Chemie mit Zittersieg gegen Neugersdorf
Nach der enttäuschenden Vorstellung in Cottbus zeigte sich unsere Mannschaft
zwar erholt, aber stets verunsichert. Dabei fing alles gut an: die Fans
entschuldigten sich mit einer Reihe von Spruchbändern für den ein
oder anderen Ausraster beim letzten Auswärtsspiel (am
aussagekräftigsten war: der Gästeblock war genauso scheiße
wie ihr) und zum Einlauf beider Mannschaften wurde das Tote-Hosen-Lied
Steh auf, wenn du am Boden bist gespielt. Zum Spiel: Chemie begann
konzentriert, aber noch lange nicht souverän und nahm von Anfang an
das Heft in die Hand. Dabei wurden aber etliche 100prozentige Chancen vergeben
(Kopu 16., 22. und 25.) Dann musste auch noch Petr Nemec verletzt raus (35.),
für ihn kam Sebastian Hänsel. Aber gerade dieser Wechsel brachte
den lang ersehnten Treffer: nach einer Höche-Flanke köpfte Hänsel
den Ball ins Netz (41.). Nur vier Minuten später traf Cramer zum 2:0
(45.).
Die zweite Halbzeit aber sah man eine äußerst schwache Chemie-Elf,
bei unangenehm hohen Temperaturen kam nur wenige Pässe an und das Spiel
verflachte noch mehr. Als dann auch noch der eingewechselte Behring (ehemals
Hoywoy) zum Anschlusstreffer kam (die Innenverteidigung patzte), mussten
die 1787 Zuschauer noch mal zittern, denn Neugersdorf kam in Schwung und
Chemie war stehend K.O. . Als der (schwache) Schiri dann abpfiff, ging ein
erleichtertes Raunen durchs weite Rund und die drei Punkte blieben zu Haus.
Jetzt war allen klar, warum Neugersdorf gegen Plauen gewann und dass das
0:4 in Cottbus nicht spurlos an den Leutzschern vorüber gegangen war.
cf
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Matte Sachsen retten 2:1 über die Zeit
Leipzig. Die 82. Minute passte zur kippenden Stimmung im Kunze-Park: Gerade
hatte Sebastian Miltzow das Neugersdorfer 2:2 auf dem Huf, da nahm sich
Sachsen-Libero David Bergner den Kollegen Radisa Radojicic zur Brust,
blökte den Manndecker an, fuchtelte wild mit den Armen und verabreichte
ihm schließlich einen derben Rempler. Nach dem Schlusspfiff - die im
zweiten Durchgang desolaten Leutzscher siegten 2:1 - marschierte der
Wüterich fluchend in die Kabine: "Der bringt nur Unruhe!"
Umgekehrt wird ein Schuh draus! Radojicic war bester Abwehrspieler, die
33-jährige Gerte fightete vorbildlich, gewann bis auf das Duell in Minute
82 alle Zweikämpfe und machte auch im Spiel nach vorne wenig falsch.
Trainer Jürgen Raab hatte für Bergners Attacke keinerlei
Verständnis. "Das war überzogen. David soll laut werden, aber es
muss immer der Situation entsprechen. Ich werde das ansprechen." Bei dieser
Klärung wird es der Ex-Nationalspieler nicht bewenden lassen. "Wir haben
Neugersdorf nach dem 2:0 mit unseren Abspielfehlern doch erst ins Spiel
gebracht", nörgelte Raab. "Die Konter waren grausam. Das ist mir ein
Rätsel." Rätselhaft war ihm auch das Verhalten seines Abwehrchefs
Bergner vorm 2:1 (70./Rene Behring). "Da darf er nie auf Abseits spielen."
Kurz vorm Wechsel hatten die Gastgeber die Partie in erwartete Bahnen gelenkt.
Der eingewechselte Sebastian Hänsel köpfte eine
Chris-Höche-Flanke ein (41.), Heiko Cramer nutzte das plötzliche
Chaos im OFC-16er zum 2:0 (43.). Gästetrainer Peter Berndt sprach von
"zwei kuriosen Gegentreffern", beschwerte sich über sächsische
Unfairness vorm Cramer-Tor. "Einer unserer Spieler lag verletzt im Strafraum.
Da gehört es sich, dass man den Ball ins Aus spielt." Da war dem Mann
die Vereinsbrille ganz tief in die Optik gerutscht. Hänsel und Kopunovic
waren schon im Strafraum, als der OFC-Akteur Parterre ging. Kein Fußballer
der Welt hätte den Ball ins Aus befördert. Sachsen-Manager Uwe
Thomas:"Das kann man machen, wenn man 5:0 führt." Nicht mal dann.
Während die 1787 Leutzscher Fans in der Halbzeit die Tabellenführung
ins Auge fassten, leerten ihre Lieblinge offensichtlich die falschen
Pausendrinks. Statt mit dem 2:0 im Rücken und energiespendenden Elektrolyten
in den Beinen, Lust und Laune zu verbreiten, ging mit Wiederbeginn gar nichts
mehr. "Scheißwetter für Fußball", machte Norman Struck in
den Hitzegraden den Schuldigen für die erlahmenden Kräfte aus.
Ronny Kujat hatte wenig Lust über seine Leistung zu reden, der
Mittelfeldspieler wollte nach dem Abpfiff schnell zurück zu seinen vom
Hochwasser betroffenen Eltern nach Torgau. "Ich schleppe dort seit drei Tagen
Sandsäcke. Dass an diesem Wochenende Fußball gespielt wurde, verstehe
ich sowieso nicht."
Sachsen-Präsident Christian Rocca suchte vergebens nach Gründen
für den Leistungsabfall in Halbzeit zwei. "Kann mir das mal einer
erklären?" Irgendwann ließ sich der Banker vom Blick auf die Tabelle
ablenken. "Ich habe vorher gesagt, dass wir nach drei Spieltagen punktgleich
mit der Spitze sein wollen. Das sind wir."
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
2:1! Sachsen zittert sich zum Sieg
Hänsel kam und traf - aber was war nach der Pause los?
Toll wars nicht. In den letzten Minuten gar ein Zitterspiel vor 1787 Fans.
Aber zumindest hat der FC Sachsen nach dem 2:1 gegen Neugersdorf drei punkte
in der Tasche. und das zählt letzlich.
Die Leutzscher doch wieder mit Libero David Bergner, der nach seiner Augen-OP
(ein Loch in der Netzhaut wurde geläsert) vom Arzt rechtzeitig grünes
licht bekam. viel zu tun hatter er gegen die anfangs harmlosen Gäste
zunächst allerdings nicht. Aber auch die Sachsen nicht viel besser,
nervös. das 0:4 zuletzt in cottbus hatte wohl doch paar spuren hinterlassen.
Kopunovic hatte trotzdem gleich zweimal die Führung auf dem Fuß.
Schoss jedoch völlig frei jeweils Keeper Branis an 22./27.)
Dann musste zu allem Übel auch noch Sturmkollege Nemec raus, der einen
schlag auf den linken Knöchel gekrigt hatte. Hänsel kam für
ihn - und mit ihm endlich die Führung: Nach einer Flanke von Höche
drückte er den Ball mit dem kopf aus 6m ins rechte eck (41.). cramer
wusch noch vor der pause nach, als er einen verunglückten abwehrversuch
von Branis aus 12m im leeren tor versenkte - 2:0 (44.).
Diese führung sollte eigentlich für Ruhe sorgen. Doch nix da. Die
Neugersdorfer kamen nach der Pause immer stärker auf und völlig
verdient zum Anschlusstreffer: Behring schob nach Pass von haasler aus 12m
ins rechte Eck (70.). Die Sachsen stehend k.o., so schien es. Glück,
dass Sigan völlig frei aus 16m neben den rechten Pfosten zielte (81.).
Über den Sieg bin ich erst mal froh, so Trainer Jürgen
raab erleichtert. Dass wir am Ende noch zittern mussten, haben wir
uns selbst zuzuschreiben. Abwehrchef Bergner: Das spiel müssen
wir schnell abhaken, uns auf Gotha konzentrieren.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
FC Sachsen rettet Sieg über die Zeit
Dem FC Sachsen Leipzig haben zehn starke Minuten zu einem glücklichen
Sieg gereicht. Mit 2:1 gewann die nicht überzeugende Raab-Elf gegen
den OFC Neugersdorf. In einem insgesamt schwachen Spiel fiel die Entscheidung
kurz vor dem Pausenpfiff. In der 41. Minute köpfte Hänsel nach
Flanke von Höche die Führung. Nur vier Minuten später nutzte
Cramer die Verwirrung beim OFC aus und sorgte nach schöner Vorlage von
Hänsel für einen beruhigenden Halbzeitstand.
Nach Wiederanpfiff verflachte das Duell zusehends - bis Behring den Anschluss
markierte (70.). Das schien der nötige Weckruf für Neugersdorf
gewesen zu sein, denn danach trumpfte nur noch der OFC auf. Haasler und Sigan
vergaben in der 82. und 83. Minute sogar große Chancen, das Spiel noch
umzubiegen. Die Leutzscher bauten enttäuschend stark ab und zitterten
bis zum Abpfiff.
Trainerstimmen:
Jürgen Raab (FC Sachsen): Ich bin froh, gewonnen zu haben.
Die Mannschaft war nach dem 0:4 in Cottbus sehr verunsichert und hatte kaum
Selbstvertrauen. Entsprechend wurde es in der zweiten Hälfte nochmal
richtig eng.
Peter Berndt (OFC Neugersdorf): Wir hatten gehofft, hier einen
Punkt zu holen. Wir waren phasenweise gleichwertig, nur fehlte die nötige
Konzentration. Die Sachsen waren einfach cleverer.
© mdr.de
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