt, erklärte trocken: "Die veranlagten Jungs tun mir leid. Sie
wurden hier rein geworfen, obwohl sie das beim besten Willen noch nicht schaffen
konnten."
Viele VfB-Fans gingen vorzeitig, die 2000 Leutzscher Anhänger feierten
noch lange mit ihrem Team. Erfreulich: Bis auf einige Rauchbomben blieb das
Derby friedlich. "Zufrieden und erleichtert", zeigte sich deshalb Leipzigs
Sport-Bürgermeister Holger Tschense, "die umfangreiche Vorbereitung
hat sich ausgezahlt." Scharfe Einlasskontrollen (potenzielle Wurfgeschosse
füllten drei Container) und Stadionverbote (Hooligans mussten sich
während der Partie auf Polizei-Dienststellen melden) bewährten
sich erstmals.
Steffen Enigk
© Leipziger Volkszeitung
VfB vorgeführt!
3:0 im Lokalderby FC Sachsen bleibt die Nummer 1 in Leipzig
Neue Besen kehren gut. Aber offenbar nicht immer gleich besser ...
Der VfB im 81. Leipziger Ortsderby vom Lokalrivalen FC Sachsen vorgeführt
0:3 vor 7.334 Zuschauern (darunter rund 1.800 aus Leutzsch). Schlimmer
hätte es für Neu Trainer Detlef Schößler wirklich
kaum losgehen können ...
Der überraschte vorm Anpfiff damit: Breitkreutz gar nicht im Kader,
Lenz und Blessin nur auf der Bank. Dafür ließ er mit Werner,
Rienaß, Baum und Adler gleich vier Nachwuchstalente von Anbeginn ran.
Fingerzeig auf den Neubeginn in Probstheida! Schößler: Zudem
wollte ich damit auch für einen gewissen Überraschungseffekt
sorgen. Klappte vor der Pause (obwohl Torjäger Sadlo schon nach
sieben Minuten mit Oberschenkelzerrung vom Platz mußte) noch ganz gut.
Jülich hatte sogar die Führung auf dem Fuß, schlenzte aus
8 m jedoch frei drüber (24. Minute).
In Hälfte zwei spielten jedoch nur noch die Leutzscher. Sebastian
Hänsel aus 6 m ins rechte Dreiangel 1:0 (49. Minute). David Bergner
Kopfball ins rechte Eck 2:0 (62. Minute). Ronny Kujat aus 3
m unter die Querlatte 3:0 (84. Minute). Der Abpfiff ging im
grün-weißen Jubel unter. Oh, wie ist das schön,
feierten die Sachsen-Fans ihre Helden. Wir haben die Schnauze voll,
skandierte die Gegenseite. Heißt: Schößler hat damit schon
ersten Kredit verspielt. Auch wenn er um Verständnis wirbt: Die
Mannschaft muß in dieser Form erst zusammenwachsen.
Der FC Sachsen dagegen kann weiterhin vom Aufstieg träumen. Nächster
Schritt: Sonntag muß im Knaller gegen Tabellenführer Jena (zwei
Punkte und ein Nachholspiel in Chemnitz im Vorteil) ein weiterer Sieg her.
Trainer Jürgen Raab: Wir sind dazu in der Lage, auch die
Thüringer zu schlagen. Schaffen wir es, ist bei denen automatisch Druck
da.
Heute beginnt auf der Geschäftsstelle (bis 18:00 Uhr) der Kartenvorverkauf
für diesen OberligaHit.
André Schmidt und Adrian Wittwer
© Bild-Leipzig
FC Sachsen schlägt den VfB Leipzig im Derby hochverdient mit 3:0
Die Frage nach der "Fußball-Krone" Leipzigs ist definitiv entschieden
- zumindest für die Saison 2002/2003. 6:0 Punkte und 4:0 Tore sprechen
eine deutliche Sprache zugunsten des FC Sachsen Leipzig. Im gestrigen Derby
im Probstheidaer Bruno-Plache-Stadion holten sich die Grün-Weißen
einen auch in dieser Höhe vollkommen verdienten 3:0-Auswärtssieg
und zählen damit neben dem FC Carl Zeiss Jena zu den Siegern des "Big
Point"-Wochenendes. Auf der anderen Seite ist das Saisonziel Aufstieg für
den VfB Leipzig wohl nun endgültig passè: Vor allem in der zweiten
Halbzeit war die stark verjüngte Mannschaft von Detlef Schößler
den Gästen in nahezu allen Belangen deutlich unterlegen.
Eine ganz wichtige Derby-nachricht hat weniger mit dem Fußball zu tun:
Es blieb alles ruhig im Bruno-Plache-Stadion - die Rivalität zwischen
den Probstheidaer und Leutzscher Fußball-Fans hatte ja ein wenig Anlass
zur Sorge gegeben. Doch ob's an dem beeindruckenden Polizeiaufgebot nebst
Pferden und Hubschrauber lag oder ob man denn doch nicht den Ruf der Messestadt
gefährden wollte (dafür spricht etwa das Plakat "VfB-Fans für
Olympia 2012"):Sieht man einmal von einigen Rauchbomben ab, erlebten die
mehr als 7300 Zuschauer einen ruhigen Nachmittag - was das Geschehen auf
der Tribüne betraf.
Ruhig blieb es auch auf dem Rasen: In den ersten 45 Minuten war es nicht
unbedingt ein Spitzenspiel, wie es auch der FC Sachsen-Coach Jürgen
nach der Partie ganz richtig erkannte. "Der erste Durchgang war
fußballerisch schwach von uns", konstatierte er mit Blick auf seine
Mannschaft. Die Hausherren traten ihrerseits mit einer überraschend
jungen Truppe auf: Gestandene Leute wie Jörn Lenz oder Alexander Blessin
nahmen erst mal auf der Bank Platz, während Youngster wie Richard Baum,
Nicky Adler und Kevin Rienaß von Anfang an ran durften.
"Unangenehm, gegen einen Gegner mit einer derart umgestellten Mannschaft
mit jungen Leuten zu spielen. Da kann man sich leicht zum Deppen machen",
schätzte Jürgen Raab ein. Und in den ersten 45 Minuten fanden die
Leutzscher in der Tat kaum Mittel gegen den defensiv gut eingestellten VfB
Leipzig. Vorne hielt zunächst ein gut aufgelegter Nicky Adler die FCS-Abwehr
in Atem - und Abwehrmann Torsten Jülich hatte gar nach einer halben
Stunde den Führungstreffer für die Hausherren auf dem Fuß.
"Tore lenken Spiele nun mal in gewisse Bahnen", trauerte der neue VfB-Trainer
Detlef Schößler nach der Partie dieser Hundertprozentigen nach.
Wie wahr diese Worte sind, stellte sich gerade mal drei Minuten nach dem
Wiederanpfiff heraus: Da wurstelte sich Ronny Kujat wunderbar durch, die
Flanke landete bei Kevin Kittler, dessen leicht verunglückten Schuss
Sebastian Hänsel nur noch zum Führungstreffer für die Leutzscher
in die Maschen hauen muss. "Pass, Flanke, Kopfball, Tor - 1:0 -Macht's noch
mal Jungs", hatten die rund 1500 grün-weißen Fans via Spruchband
schon vor dem Spiel gefordert. Dass es ein Tor via Fuß wurde, nahmen
sie nicht weiter übel - vor allem, da die Leutzscher wie gefordert
nachlegten.
In der Tat kam die Raab-Truppe wie verwandelt aus der Kabine: Regierten in
den ersten 45 Minuten noch Krampf, Kampf und Fehlpassorgien, spielten die
Mannen um die bärenstarken Sturmspitzen Ronny Kujat und Sebastian
Hänsel mit der VfB-Truppe nunmehr beinahe Katz' und Maus. Trefflicher
Beleg dafür: FCS-Keeper Marco Eckstein wurde in der zweiten Halbzeit
nicht ein einziges Male ernsthaft geprüft! Zudem auffällig wie
auch schon bei dem Test gegen den Regionalligisten Erzgebirge Aue:Nach 60,
70 Minuten ist bei den Probstheidaern im wahrsten Sinne des Wortes die Luft
raus.
Dies scheint Jürgen Raab bestens zur Kenntnis genommen und seinen Spielern
vermittelt zu haben. "Wir wussten ganz einfach, was wir körperlich drauf
haben", erklärte ein selbstbewußter Sebastian Hänsel nach
dem Schlusspfiff. Und so war es nur eine Frage der Zeit, dass die Gäste
weitere Tore erzielten: David Bergner etwa mit einem ganz coolen Kopfball
ins lange Ecke. Oder Goalgetter Ronny Kujat, der nach einer Hänsel-Ablage
nur noch den Fuß hinhalten muss. Was für den VfB Leipzig da nur
noch blieb, war Respekt: "Glückwunsch zum verdienten Sieg", erklärte
Detlef Schößler und ergänzte Erstaunliches: "Die Meisterschaft
war schon vor dem Derby für mich abgehakt." Klingt nach einem Neuaufbau
in Probstheida...
J. Wagner
© Sachsen-Sonntag
FC Sachsen bleibt Jena auf den Fersen
Der FC Sachsen hat das Leipziger Derby gegen den VfB mit 3:0 gewonnen. Damit
können die Leutzscher weiter auf den Staffelsieg hoffen. In der ersten
Hälfte diktierten die Abwehrreihen das Spielgeschehen. Chancen durch
Hänsel (8.), Jülich (24.), Kujat (38.) und Freund (41.) blieben
die Ausnahmen. Nach der Pause erzielte Hänsel mit einem 16-m-Flachschuss
ins rechte Eck die Sachsen-Führung. Der VfB bemühte sich zwar um
den Anschluss, doch die Pässe in die Spitze waren zu ungenau. Indes
nutzten die freistehenden Bergner per Kopf und Kujat ihre Chancen eiskalt.
Trainerstimme Jürgen Raab (FC Sachsen):
"Wir sind sehr glücklich über den Sieg. In der kommenden Woche
gegen Tabellenführer Jena ist wieder alles drin. Heute haben wir in
der ersten Halbzeit fußballerisch sehr schwach gespielt. In der zweiten
Hälfte ist die Mannschaft so aufgetreten, wie ich mir es vorgestellt
habe. Sie hat gut nach vorn gespielt und ihre Chancen clever genutzt."
Trainerstimme Detlef Schößler (VfB):
"Glückwunsch an den FC Sachsen! Unsere Abwehr hat in der ersten Hälfte
gut gestanden. Doch das zeitige 0:1 nach der Pause hat das Spiel in Richtung
Sachsen-Sieg gelenkt. Der FCS war wesentlich cleverer. Wir haben keine Mittel
mehr dagegen gefunden."
www.mdr.de
Spielbericht Fanpage VfB Leipzig
Wieder einmal war Derby-Zeit in Leipzig, schon zum 81. mal - an so einen
Tag werden Helden geboren oder Verlierer geschaffen. Diesmal gehörten
die VfB-Kicker mit Neu-Trainer Detlef Schößler vor immerhin 7.334
Zuschauern (darunter 2.000 am Ende mehr als fröhliche Sachsen-Fans)
im Bruno-Plache-Stadion in Probstheida zu den letzteren. Der VfB Leipzig
verlor nach einer schwachen zweiten Halbzeit verdient mit 0:3 (0:0) gegen
clevere und abgebrühtere Gäste vom FC Sachsen aus Leutzsch - eine
wohl historische Pleite. Allerdings sorgte VfB-Trainer Schößler
mit seiner Aufstellung für eine faustdicke Überraschung - und setzte
gleich auf vier Nachwuchsspieler und ließ erfahrene Leute wie Jörn
Lenz und Matthias Breitkreutz (wegen zu schwacher Trainingsleistungen)
draußen. Dies sollte am Ende gründlich schief gehen und die
Sachsen-Fans feierten ihre Mannschaft noch Minuten nach dem Sieg mit dem
Sprechchor "Derbysieger". In Sachen Choreografien lieferten sich beide Fanlager
ein fast ausgeglichnes Duell - als knapper Sieger dürfte aber die
VfB-Choreografie auf der Gegengerade hervor gegangen sein. Die Fangruppierung
von Inferno LOK Leipzig investierte knapp drei Wochen arbeit (und 300 Euro)
in die tolle Choreografie mit dem großen Spruchband "100 Jahre Deutscher
Meister, 110 Jahre Leipzigs Nr. 1". Aber dafür gibt's leider keine Punkte
im Meisterschaftskampf, obwohl der erste Platz für den VfB sowieso schon
vor dem Spiel abgehakt war - der FC Sachsen hat aber nun wieder gute Chancen
(bei einem Sieg gegen Jena) in Sachen Aufstieg. Aber nun zu dem aus VfB-Sicht
sportlich deprimierenden Nachmittag bei circa 8 Grad und eiskaltem Wind...
Übrigens: Das Spiel begann wegen dem großen Andrang an den Kassen
zehn Minuten später - und bis auf zwei Rauchbomben blieb es im Stadion
dank eines Aufgebotes von fast 800 Beamten und 150 Sicherheitskräften
(die jeden Besucher genau durchsuchten) ruhig. Dafür sorgte auch eine
Reiterstaffel und zwei über dem Plache-Stadion kreisende Hubschrauber.
Der neue VfB-Trainer Detlef Schößler überraschte alle im
Plache-Stadion mit seiner Aufstellung und ließ den ehemaligen Kapitän
Jörn Lenz auf der Ersatzbank Platz nehmen - Regisseur Matthias Breitkreutz
wurde sogar wegen schlechten Trainingsleistungen auf die Tribüne verbannt.
Dafür gab Richard Baum und der erst 17jährige Kevin Rienaß
ihr Debüt von Beginn an - dazu kam noch der aber nun schon seit Wochen
zum Stamm gehörende 17jährige Stürmer Nicky Adler. In der
Abwehr spielten Jens Werner, Torsten Jülich und Peter Freund. Kevin
Rienaß sollte vor der Abwehr im defensiven Mittelfeld abräumen,
Olaf Renn über links und Frank Räbsch über rechts für
Druck sorgen. Neben den langzeitverletzten Peter-Sebastian Gunkel und Nico
Kanitz fehlte auch Mittelfeld-Rambo Dirk Hannemann (gesperrt). Auf der Bank
nahm übrigens auch der A-Jugendliche Andreas Kirilow Platz - Detlef
Schößler sorgte also schon in seinem ersten Pflichtspiel als
VfB-Trainer für den Umbruch (aber viel besser wurde der VfB-Kick dadurch
nicht). Den besseren Auftakt besaß der Gast aus Leutzsch, doch ein
Schuss von Sebastian Hänsel in der 8. Minute ging aus 16 Metern knapp
über das VfB-Gehäuse. Wenige Sekunden später ein dicker Schock
für alle VfB-Anhänger - Torjäger Mike Sadlo musste wegen einer
Zerrung im rechten Oberschenkel den Platz verlassen (der schon aussortierte
Branko Marcetic kam dafür ins Spiel). Für Marco Eckstein wurde
es das erste Mal in der 13. Minute gefährlich, doch ein Freistoß
von Richard Baum von halb rechts aus guter Position landete nur in der
Sachsen-Mauer. Zehn Minuten später zieht Tom Geißler von halb
links ab, doch die Kugel geht deutlich am langen Pfosten vorbei. In der 24.
Minute bringt Olaf Renn von links einen Freistoß in den Strafraum,
der als Abpraller genau vor die Füße von Manndecker Torsten
Jülich landete - doch statt aus 10 Metern völlig freistehend das
1:0 zu erzielen, beförderte "Jule" den Ball über das
Sachsen-Gehäuse. Die größte und beste Chance für den
VfB im ganzen Spiel! Nach knapp einer halben Stunde schießt Norman
Struck aus 12 Metern von rechts den Ball am langen Pfosten vorbei - und den
Zuschauern wurde weiter Fußballmagerkost von beiden Seiten geboten.
In der 38. Minute klärte Torsten Jülich einen gefährlichen
Schuss von Ronny Kujat aus 10 Metern aus dem Gewühl noch zur Ecke -
Glück gehabt! Die letzte Chance im ersten Durchgang besaß aber
der Gastgeber durch Peter Freund, der aber nach einer Flanke von Branko Marcetic
von rechts durch Nicky Adler behindert wurde und den Kopfball aus 8 Metern
so nur links neben das Tor beförderte (41.).
In Halbzeit zwei drehte nun vor allem der FC Sachsen auf - und in der jungen
VfB-Hintermannschaft taten sich immer größere Löcher auf
und so fiel dann auch das 0:1 in der 49. Minute. Kevin Kittler setzt sich
auf rechts durch und passt Richtung langen Pfosten auf den völlig freien
Sebastian Hänsel (wer war da nur für ihn zuständig?!), der
aus 5 Metern ins linke untere Eck trifft und für eine Jubelorgie im
Gästeblock sorgte. Drei Minuten später dann die kurze Hoffnung
auf den Ausgleich nach einem Freistoß von Richard Baum von rechts,
doch Peter Freund sah zu recht die gelbe Karte, da er den Ball mit der Hand
Richtung Eckstein-Tor beförderte. Dann die 62. Minute und wieder ein
schlimmer Patzer in der VfB-Abwehr: Kevin Kittler verlängert eine Flanke
per Hacke, welche von Richard Baum unglücklich per Kopf abprallt und
in der Mitte taucht Sachsen-Libero David Bergner völlig frei auf und
versenkt den Ball per Kopf aus 7 Metern ins rechte Eck zur vorentscheidenden
2:0 Führung für die Leutzscher! Bergner zog sich nach dem Tor sein
Trikot aus und zeigte ein großes rotes Herz mit der Aufschrift "Peace".
Danach mühten sich die VfB-Kicker zwar noch einmal den Ehrentreffer
zu erzielen, doch in der Offensive konnte sich der Gastgeber gegen das
Abwehrbollwerk aus Leutzsch nie durchsetzen. So plätscherte das Spiel
so vor sich hin und die Sachsen-Fans feierten ihr Team schon mit den
Sprechchören "Derbysieger". So hatten die Gäste-Kicker auch kein
erbarmen mit den VfB-Fans und erhöhten in der 84. Minute dann sogar
noch auf 0:3 - und ausgerechnet durch den ehemaligen VfB-Kicker Ronny Kujat.
Nach Vorlage von Regisseur Heiko Cramer (der durch den erst 17jährigen
Kevin Rienaß gedeckt werden sollte!) von rechts versenkte Kujat aus
knapp 8 Metern ohne Probleme - ein Debakel für die Spieler und Fans
aus Probstheida. Wann hat es so eine Demütigung im eignen Stadion in
einem Ortsderby schon einmal gegeben?! Immerhin besaßen die Gastgeber
die letzte Chance im Spiel, doch ein Schuss von Alexander Blessin (warum
kam er nicht schon in der achten Minuten als Sadlo sich verletzte?) aus 16
Metern ging knapp über das Gehäuse von Keeper Marco Eckstein. Dann
pfiff der etwas kleinlich pfeifende Frank Fleske aus Schönow das 81.
Leipziger Ortsderby ab - und die Leutzscher-Fans feierten minutenlang ihr
Team.
Fazit: Ein verdienter Erfolg für den FC Sachsen - und ein Debakel für
den VfB im eignen Stadion! Nach dem Schlusspfiff kam nur Keeper Gunnar Grundmann
zu den VfB-Anhängern und wurde mit den Rufen "Wir haben die Schnauze
voll" und "Schämt Euch was" schnell vertrieben. Man muss die Fans nach
so einer Schmach und dem miesen Saisonverlauf irgendwie verstehen - trotzdem
werden einige Hardcore-Fans die Mannschaft auch nächste Woche nach
Hoyerswerda begleiten, obwohl der Frust wohl noch Wochen ganz tiefen sitzen
wird. Beide Mannschaften boten allerdings im ersten Durchgang
Fußballmagerkost und der VfB hätte durch Torsten Jülich
eigentlich sogar in Führung gehen müssen! Im zweiten Durchgang
spielte der FC Sachsen seine Cleverness aus und spielte die Hintermannschaft
der Gastgeber schwindelig. Da fehlte beim VfB einfach die Erfahrung! Nun
die Frage: Riskierte Trainer Detlef Schößler in seinem ersten
Pflichtspiel als VfB-Coach mit den vielen jungen Spielern einfach zu viel
- war es das wert?! Viele Anhänger im Stadion hätten sich solche
Experimente in den nächsten Spielen gegen Hoyerswerda oder den Amateuren
von Energie Cottbus gewünscht - aber nicht in diesem für die Prestige
so wichtigem Spiel. Beim Gastgeber überzeugten heute eigentlich nur
Olaf Renn und die jungen Nicky Adler (wieder mit immenser Laufarbeit, aber
heute leider glücklos) und Richard Baum (eine echte Belebung auf der
linken Außenbahn, aber an der Ausführung von Freistößen
mangelte es noch gewaltig). Alle anderen blieben besonders im zweiten Durchgang
unter ihren Möglichkeiten - besonders Rock Embingou enttäuschte
(es fehlte die ordnete Hand im Mittelfeld, was man von einem Nationalspieler
wohl verlangen muss). Heute vermisste man einfach die impulsive Art von Dirk
Hannemann und auch Jörn Lenz - letztere war meist auch in den ganz schwachen
VfB-Spielen (und davon gab es in dieser Saison eine Menge) mit Gunnar Grundmann
der beste Mann. Nun bleibt den Anhängern aus Probstheida einfach nur
zu hoffen, dass man mit einer neuen und jungen Mannschaft nächstes Jahr
Revanche nehme kann - welche bei einem Aufstieg des FC Sachsen aber
ausgeschlossen wäre...
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