Kurioser Koslov-Treffer reicht nicht zum zweiten Saisonsieg
Leipzig. Die Detailversessenheit des neuen Sachsen-Trainers passte mit Mühe
und Not auf die "Kuhhaut" einer Flipchart. Vorlieben, Stärken,
Schwächen - Harry Pleß hatte den erlesenen Braunschweiger Kader
durchleuchtet und nichts, aber auch gar nichts ausgelassen. "Sensationell!",
war Manager Uwe Thomas von den Socken. In den finalen 20, 30 Spielminuten
drohte die Fleißarbeit des Übungsleiters und seiner Herzblut
vergießenden Mannen untern Tisch zu fallen: Braunschweig hatte mehr
zuzusetzen (könnte an vorheriger Schonung gelegen haben), drängte
auf den Sieg. Lars Fuchs (70.), Jacob Thomas (71.) und Stephan Piemtak (76.)
schossen Michael Rechner berühmt, der Sachsen-Keeper hielt das 1:1 fest
und sich zurück. "Ein Torwart steht nunmal im Kasten, um ab und zu mal
einen zu fischen."
Rechner war - überraschend - für Marco Eckstein aufgelaufen, David
Bergner - wie angekündigt -von der Tribüne auf die Libero-Position
rotiert. Coach Pleß: "Beide Veränderungen haben sich ausgezahlt."
War das Glas halbvoll oder halbleer?"Wir haben das Minimalziel erreicht,
hätten aber auch das Maximum holen können", wusste Leipzigs
Übungsleiter auch nicht so recht, was Sache war. Eintracht-Coach Uwe
Reinders sprach von "zwei verlorenen Punkten" und prangerte die bis zum
Rückstand auffällige "Schlafmützigkeit" seiner Profis an.
"Wir haben erst nach dem 0:1 Leidenschaft gezeigt." Verantwortlich dafür
zeichnete Denis Koslovs siebter Saisontreffer aus Minute 48. Der Russe kam
nach einem Danny-Bach-Fernschuss an den Ball und stubste selbigen aus Kurzdistanz
mit dem großen Onkel ins Netz. "Ich hatte das Gleichgewicht verloren,
kam nur noch mit der Schuhspitze ran", so Koslov. "Also wenn das kein Abseits
war, weiß ich auch nicht mehr", irrte Torwächter Alexander Kunze,
dessen Kollege Marc Arnold das Abseits aufgehoben hatte.
Chancen zu weiteren Leutzscher Toren waren da, Ronny Kujat, Marc Zimmermann
und Heiko Cramer nutzten die mehr oder minder hochkarätigen Gelegenheiten
nicht. Kritik des Trainers: "Wir mussten das 2:0 konzentrierter angehen."
Mit zunehmender Spieldauer wuchs die Überlegenheit der Gäste und
einhergehend die Wahrscheinlichkeit des Ausgleichs. Das Zustandekommen des
1:1 fügte sich in die unschönen bisherigen Regionalliga-Stunden.
79. Minute: Ballverlust durch Ronny Thielemann (sonst bärenstark). Im
Mittelfeld, noch ist nix passiert. Lars Fuchs läuft unbehelligt Richtung
Strafraum, lässt sich von Radisa Radojicic (sonst fehlerlos) foulen.
Freistoß aus 17 Metern, Michél Mazingu läuft an wie Heike
Drechsler in ihren besten Tagen. Mazingu könnte ausrutschen, der Ball
könnte drüber gehen, sich in der Mauer verfangen, gehalten werden.
Stattdessen: Vollspannstoß mit links, Einschlag im Torwarteck. "Unhaltbar",
so Pleß. "Michael sieht das Ding erst, als es imNetz ist." Dass seine
Fußballer mit hängenden Köpfen vom Feld trotteten, verdichtet
der Fußball-Lehrer so: "Charakter und Siegeswille sind da." Fehlt
eigentlich nur noch eine Winzigkeit: Punkte.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
1:1! Ein Punkt, der Hoffnung macht
Auf den Magen geschlagen war ihm sein erstes Spiel mit dem FC Sachsen jedenfalls
nicht. Mit ganz viel Appetit biß Neu-Trainer Harry Minuten nach dem
Abpfiff im Presseraum in ein Kasebrötchen ...
1:1 gegen den Favoriten aus Braunschweig. Kein Käse war es. Sondern
ein durchaus gelungener Einstand vor 4.197 Fans. " Die Mannschaft ist intakt
", lobte Pleß. " Charakter und Siegeswillen waren vorhanden. " Ein
Punkt also, der Hoffnung machen sollte. Auch wenn der Abstand zum ersten
Nichtabstiegsplatz ( Kiel ) schon auf drei Zähler angewachsen ist.
Nur ganze Elf Minuten fehlten zum zweiten Saisonsieg. Dann nagelte Mazingu
einen 16 m - Freistoß ( Radojicic hatte Fuchs gefoult ) ins rechte
Dreiangel. " Ein unhaltbarer Sonntagsschuß ", meinte Pleß. Allerdings
machte Rechner ( erhielt den Vorzug vor Eckstein ) da eine nicht wirklich
gute Figur. Bewies jedoch zuvor seine Klasse, als er gegen Thomas ( 56. ),
Fuchs ( 70. ) und Pientak ( 76. ) rettete. Was allerdings auch deutlich zeigte:
nach gut einer Stunde ließen die Kräfte der Leutzscher merklich
nach ...
Die waren durch das 7. Saisontor von Koslov ( 49./ Abstauber aus 5 m ) in
Führung gegangen. Der Russe: " Danach hätten wir das zweite Tor
nachlegen müssen. " Gelang aber halt nicht. So daß Schönberg
zugeben mußte: " An Ende müssen wir froh sein, nicht noch verloren
zu haben. " Samstag wartet nun Wattenscheid. Pleß: " Wir werden alles
versuchen, da zu gewinnen. " Vielleicht schon mit einem neuen Mann. Ein weiterer
Linksfuß wird jedenfalls vehement gesucht.
André Schmidt / Stefan Krause
© Bild-Leipzig
"Nur" die Pflicht wurde erfüllt
Ein Punkt gewonnen? Oder doch eher zwei verloren? So richtig mochte sich
gestern Nachmittag niemand entscheiden im Alfred-Kunze-Sportpark: Nach 90
Minuten hatte der FC Sachsen Leipzig dem Regionalliga-Spitzenteam Eintracht
Braunschweig ein 1:1-Unentschieden abgetrotzt. Aber weder der neue Leutzscher
Coach Harry Pleß noch sein Kollege Uwe Reinders waren mit dem Ergebnis
wirklich zufrieden.
"Ich habe schon im Vorfeld von der Mannschaft einen Punkt als Pflicht gefordert,
aber ein Sieg wäre ohne Zweifel besser gewesen", blieb ersterer nach
seinem Debüt realistisch.Gespannt durfte man im Vorfeld dieser Partie
schon sein, wie sich die Leutzscher Truppe unter dem neuen Coach
präsentiert. Schließlich gab's gerade nach den glücklosen
Auftritten vor heimischen Publikum (das Spiel gegen Neumünster mal mit
Einschränkungen ausgenommen) und den manchmal erschreckend schwachen
Leistungen in der Ferne schon den ein oder anderen, der um die
Regionalliga-Tauglichkeit des FC Sachsen bangte. Nun, eines machte der gestrige
Nachmittag deutlich: Wenn diese Mannschaft kämpferisch und spielerisch
bis an die Grenzen geht, kann sie auch gegen ein Spitzenteam wie Eintracht
Braunschweig mithalten.
Aber mal schön der Reihe nach: Der Blick in die Aufstellung brachte
keine wirklich großen Überraschungen - sieht man einmal davon
ab, dass Harry Pleß wieder Keeper Michael Rechner vertraute. Eine
Maßnahme, die bei den Fans vor dem Anpfiff zwar nicht sonderlich gut
ankam, aber sich auszahlen sollte: Vor allem in den letzten 20 Minuten zauberte
der 23-Jährige ein paar derart beeindruckende Glanzparaden aus dem Hut,
dass auch dem letzten Zweifler der Mund offen stehen blieb. Bärenstarke
Leistung!
Mit einer ähnlich guten hat sich wohl auch David Bergner seinen Platz
im grün-weißen Team zurück geholt. Allerdings hatte Harry
Pleß schon bei seiner Verpflichtung am Dienstagabend deutlich gemacht,
dass er keineswegs gedenke, auf die Erfahrung des Abwehrmannes zu verzichten.
Und auch da machte er alles richtig: Mit Zweikampf- und vor allem
Kopfballstärke konnte Bergner stets überzeugen - wie über
weite Strecken der ersten Halbzeit seine Teamkollegen. Mit Aggressivität,
Laufbereitschaft und Spielfreude kaufte man der Eintracht von der ersten
Minute an den Schneid ab.
Folgerichtig hatte der FC Sachsen zunächst die besseren
Tormöglichkeiten, da allerdings von Mark Zimmermann und Heiko Cramer
vergeben wurden. Erst nach mehr als 20 Minuten tauchten die Braunschweiger
erstmals vor dem Gehäuse von Michael Rechner auf, doch in Sachen
Chancenverwertung bekleckerten sich auch Jürgen Rische, Benjamin Adrion
und Co. nicht unbedingt mit Ruhm.
Gleich nach dem Pausentee schlug dann der Leutzscher Torschütze vom
Dienst Denis Koslov zu:Da wagte Danny Bach mit dem Mute der Verzweiflung
einen Fernschuss von der Strafraumgrenze, traf den Ball aber nicht richtig
und schlug so den "tödlichen Pass" zum Moskauer - mit einem halb
gestolperten Roller packte dieser den Führungstreffer. Abseits war's
übrigens nicht - auch wenn dies die Eintracht-Abwehr so sah - dafür
sorgte der viel zu spät herauslaufende Marc Arnold.
"Erst nach dem Rückstand haben wir so gespielt, wie wir es uns auch
vorgenommen hatten", meinte nach der Partie ein leicht angesäuerter
Uwe Reinders. Dem kann man aber nur bedingt zustimmen: Vielmehr drehten die
Hausherren erstmal richtig auf. Und hätten in den folgenden zehn, 15
Minuten die Eintracht abschießen können, ach was, müssen!
Chancen gab's für Denis Koslov, Heiko Cramer oder Nico Kanitz hinreichend.
Diese Sturm-und-Drang-Phase hatte aber nicht nur Anhänger im Leutzscher
Team. "Da haben wir ein wenig zu sehr die Ordnung, die Übersicht verloren
und möglicherweise auch zu viel Kraft gelassen", überlegte
"Staubsauger" Ronny Thielemann nach dem Schlusspfiff. Der Mann aus Cottbus
bot eine tolle Leistung, die durch einen Wermutstropfen getrübt wurde:
Nach seinem Ballverlust im Mittelfeld rollt ein Braunschweiger Angriff an,
den Radisa Radojicic nur mit einem Foul an der Strafraumgrenze unterbinden
kann.
Beim folgenden Freistoß hatte Fortuna den rechten Fuß von Michel
Dinzey Mazingu intensiv geküsst - Knaller, Traumtor, Sonntagsschuss,
unhaltbare Granate und was man sonst noch an Superlativen anbringen kann.
Und so blieb es bei einer Punkteteilung, mit der wie schon erwähnt keiner
so richtig etwas anzufangen weiß. Fest steht nur eines: Am nächsten
Samstag muss in Wattenscheid definitiv ein Sieg her.
J. Wagner
© SachsenSonntag
Kein Heimsieg für FC Sachsen
Harry Pleß hat bei seinem Trainer-Debüt mit dem FC Sachsen Leipzig
nur einen Teilerfolg gefeiert. Gegen Eintracht Braunschweig gab es ein 1:1.
Leutzscher bis zur Führung mit starker Leistung
Die Sachsen begannen gegen Braunschweig offensiv und hatten durch Cramer
(8.) die erste Gelegenheit. Seine Ecke ging an Freund und Feind vorbei ins
Aus. Doch auch die Gäste blieben gefährlich, Adrion (27.) verfehlte
nach Berger-Fehler das Tor nur knapp. Bei einem Schuss von Rische zeigte
sich FCS-Torwart Rechner auf dem Posten.
Nach dem Wechsel gingen die Leutzscher durch Koslovs Hammer aus Nahdistanz
in Führung. Sein zweites Tor verpasste er nach Kujat-Eingabe (50.) nur
knapp. In der Folgezeit drückten die Gäste, mit Erfolg: Mazinghu
hämmerte einen 20-Meter-Freistoß unhaltbar in die Maschen. In
der Schlussphase mussten die Leutzscher zittern, überstanden die Druckphase
aber mit Glück und Geschick.
Stimmen der Trainer
Reinders (Braunschweig): "Ich haben mich gefreut, wieder nach Leutzsch zu
kommen. Ich wurde hier gut aufgenommen. Das 1:1 kann ich jetzt so kurz nach
der Partie nicht richtig einordnen. Erst nach dem Rückstand haben wir
angefangen, richtig Fußball zu spielen. Der Gegentreffer hat uns erst
motiviert, torgefährlich zu werden. Dadurch haben wir uns viele Chancen
erarbeitet. Wir hätten aber diese zu Sieg nutzten müssen."
Pleß (FC Sachsen): "Ich sehe das Remis grundsätzlich positiv.
Ich habe der Mannschaft vorher gesagt, ein Punkt ist Pflicht. Ich geben zu,
nach dem Wechsel wurde der rote Faden im Spiel verloren. Wir haben es auch
versäumt, das zweite Tor zu machen. Zum zweiten Tore haben Kraft, Cleverness
und Koordination gefehlt. Kämpferisch bin ich zufrieden Es ist noch
sehr viel zu tun, um aus dem Keller heraus zu kommen. Torwart Rechner hat
seine Nominierung gerechtfertigt. Die Rückkehr zu Bergner hat sich auch
rentiert."
© www.mdr.de
Eintracht vergibt schlafmützig besseres Resultat
Fußball-Regionalligist kommt beim Tabellenvorletzten FC Sachsen Leipzig
nur zu einem 1:1
Mazingu sorgt mit Freistoß-Tor für Remis
LEIPZIG. Harry Pleß, seit wenigen Tagen Trainer in Leipzig, und Uwe
Reinders quälte nach dem 1:1 (0:0) im Fußball-Regionalligaspiel
zwischen dem FC Sachsen und Eintracht Braunschweig ein und dieselbe Frage.
War das Remis ein Punktgewinn oder waren zwei Zähler verloren worden?
"Ich bin mit dem Punkt nicht zufrieden. Die Chancen, zu gewinnen waren da",
legte sich Eintracht-Trainer Uwe Reinders schließlich fest.
Ärgerlich aus seiner Sicht war jedoch, dass sich die Seinen vor 4197
Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark erst nach dem Führungstreffer von
Dennis Koslov (48.), bei dem die komplette Defensivabteilung ganz schlecht
aussah, ihrer sportlichen Fähigkeiten besannen. "Danach hat die Mannschaft
alles versucht, um noch zu gewinnen", sagte Reinders. Gereicht hat es allerdings
nur zu einem Punkt. Michél Mazingu bewahrte seine Mannschaft mit einem
direkt verwandelten Freistoß (79.) von der Strafraumgrenze aus vor
der dritten Niederlage in Folge. "Unhaltbar", gab Pleß zu.
Leipzig hätte sogar noch als Verlierer vom Platz gehen können,
denn in der Eintracht-Aufholjagd, durch die Einwechslungen von Dominik Jansen,
Stephan Pientak und Lars Fuchs maßgeblich eingeleitet, vergaben Fuchs
(70.) Jacob Thomas (72.) und Pientak (74./87.) gute Chancen gegen den fehlerlosen
Sachsen-Schlussmann Rechner.
Allerdings muss sich Eintracht die Kritik gefallen lassen, bis zur 50. Minute
eine ganz schwache Partie geliefert zu haben. "Einsatz-, Laufbereitschaft
und Leidenschaft haben in der ersten Halbzeit gefehlt. Wir sind
schlafmützig in die Partie gegangen", ärgerte sich Reinders über
den 50 Minuten währenden, unansehnlichen Auftritt seiner Mannen.
Die zu Beginn sichtlich verunsicherten Spieler des Tabellenvorletzten witterten
gegen die pomadig zu Werke gehenden Einträchtler ihre Chance und kamen
mit Engagement und Zweikampfstärke zur Überlegenheit auf dem Platz.
Offensivaktionen der Gäste: fast Fehlanzeige. Lediglich Benjamin Adrion
(27./29.) brachte eine Spur von Gefahr vor das Sachsen-Tor.
Die Eintracht-Aktionen wirkten lange unkonzentriert, endeten durch viele
Abspielfehler nur als holprige Versuche. Vor allem auf den Außenbahnen
fand Offensive 50 Minuten lang kaum statt. Die Spitzen Jürgen Rische
und Jacob Thomas blieben völlig auf sich allein gestellt.
Dem Anspruch, sich an der Spitze der Regionalliga festsetzen zu wollen, kamen
die meisten EintrachtSpieler nur selten nach. Daniel Graf, der wegen seines
Kreuzbandrisses in diesem Jahr nicht mehr spielen wird, wurde schmerzlich
vermisst. Erst mit der Hereinnahme von Fuchs und Pientak kam deutlich mehr
Schwung in die Aktionen der Gäste, die in Leipzig 40 Minuten lang zeigten,
warum sie mit an der Spitze stehen. Uwe Reinders mochte sich gar nicht ausmalen,
wie die Partie geendet hätte, hätte sein Team von Beginn an so
agiert. Die Frage nach einem Punktverlust wäre dann nämlich
überhaupt nicht aufgekommen. Am Freitagabend gegen Köln kann Eintracht
es besser machen.
Thomas Fröhlich
© Braunschweiger Zeitung
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