Ortsderby in Leutzsch: Sieg für FC Sachsen, Niederlage für den
Leipziger Fußball
Leipzig. Schwarzer Tag für den Leipziger Fußball: Das 80. Ortsderby
war von schweren Ausschreitungen überschattet. Die Oberliga-Partie vor
über 8000 Zuschauern am Sonnabend im Leutzscher Alfred-Kunze-Sportpark,
die der FC Sachsen durch einen Kopfball-Treffer von Heiko Cramer (48. Minute)
1:0 gegen den VfB Leipzig gewann, stand mehrmals vor einem Abbruch.
Aus dem VfB-Fanblock auf das Spielfeld geschossene Leuchtraketen sorgten
für mehrere Unterbrechungen. Unmittelbar nach Cramers Tor drohte die
Eskalation, als zahlreiche Feuerwerkskörper gezündet wurden und
es auf dem Dammsitz zu einer Prügelei kam. Schiedsrichter Peter Weise
(Könitz) schickte daraufhin die Akteure beider Mannschaften über
20 Minuten lang in die Kabine, bevor er sich entschloss, die Partie fortzusetzen.
Neben den Leuchtraketen fielen im Lager der VfB-Anhänger auch viele
Plakate mit rechtsradikalen Parolen auf. Die Verantwortlichen aus dem Leipziger
Rathaus zeigten sich nach der Niederlage für den gesamten Leipziger
Fußball entsetzt. "Ein weiteres Derby mit Zuschauern ist so nicht mehr
möglich. Das werde ich dem Verband mitteilen", erklärte gestern
der enttäuschte Bürgermeister Holger Tschense.
Beiden Vereinen drohen nach dem Skandalspiel durch den Nordostdeutschen
Fußball-Verband (NOFV) Sanktionen: Dem VfB als Verursacher, dem Gastgeber
wegen der nicht gewährleisteten Sicherheit im Stadion. Insgesamt nahm
die Polizei, die bei diesem Spiel mit rund 400 Beamten im Einsatz war, 36
"Fans" in Präventivgewahrsam. Eine Polizistin wurde leicht verletzt.
Durch die Niederlage und den gestrigen 1:0-Sieg des FC Carl Zeiss Jena in
Plauen verlor der VfB die Tabellenführung an die Thüringer. Der
FC Sachsen liegt nach dem 9. Spieltag punktgleich mit dem VfB auf dem dritten
Platz.
© Leipziger Volkszeitung
Eine Schande für Leipzig - Skandal-Derby im Kunzepark
Leipzig. Ein Ortsderby unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Nach dem
Skandalspiel vom Sonnabend, einem 22-minütigen Abbruch, brutalen
Schlägereien und dem Einsatz hunderter Sicherheitskräfte ist nichts
mehr unmöglich! "Diese Ansammlung von Kriminellen und Rechtsradikalen
ist nicht mehr hinnehmbar", sagte Bürgermeister Holger Tschense, "ein
weiteres Derby mit Zuschauern unmöglich. Das werde ich dem Verband
mitteilen." Das aus dem VfB-Block angezettelte Chaos wird ein Fall fürs
Sportgericht;Geldstrafen sind sicher, Platzsperren denkbar. Für beide
Klubs, wie Staffelleiter Ralf Rose ankündigte. Dem VfB als Verursacher,
dem gastgebenden FC Sachsen wegen der nicht gewährleisteten Sicherheit
im Stadion.
Das Protokoll eines Nachmittags, der laut Tschense "eine Schande für
Leipzig war" und mit einem nachvollziehbaren Leutzscher 1:0 (0:0) endete.
14.10 Uhr, handfester Beginn: Sachsen-Libero Bergner tritt Marcetic um, sieht
Gelb statt Rot (1.). VfB-Profi Lenz kanns auch, Gelb nach einer Grätsche
an Struck (13.). Sekunden später fliegt eine mit Kussmund ausgestattete
Gummipuppe aufs Grün, ein Ordner reißt das gute Stück an
sich. Schiri Peter Weise scheint beeindruckt, gleitet im
Rückwärtslaufen zu Boden. Erheiterung, dann fliegen die ersten
Leuchtraketen, werden Transparente ausgerollt. "Wir sind Lokisten, Mörder
und Faschisten" heißt es, "Rudolf Heß - unser Rechtsaußen"
und - ganz nah an der Wahrheit:"Euer Alptraum wird wahr - wir sind wieder
da."
Während weiter Fußball gespielt wird, denkt VfB-Schatzmeister
Michael Merkel an Rücktritt. "Mit solchen Leuten will ich nicht in
Verbindung gebracht werden." Klub-Chef Reinhard Bauernschmidt beschwichtigt
seinen Kollegen nächtens bei Pasta und Rotwein, distanziert sich "in
aller Form" von Tätern und Parolen. "Das sind Rechtsradikale, die die
Bühne des Derbys nutzen. Die haben nichts mit dem VfB zu tun." Sachsen-Vize
Uwe Thomas sieht das anders. "Diese Probleme bestehen seit Jahren, und es
sind immer dieselben Chaoten. Der VfB muss das Problem anpacken und die Wurzeln
zerstören."
Mit ordentlichen Kontrollen wäre einiges zu verhindern gewesen, hält
Bauernschmidt dagegen. "Was da alles ins Stadion geschmuggelt wurde, ist
unglaublich. Und ich rede nicht von Kleinigkeiten, die man im Schuh verstecken
kann." Im zweiten Durchgang landet eine schwere Holzlatte im Sachsen-Strafraum.
So große Schuhe gibt es nicht. Tschense streut sich Asche aufs Haupt.
"Ich war für Leibesvisitationen jedes einzelnen Besuchers. Mir wurde
seitens der Einsatzleitung gesagt, dass dies nicht notwendig sei. Ein Fehler!"
Nach Heiko Cramers Kopfball zum 1:0 (48.) eskaliert die Situation, jetzt
werden Leuchtraketen gezielt auf den Ehrengastbereich und Richtung Spieler
gefeuert. Um 15.20 Uhr bricht der Referee die Partie ab. Während Kicker,
Trainer und Betreuer in die Kabine eilen, bricht auf dem Dammsitz eine
Prügelei zwischen Lokisten und Chemikern aus. Das "lageangepasste und
besonnene Handeln der Beamten" (Polizeidirektion) bedeutet im speziellen
Fall:minutenlanges Nichtstun.
Das Entstehen der Schlägerei liegt im Auge des Betrachters. Sachsen-Fan
Roger R.:"Lokis haben ältere Chemie-Fans, Frauen und Kinder
angepöbelt. Dann sind wir dazwischen gegangen." VfB-Augenzeuge Thomas
F. hat diese Version parat: "Die Chemiker haben die Schlägerei provoziert."
Dass die verfeindeten Lager weder von einem Zaun noch von Ordnungshütern
getrennt waren, löst allgemeines Kopfschütteln aus. "Ein Ding der
Unmöglichkeit." Allerdings.
15.42 Uhr, die eigentlichen Hauptdarsteller kehren zurück. "Wir wollen
das Spiel durchziehen", so Staffelleiter Rose, der einen Zigarillo nach dem
andern durchzieht. Andernfalls hätten die Chaoten ihr via Internet
verbreitetes Ziel ("Sieg oder Spielabbruch!") erreicht. Kein Sieg, auch kein
Abbruch, um 16.22 Uhr pfeift Peter Weise ab und wird von seiner
Beinahe-Namensvetterin, Sachsen-Geschäftsstellenleiterin Elke Weiße,
freudig erregt umarmt. "Keine leichte Aufgabe, die Spieler haben sich toll
verhalten", meint der Unparteiische aus Könitz. Rot für Roman
Müller (75.) hatte Weise da schon vergessen. Es gab Wichtigeres. Leider.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
Dank Heimsieg Anschluss zur Spitze
Leipzig. Der FC Sachsen ist wieder im Rennen: Mit dem 1:0-Erfolg im Ortsderby
bleiben die Leutzscher in der Oberliga-Spitzengruppe, holten sich
Selbstvertrauen, um am Freitag mit breiter Brust beim FC Carl Zeiss Jena
anzutreten. "Wir waren kämpferisch und läuferisch besser, phasenweise
auch spielerisch", kommentierte Sachsen-Trainer Jürgen Raab den Verlauf
der heiß umkämpften Partie. "Und wir hatten auch mehr Chancen",
legte er nach.
Dabei begann alles mit einer Schrecksekunde für die Leutzscher: Libero
David Bergner attackierte Marcetic an der Grundlinie hart und erhielt nur
Gelb. "Deshalb bin ich aber nicht hergekommen", so der Kommentar von Bergners
Mutter Angela, die sich zweimal noch bei "Luftlöchern" ihres Sohnes
aufregen musste. Doch das alles blieb ohne Folgen für die Sachsen. Im
Gegenteil, sie bekamen die Triebkräfte des Gegners immer besser in den
Griff.
Ob Ronny Kujat (gegen Kanitz), Radislav Radojicic (gegen Marcetic) oder Roman
Müller (gegen Embingou) - sie alle ließen ihren Kontrahenten nur
selten einen Stich. Allerdings brachte das "dumme Foul" (Raab) von Müller
an seinem Gegenspieler (75. Minute im Mittelfeld) mit folgerichtigem Platzverweis
noch einige Unruhe in die Partie.
Da hatte sich die Raab-Truppe bereits den knappen 1:0-Vorsprung erarbeitet.
Der fleißige Petr Nemec war seinem Bewacher (Freund) links entwischt,
flankte präzise nach innen, wo Norman Struck und VfB-Keeper Grundmann
am Ball vorbei flogen und Heiko Cramer einköpfte - 1:0. "Ein verdienter
Treffer, weil wir mehr Zweikämpfe gewannen, einfach mehr Druck machten
und gefährlicher waren", begründete der Torschütze die umjubelte
Führung der Leutzscher (48.).
Mit viel Einsatz wurde verhindert, dass in der Schlussphase noch etwas
"anbrennen" konnte. Ja, Struck und Velibor Kopunovic hätten bei ihren
Alleingängen für mehr Sachsen-Tore sorgen können. "Die taktische
Vorgabe wurden gut umgesetzt", konnte sich Trainer Raab über den Erfolg
freuen. "Wir ließen die starken VfB-Leute nicht ins Spiel kommen. Auch
mein Trick hat sich bezahlt gemacht." Raab hatte nämlich Erinnerungen
an den 25. September 1999 parat. Damals gab es einen 2:0-Heimsieg der Sachsen
- und den erlebten seine Spieler nochmals per Video als geistige
Trainingseinheit. Vielleicht brachte das jenes Quäntchen mehr an Vertrauen
ins Leistungsvermögen. Auch Vizepräsident Uwe Thomas überraschte:
Kurz vor Anpfiff überreichte er den Aktiven Trikots mit Siemens-Aufdruck.
"Das war nur fürs Derby. Wir bleiben im Gespräch", kann er sich
eine Fortsetzung vorstellen.
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
Selbst in Überzahl nichts erreicht
Leipzig. Erst die Heimpleite gegen Plauen, jetzt die Niederlage im Derby.
Der hoch gerüstete VfB auf Talfahrt. Und doch taten sie alle, als wäre
nichts passiert. "Das Engagement der Spieler und des Trainers waren in Ordnung",
sagte Präsident Reinhard Bauernschmidt an seinem 51. Geburtstag, "wenn
die Jungs immer so kämpfen, bin ich zufrieden." Damit keine Spekulationen
aufkommen, fügte der VfB-Chef gleich hinzu: "Der Trainer steht nicht
zur Disposition."
Hans-Jürgen Dörner sprach von einem "dramatischen Spiel zweier
guter Mannschaften". Sein Team habe die Partie in der ersten Halbzeit
kontrolliert und kaum Chancen zugelassen, hätte durch Mike Sadlo in
Führung gehen können. Tatsächlich wurde der fleißige
Stürmer durch zwei unglückliche Aktionen zur tragischen Figur.
Nach Pass von Matthias Breitkreutz (23.) jagte Sadlo die Kugel volley am
Kasten vorbei, kurz nach der Pause verlor er in der Sachsen-Hälfte den
Ball, leitete die Entscheidung ein.
"Es kann nicht sein, dass wir auswärts ausgekontert werden", meinte
Dörner. "Bei der Flanke von Nemec wurde ich umgerannt", ärgerte
sich Torwart Gunnar Grundmann, gestand aber: "Wir haben gepennt und wurden
bestraft. Unser Problem bleibt, dass wir gegen die Top-Teams Punkte abgeben.
Wenn wir aufsteigen wollen, muss sich das ändern."
Ebenso die Offensivkraft. Im Vorwärtsgang gelang gegen die
zweikampfstärkeren Leutzscher selbst in Überzahl fast nichts. "Aus
dem Mittelfeld fehlten Impulse", bemängelte Dörner, der Rock Embingou
auf die rechte Außenbahn gestellt hatte und ihm viel von seiner Wirkung
nahm. Nico Kanitz auf links blieb so blass wie Geburtstagskind Olaf Renn
(33).
Regisseur Breitkreutz ließ zu selten seine technische Klasse aufblitzen,
hatte zudem Schmerzen in der lädierten Leiste. "Wir hätten mehr
tun müssen", räumte er ein, "dennoch wäre ein Remis verdient
gewesen." Die Mannschaft brauche jetzt ein Erfolgserlebnis. Breitkreutz:
"Die Saison ist lang, unser Ziel verlieren wir nicht aus den Augen."
Kapitän Jörn Lenz, übrigens bei einer Rangelei am Rande der
Gelb-Roten Karte ("die Emotionen schlugen so hoch, dass ich nicht überlegt
habe"), erkannte im Derby gar einen Aufwärtstrend, eine VfB-Leistung,
auf der man aufbauen könne. "Vom Ergebnis bin ich enttäuscht, vom
Auftritt der Mannschaft nicht." Dass es in der Oberliga-Spitze jetzt eng
zugehe, sei schön für die Fans, und es werde auch so bleiben. "Erst
in der Rückrunde wird in dieser Phase die Meisterschaft entschieden."
Also beim Derby in Probstheida. Zunächst aber hat der VfB ein anderes
Problem. Lenz: "Die Niederlagen müssen jetzt aufhören."
Steffen Enigk
© Leipziger Volkszeitung
Meine Meinung: Nicht tolerierbar
Der normale VfB-Fan kann einen leid tun. Das blau-weiße
Bild seines Vereins in der Öffentlichkeit, das nun mal vor allem auch
seine Anhänger prägen, wird immer brauner.
Mit Parolen weit unterhalb des Tolerierbaren zeigt sich, wer Geistes Kind
die Krawallmacher sind. Das muss der VfB endlich erkennen. Seit Jahren weiß
der Klub, welches rechtsradikale Gedankengut und welche Gewaltbereitschaft
auf den Rängen herrschen. Die Verantwortlichen machen es sich mit einem
Das sind nicht unsere Fans zu einfach. Erstens sind sie es. Zweitens
werden diese Chaoten von den anderen Anhängern nicht gehindert, ihr
Unwesen zu treiben. Wer in Probstheida jetzt auf etwaige Unstimmigkeiten
beim Kartenvorverkauf, das Verhalten einiger Sachsen-Fans oder mangelhafte
Polizei-Maßnahmen verweist, lenkt ab vom eigentlichen Problem: Radikale
haben die Oberhand gewonnen, da ihnen nicht der Nährboden entzogen
wurde.
Sie haben es geschafft, dass im Leipziger Rathaus erwogen wird, Derbys
künfzig unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen zu lassen.
Sie haben es geschafft, das Ansehen des gesamten Leipziger Fußballs
zu beschädigen. Zur Erinnerung: Die Stadt ist Gastgeber der Fußball-WM
2006 und will Olympia 2012. So, wie sich durch VfB-Anhänger
am Sonnabend präsentiert hat, kann sich im Moment darauf keine rechte
Freude einstellen.
Winfried Wächter
© Leipziger Volkszeitung
1:0! FC Sachsen siegt im 80. Leipziger Derby
Cramer läßt ganz Leutzsch jubeln!
FC Sachsen gegen den VfB, das 80. Leipziger Stadtderby ein
Fußballfest war es. Mit Tempo, Kampf und Emotionen auf dem Rasen. Trotz
der paar Chaoten unter den 8.062 Fans. Und dem Ergebnis: die Leutzscher
stürzten den VfB von der Spitze, dürfen sich nach dem 1:0 als Nummer
eins in der Messestadt fühlen!
Grün weißer Jubel nach dem Abpfiff auf Rasen und Rängen.
Und ein Kleiner ganz groß mittendrin: Mittelfeld Regisseur Heiko
Cramer wurde gefeiert, auf den Schultern aus dem Kunze Sportpark getragen.
Denn in der 48. Minute steht er gold-richtig: Petr Nemec stiefelt auf der
linken Außenbahn bis zur Grundlinie, flankt. Der heranfliegende Norman
Struck fälscht ab, VfB Keeper Grundmann taucht drunter durch
und am langen Pfosten muß Heiko Cramer nur noch die Stirn hinhalten.
Sein drittes Saisontor! Heiko Cramer happy: Nicht mein schönstes,
aber mein wichtigstes Tor. Es ist einfach ein geniales Gefühl. Ich
wußte es schon vorm Anpfiff: das wird unser Tag.
Stimmt. Die Leutzscher gleich aggressiv. Rrrums: Libero David Bergner rasiert
nach 50 Sekunden VfB Stürmer Marcetic an der Eckfahne, sieht
dafür Gelb. Dann der Sachsen Libero im VfB Strafraum,
zielt aber aus 6 m drüber (15. Minute). Erstes Lebenszeichen des VfB:
Sadlo haut nach Breitkreutz Paß volley aus 11 m rechts vorbei
(22. Minute). Auf der anderen Seite steht Heiko Cramer nach toller Kombination
über Norman Struck und Ronny Kujat plötzlich frei vor der Kiste,
semmelt aber aus 13 m links vorbei (35. Minute). Halbzeit. Aber auch danach
vom VfB nix zu sehen. Da kam aus dem Mittelfeld und von den Stürmern
nix, mosert Trainer Dörner. Statt dessen die Führung der
Leutzscher. Und die haben auch noch Chancen fürs zweite und dritte Tor,
aber Norman Struck schiebt aus 11 m links vorbei (66. Minute), dann verstolpert
Velibor Kopunovic kläglich (87. Minute). Dumm: Roman Müller haut
Embingou im Mittelkreis von hinten die Beine weg, sieht dafür zurecht
Rot (75.Minute). Doch auch in der Überzahl ist der VfB ideen
und chancenlos. Einfach harmlos ...
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
... aber immer wieder diese Chaoten: 36 Festnahmen und 10.000 Euro Schaden
Die 49. Spielminute, kurz nach dem 1:0: Feuerwerkskörper fliegen aufs
Spielfeld, Rauchbomben werden gezündet ...
Mal wieder provozieren ein paar Chaoten unter den VfB Fans einen
Spielabbruch. Schiri Peter Weise (Könitz) reagiert besonnen: er schickt
die Teams in die Kabine, pfeift nach 27 Minuten Unterbrechung wieder an.
Da ist die Polizei endlich in den Blöcken (warum wartet man so lange?),
sorgt für Ruhe. Staffelleiter Ralf Rose deutlich: Eine weitere
Unterbrechung hätte Abbruch bedeutet. Er und Weise legen dem NOFV
einen Sonderbericht vor.
Insgesamt 36 Personen wurden vorläufig festgenommen, eine Polizistin
leicht verletzt. 10.000,00 Euro Schaden entstanden im Stadion.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Randale aus dem VfB-Block schadet dem Leipziger Fußball
Auch bei diesem Leipziger Derby blieben Auswüchse nicht aus. Trotz
bürgerkriegsähnlicher Zustände schon bei der Anreise (Polizei
in Stärke mehrerer Hundertschaften, zwei Hubschrauber, Reitstaffel)
kam es zu den bislang schwersten Zwischenfällen der letzten zehn Jahre.
Nach dem 1:0 des FC Sachsen flogen wie auf Kommando Leuchtfackeln und dutzende
Raketen aus dem VfB-Block auf den Rasen und gezielt in die dicht gefüllten
Zuschauerränge. Auf dem Dammsitz unter der Tribüne, wo sich gut
300 VfB-Anhänger postiert hatten, begannen "Gäste-Fans" mit
wüsten Schlägereien. Hinter dem Tor loderten Flammen mannshoch,
Fahnen wurden angezündet. Schiedsrichter Weise verließ mit den
Teams sofort das Spielfeld, Polizei und Ordnungskräfte brauchten geschlagene
27 Minuten, um die Ruhe wieder her zu stellen. Nachdem weitergespielt wurde,
blieb es bis auf einige weitere Raketen dann ruhig.
Dennoch bleiben Fragen über Fragen. War die Polizei trotz großer
Präsenz jederzeit im Bilde über die Lage? Wieso war kein einziger
Polizist an der sensiblen Nahtstelle auf dem Dammsitz zu sehen, wo Fans beider
Lager dicht an dicht standen und auch zu identifizieren waren? Warum konnten
derartig viele Raketen und Transparente mit verfassungswidrigem Inhalt ins
Stadion gelangen? Warum wurde nicht viel eher der Block mit den Chaoten
geräumt? War die Tatsache nicht bekannt, dass gewaltbereite Störer
aus Berlin und Dresden angereist waren?
Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, alles bei der Polizei oder
angereisten Kriminellen abladen zu wollen. Die üblichen Verrückten
auf VfB-Seite waren ebenfalls nicht untätig, standen ihren "Kollegen"
kaum nach. Unter den Augen der Dezernenten der Stadt Leipzig, Holger Tschense
und Burkhard Jung, zeigte sich der Unterschied der beiden Lager, wie es
deutlicher nicht ginge. Während sich hüben hässliche und
beängstigende Szenen abspielten, skandierte die (über 90 Minuten
wohltuend friedliche und begeisterte) grün-weiße Welle auf dem
Norddamm: "Wir wollen Fußball sehen!" Eine Meinung, der sich viele
wirkliche Fans des VfB hinterher anschlossen. Ein Trost, dass es auch das
noch gibt in Leipzig.
Christian Karl
© Sachsen-Sonntag
Zeit zum Handeln
Der Leipziger Fußball und seine Schattenseiten - wie bei jedem Derby
schlugen die Fußball-Feinde auch dieses Mal zu. Unterteilen muss man
Intensität und Ausmaß in zwei (unappetitliche) Kategorien. Da
wäre als erstes die Kategorie Dumm- und Hohlköpfe. Diese weideten
sich an wehrlosem Gras, begossen es mit Unkraut-Bekämpfungsmittel und
weideten sich an den Qualen des wehrlosen Grünzeugs.
Die zweite, wesentlich gefährlichere Kategorie, gefiel sich in der Rolle
schießwütiger Pistoleros, ballerte mit Feuerwerkskörpern
und Raketen durch die Gegend. Und genau hier endet, was eine Glosse auf
stumpfsinnige und hirnlose Fußballspiel-Besucher hätte werden
können. Denn hier beginnt die ganz normale und zu bekämpfende
Kriminalität, die sich in aller Offenheit und den anwesenden Heerscharen
der Polizei zum Trotz zur Schau stellen durfte.
Gezielt abgeschossene Raketen auf harmlose Besucher, auf Spieler und die
eigene (!) Trainerbank sind keine Kindereien mehr. Angezettelte
Schlägereien wie auf dem Dammsitz, auf dem sich viele Familien mit Kindern
und ältere Fans versammeln, sind auch keine Rangeleien unter
Fußballfans mehr. Und Plakate, wie sie aus dem VfB-Block heraus gezeigt
wurden, ziehen normalerweise Ermittlungen des Staatsschutzes nach sich. "Rudolf
Heß - unser Rechtsaußen" oder "Wir sind Lokisten - Mörder
und Faschisten" - solche Sprüche haben vor dem Richter schon lange keine
Bewährung verdient.
Da kann die Führungsriege des VfB noch so oft beteuern, dass dies alles
keine Fans ihres Vereins wären und dass man diese Umtriebe verurteilt
- die Saat, aus dem das wuchert, blüht seit vielen Jahren in ihrem Verein.
Da ist mehr zu tun, als pauschale Verurteilungen zu äußern. Denn
der Schaden ist irreparabel: Für den VfB (und seine wirklichen Fans),
für den Leipziger Fußball, für den gesamten Osten. Deshalb
der dringende Appell: Schluß mit der Verharmlosung innerhalb des VfB,
Schluß mit der Tatenlosigkeit, die Jahr für Jahr die gleichen
Auswüchse erlaubt, Schluß mit diesen Zuständen. Zeit zum
Handeln!
Dietrich Müller
© Sachsen-Sonntag
Sachsen feiern Derby-Sieg
"Ich glaube, wir haben hier ein wirklich dramatisches Derby gesehen",
schätzte der Trainer des VfB Leipzig, Hans-Jürgen "Dixie" Dörner,
nach dem Auftritt seiner Mannen im Leutzscher Alfred-Kunze-Sportpark ein.
So richtig freuen konnte er sich darüber allerdings nicht -
schließlich holten sich die Hausherren vom FC Sachsen Leipzig mit einem
1:0-Sieg erst einmal die "Vorherrschaft" im Fußball derMessestadt.
8062 Zuschauer hatten zuvor ein wirklich waschechtes Derby erlebt: Mit allem
Drum und Dran einschließlich jeder Menge Kampf, dem ein oder anderen
tollen Spielzug und Emotionen satt. Zum Helden des Tages wurde der Leipziger
Spielmacher Heiko Cramer: Er stand nach 48 Minuten bei einer Flanke von Petr
Nemec mit anschließender Kopfballverlängerung von Norman Struck
goldrichtig am langen Pfosten.Nach dem Schlusspfiff wußten die Leutzscher
gar nicht so richtig, wohin nun mit all diesen Emotionen: Die Spieler tanzten
und jubelten nebst den Verantwortlichen auf dem Alfred-Kunze-Sportpark herum,
der gesamte grün-weiße Anhang lag sich in den Armen. Die Kontrahenten
aus Probstheida waren derweil längst mit hängenden Köpfen
in Kabinen geschlichen. Erneut gab's ein 1:0 im Alfred-Kunze-Sportpark -
diesmal aber eben für die Hausherren.
Und es war unterm Strich nicht einmal unverdient, dass die Schützlinge
von Jürgen Raab letztlich als Sieger vom Platz gingen - mit einer
beeindruckenden kämpferischen Leistung rangen sie im 80. Derby den VfB
Leipzig regelrecht nieder. Was manchmal auch im wahrsten Sinne des Wortes
verstanden werden kann :Bereits in Minute 1 senste Libero David Bergner den
VfB-Stürmer Branko Marcetic in brettharter Manier um. Eine harte Gangart,
die sich in der Folgezeit beinahe wie ein roter Faden durch die Partie zog
- Höhepunkt in dieser Hinsicht war ein gewaltiges Gerangel im Mittelfeld,
bei dem ganz eigentlich sowohl FCS-Verteidiger Radisa Radojicic als auch
VfB-Libero Jörn Lenz wegen Tätlichkeit hätten vom Platz fliegen
müssen...
Gehen musste aber letztlich nur einer: Der Leutzscher Roman Müller legte
eine Viertelstunde vor Schluss im Mittelfeld ein ebenso brutales wie
überflüssiges Tackling hin und wurde folgerichtig vom durchaus
besonnenen Referee Peter Weise vorzeitig zum Duschen geschickt. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatten seine Mannen das Spiel eigentlich unter Kontrolle: Zwar
erlaubte sich die Leutzscher Abwehr um Libero Bergner auch mal den ein oder
anderen Aussetzer, doch die Gäste vermochten daraus kaum etwas zu machen.
Folgerichtig blieb es für den VfB Leipzig in Hälfte 1 bei gerade
mal einer Torchance: Die hat Mike Sadlo nach 22 Minuten, doch der Volleyknaller
geht deutlich am Gehäuse von Marco Eckstein vorbei. Auf der anderen
Seite hat Kollege Gunnar Grundmann schon einen erheblich aufregenderen
Nachmittag: Nach einer Viertelstunde streicht ein Bergner-Schuss knapp
übers Tor, zudem hat Norman Struck nach toller Kopfballvorarbeit von
Petr Nemec die Führung eigentlich schon auf dem Fuß.
Auffällig: Die Hausherren sind zweikampfstärker, einsatzfreudiger.
Die VfB-Kicker verlieren nicht selten entscheidende Zweikämpfe - wie
eben Mike Sadlo kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit kurz vor dem gegnerischen
Strafraum. Und im Anschluss inszenieren die Sachsen einen Konter wie aus
dem Bilderbuch, der Heiko Cramer - ohnehin einer der auffälligsten Spieler
auf dem Platz - mit dem Tor des Tages krönt.
Auch nach der Dezimierung bleiben die Leutzscher durchaus spielbestimmend:
Die wirklich klaren Chancen haben die Hausherren etwa mit dem eingewechselten
Velibor Kopunovic, der aber lange verletzte Goalgetter verstolpert den Ball.
Auf der anderen Seite mühen sich zwar der fleißige Branko Marcetic,
Mike Sadlo und Rock Embingou redlich, doch meist ist bei Marco Eckstein
Endstation.
Es blieb also beim ziemlich mißglückten Geburtstagsgeschenk für
den VfB-Präsidenten Reinhard Bauernschmidt - da mochte keiner so richtig
zufrieden sein mit der puren Tatsache, dass die Probstheidaer zwar als
gleichwertige Mannschaft auftraten, in der Konsequenz allerdings ohne Punkte
blieben. "Wen wir keine Tore schießen, kann ich auch nicht zufrieden
sein", grummelte "Dixie" Dörner. Recht hat er. Immerhin: Nach dieser
Partie ist die Saison wieder vollkommen offen.
Jens Wagner
© Sachsen-Sonntag
FC Sachsen verdienter Derbysieger in Leipzig
Der FC Sachsen hat das 80. Leipziger Stadtderby gegen den VfB Leipzig verdient
mit 1:0 (0:0) gewonnen und ist mit dem Noch-Tabellenführer nach Punkten
gleichgezogen.
Im Mittelpunkt der heiß umkämpften Partie stand allerdings
Nichtsportliches: Wegen Leuchtkörpern aus dem VfB-Block musste die Partie
zu Beginn der zweiten Hälfte für 22 Minuten unterbrochen werden.
Die VfB-Elf zeigte sich in Leutzsch zu passiv. Vor allem die Stürmer
Sadlo und Marcetic kamen gegen ihre Manndecker Radojicic und Rietschel nicht
zur Entfaltung.
FC Sachsen besser eingestellt
Dagegen spielte der FC Sachsen diszipliniert und setzte gegen Ende der Partie
zunehmend auch spielerische Akzente. Das Tor des Tages erzielte Nemec nach
einem schönen Doppelpass mit Struck unhaltbar für den VfB-Keeper
Grundmann. In der 75. Minute musste FCS-Mittelfeldakteur Müller nach
einem groben Foul an Embingou vom Platz: Bezeichnend für die Partie
war, dass der FC Sachsen danach die Überlegenheit ausbauen konnte.
© www.mdr.de
Leider! Rot, Raketen & Randale - Derby hielt, was es versprach
LEIPZIG - Da wird es wieder heiß hergehen! So der Tenor
vor dem immer wieder brisanten Leipziger Lokalderby zwischen dem FC Sachsen
und dem VfB. Und es kam wie erwartet!
Dass die Leutzscher Durch ein schönes Kopfballtor von Heiko
Cramer (48.) nach einen schönen Konterangriff am Ende 1:0 gewannen,
Roman Müller nach einen groben foul an Rock Embingou Rot sah (75.),
David Bergner (14.), Cramer (30.), Norman Struck (43./67.) und Petr Nemec
(78.) für den Gastgeber sowie mike Sadlo (20.) und Nico Kanitz (72.)
für den VfB Chancen vergaben, ist zwar wichtig, aber bei den Geschehnissen
im Stadion schon fast nebensächlich.
erneut war das Prestige-Duell von ausschreitungen begleitet. schon nach 15
Minuten die erste Unterbrechung durch den besonnenen und Schlimmeres
verhindernden schiri Petr weise (Könitz), weil aus dem VfB-Fan-Block
die ersten Feuerwerkskörper geflogen kamen.
Der Höhepunkt kurz nach dem Tor: Wieder war der VfB-Block der Brandherd.
weise schickte beide Mannschaften in die Kabinen, ein polizeiaufgebot versuchte
Ordnung zu schaffen. Im gemischten Fan-Block kam es zu Randalen zwischen
den Rivalen. 25. Minuten dauerte es, bis die Partie fortgesetzt werden konnte.
SB
© Morgenpost am Sonntag
Schmeißt diese Chaoten endlich aus den Stadion!
Schlimme Randale in Leutzsch: Fünf Hools festgenommen
LEIPZIG - Diese Chaoten machten den Fußball kaputt! Beim Stadtderby
zwischen dem FC Sachsen Leipzig und dem VfB Leipzig ist
erwartungsgemäß zu schweren Ausschreitungen
gekommen.
Wie die Polizei mitteilte, wurden am Rande des Oberligaspiels Fünf Personen
wegen Straftatverdachts vorläufig festgenommen. Insgesamt nahm die Polizei,
die mit rund 400 Beamten im Einsatz war, 36 Fans in
Präventivgewahrsam. Eine Polizistin wurde leicht verletzt.
Die Partie im Alfred-Kunze-Sportpark musste sogar für 30 Minuten unterbrchen
werden, nachdem Feuerwerkskörper und andere Gegenstände auf das
Spielfeld geworfen worden waren. Trotz sorgfältiger Personenkontrollen
durch die Ordner des Veranstalters hätten nicht alle dieser zum Teil
nur beistiftgroßen erzeugnisse sicher gestellt werden können,
teilte die Polizei mit. Über verletzte Zuschauer lägen keine Angaben
vor.
Sportlich war der 1:0-Sieg für den FC Sachsen überlebensnotwendig.
Die Leutzscher zogen mit dem Stadtrivalen nach Punkten gleich. Heiko Cramer
hatte das Goldene Tor (48.) per Kopfball erzielt.
© Dresdner Morgenpost
Spielbericht der VfB-Fanpage
Das 80. Leipziger Lokalderby wird man wohl auf beiden Seiten nicht so schnell
vergessen - leider bleibt bei den VfB-Fans nur negatives in Erinnerung. Denn
die grün-weiß (die mit "Siemens" als Trikotsponsor in fast kompletten
grün aufliegen) gewannen gegen die blau-weißen (die wiederum sich
in kompletten weiß präsentierten) vor der großen Kulisee
von 8.062 Zuschauern (darunter mindestens 3.500 VfB-Fans) im
Alfred-Kunze-Sportpark in Leutzsch mit 0:1 (0:0). Dazu kam es, wie vor dem
Spiel schon befürchtet, leider wieder zu heftigen Randalen während
des Spiels und führten zu einer Unterbrechung von 25 Minuten. Auslöser
von Rauchbomben, bengalischen Feuer und jeder Menge gefährlichen
Leuchtraketen war der 1:0 Führungstreffer des FC Sachsen durch Heiko
Cramer (48.). Eine Menge Fans von anderen Vereinen hatten sich wieder im
VfB-Block eingefunden und besonders die "Fans" des BFC fielen durch dumme
und rechtsradikale Spruchbänder auf - und dazu mit jeder Menge
Leuchtraketen. Dies dürfte nun zu heftigen Folgen vom NOFV führen,
da die Leipziger aus Probstheida schon mehrfach verwarnt wurden. Allerdings
muss man sich auch Fragen, ob es nicht ein großer Fehler war vom Gastgeber
nur 1.600 Karten für den Gästeblock zu verkaufen - so war der
Ärger auf dem Dammsitz vorprogrammiert. Über dieses Derby wird
man noch lange sprechen müssen, denn diese Randale überschatteten
das sportliche und die 2. Niederlage in Folge für den Spitzenreiter
(auch nach dem Spieltag, falls Jena in Plauen nur zu einem Unentschieden
kommt) in Folge. Zum Glück kommt der Abstiegskandidat FC Lausitz Hoyerswerda
nächste Woche ins Plache-Stadion. Aber erst einmal zum Spielverlauf,
auf den schwer beschädigten Rasen in Leutzsch bei gerade einmal drei
Grad (bibbern war angesagt):
Schon vor dem Spiel wurden ca. 30 Personen vor dem Stadion verhaftet, die
trotz ausverkauften Gästeblock Einlass wollten und wegen der großen
Zuschauermassen verschob sich der Spielbeginn auch auf 14.10 Uhr. VfB-Trainer
Hans-Jürgen Dörner ließ im Sturm heute wieder Torjäger
Mike Sadlo neben Branko Marcetic von Anfang spielen. Die rechte Außenbahn
besetzte zum ersten Mal Rock Embingou und in der Mitte führte der wieder
fitte Matthias Breitkreutz Regie. Im defensiven Mittelfeld wurde Dirk Hannemann
von "Allzweckwaffe" Matthias Großmann ersetzt! Beim Gastgeber aus Leutzsch
waren alle Spieler wieder fit und so konnte der FC Sachsen in Bestbesetzung
auflaufen. Schon nach nicht einmal zwei Spielminuten wurde es richtig hitzig
auf dem Spielfeld als FCS-Libero David Bergner Branko Marcetic brutal zu
Fall bringt - Schiedsrichter Weise aus Könitz zückte Gelb, die
meisten VfB-Fans, Spieler und auch Trainer Dörner (unterstrich es in
der Pressekonferenz) forderten die rote Karte! Spielerisch passierte nicht
viel und so konnte man als nächstes "Highlight" nur die gelbe Karte
für VfB-Libero Jörn Lenz in der 12. Minute notieren, als er einen
Konter unterband (nachdem der Schiedsrichter Weise vorher viel zu viel laufen
ließ). Knapp eine Minute später werden die ersten Rauchbomben
im Gästeblock entzündet und die ersten Leuchtraketen fliegen Richtung
Spielfeld - ein kleiner "Vorgeschmack", was in der zweiten Halbzeit passieren
sollte. In der 15. Minute dann die erste Torchance im Spiel: David Bergner
setzt sich auf halb rechts durch und trifft aus 10 Metern die Oberkante der
Querlatte. Sieben Minuten später dann die beste Gäste-Kombination
in der ersten Halbzeit und vielleicht auch im ganzen Spiel als Stürmer
Mike Sadlo den mitgelaufnen Matthias Breitkreutz sieht, der ehemalige
Bundesliga-Spieler hebt den Ball wiederum in den lauf von Mike Sadlo. Der
Leipziger Stürmer trifft den Ball aber nicht hundertprozentig und
befördert ihn aus 8 Metern von halb rechts noch knapp über das
Tor von Marco Eckstein. Dann wieder die Leutzscher, doch Keeper Gunnar Grundmann
fängt einen Freistoß von Norman Struck von der rechten Seite locker
weg (28.). Nach einer halben Stunde hätte es eigentlich 1:0 stehen
müssen für den FC Sachsen, doch eine Flanke von rechts setzt Heiko
Cramer aus 10 Metern völlig freistehend noch neben das VfB-Tor - Grundmann
wäre wohl chancenlos gewesen! Der Gastgeber war nun durchaus
Feldüberlegen, ohne sich weitere richtig gute Chancen erspielen zu
können. Erst in der 43. Minute musste im VfB-Lager wieder gezittert
werden als Norman Struck von halb links aus 8 Metern abzieht, aber der Ball
knapp über die Querlatte zischt.
Nach dem man sich in der Halbzeit endlich wieder aufheizen konnte, dann leider
der Schock für alle VfB-Anhänger in der 48. Minute - das 0:1, aber
der Reihe nach: Mike Sadlo versucht sich im "eins gegen eins" durchzusetzen
verliert aber den Ball. Petr Nemec geht auf der linken Außenbahn durch
und zieht den Ball in die Strafraummitte, am kurzen Pfosten lauert Norman
Struck, der aber von Grundmann gehindert wird an den Ball zu kommen - aber
da ist ja noch Heiko Cramer völlig freistehend am langen Pfosten, der
ohne Probleme aus 4 Metern den Ball per Kopf in die Maschen befördert.
Riesiger Jubel im Lager der Leutzscher - bengalische Feuer werden
entzündet. Kurz darauf dann eine Rauchbombe auf der rechten Seite des
VfB-Blocks und dann geht es von allen Seiten los - Leuchtraketen zischen
durch die Luft, bengalische Feuer werden auf das Spielfeld geworfen. Die
"Chaoten" beschießen auch die VfB-Ersatzbank und Schiedsrichter Weise
bleibt nichts anderes übrig als beide Teams in die Kabine zu schicken
- die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet. Die Polizei marschiert
auf, bekommt die Lage aber nie unter Kontrolle - selbst ein in Bereitschaft
gebrachter Wasserwerfer konnte weitere Tumulte nicht mehr verhindern. Nun
ging es auch auf einmal auf dem Dammsitz hoch her - vom Norddamm strömten
20, 30 sogenannte Fans heran (die sich teilweise vorher in Halbzeit eins
als Dynamo Dresden outeten) und nun eskalierte es auch bei den rund 700 VfB-Fans,
die dort standen. Die Polizei griff nun endlich härter zu und verhafteten
einen Chaot (an dieser Stelle darf erwähnt werden, dass es einer der
"Fans" war, die vom Norddamm kamen). Auch im Block hinter dem Tor marschiert
die Polizei nun ein und sorgte nach über 20 Minuten endlich für
etwas Ruhe. Warum ging das nicht schon eher?! Fußball wurde nach einer
Unterbrechung von knapp 25 Minuten (!) auch wieder gespielt, ohne dass der
VfB die nötigen Chancen für das 1:1 erspielen konnte. In der 53.
Minute eilt Marco Eckstein aus seinem Tor und Branko Marcetic taucht völlig
frei vor ihm auf - aber der Stürmer versucht nicht ins leere Tor zu
treffen, sondern legt den Ball zurück, dass hätte es eigentlich
sein müssen. In der 65. Minute flankt Rock Embingou von rechts, aber
ein Kopfball von Mike Sadlo ist leichte Beute für Eckstein. Zwei Minuten
später haben die VfB-Kicker viel Glück, dass der Linienrichter
die Fahne hebt, als Norman Struck allein durch ist. In der 70. Minute sorgte
Ronny Kujat mit einer Flanke für Gefahr, doch der Ball zischt an Freund
und Feind vorbei durch den Strafraum. Drei Minuten später kann sich
Nico Kanitz auf der linken Außenbahn mal wieder durchsetzen, doch sein
abgefälschter Schuss aus knapp 18 Metern geht knapp links vorbei. Dann
die 75. Minute: Roman Müller holt Rock Embingou brutal von den Beinen
und Schiedsrichter Weise entscheidet richtigerweise sofort auf Rot! Die Chance
für den VfB gegen nur noch zehn Sachsen-Spieler, aber die Abwehr der
Gastgeber stand einfach zu gut. Statt dessen noch mal der FC Sachsen, aber
die Flanke von Heiko Cramer von rechts köpft Petr Nemec über das
Tor. Die letzte Chance in einem spielerisch sonst etwas enttäuschenden
Derby besaß Branko Marcetic, der einen Freistoß aus 20 Metern
in die Arme von Eckstein schießt. Das war's und der Jubel der
Sachsen-Anhänger genauso groß wie die Enttäuschung auf VfB-Seite.
Fazit: Das 80. Leipziger Lokalderby wurde mit viel Kampf und Einsatz
geführt - spielerisch fehlte es auf beiden Seiten etwas, trotzdem war
immer für Unterhaltung bei kalten drei Grad gesorgt. Die Sachsen
können nun ein halbes Jahr den Titel "Nummer eins in Leipzig" tragen
- bis jetzt war es der VfB (1:0 Erfolg beim FC Sachsen in der letzten Saison).
Leider wurde dieses Fußball vor einer imposanten Kulisee (wo in Deutschland
findet sonst ein Spiel in der 4. Liga vor über 8.000 Zuschauern statt?)
wieder durch heftige Randale überschattet - die dazu noch viel schlimmer
waren, als in den letzten Jahren. Für beide Vereine dürfte es ein
Nachspiel beim NOFV geben - leider kommen diese Aktionen von "Unbelehrbaren"
und dazu mischen sich noch viele Anhänger von anderen Vereinen im
Gästeblock unter. Wie sonst ist ein Spruchband zu erklären "Wir
sind Lokisten - Mörder und *****" - jeglicher Kommentar erübrigt
sich! Beim VfB enttäuschte die Offensivabteilung, auch von Matthias
Breitkreutz ging zu wenig Gefahr aus - über beide Außenbahnen
lief auch selten etwas. Nun heißt es für den VfB gegen andere
Gegner fleißig Punkte sammeln - mit etwas Glück ist man auch nach
diesem Spieltag noch Tabellenführer. Der FC Sachsen war besonders durch
Heiko Cramer und Norman Struck gefährlich - Libero David Bergner
enttäuschte (sicherlich auch aus Sicht der Sachsen-Fans) mit vielen
technischen Fehlern. Auf ein neues Derby in der Rückrunde - mit einem
besseren Ausgang für das VfB-Lager und vielleicht bleibt es dann
einigermaßen friedlich. Aber warten wir die Konsequenzen aus dem 80.
Derby erst einmal ab...
Ronny John
© www.vfb-leipzig.de
|