2:1 - dank großer Moral befreit sich FC Sachsen aus dem Keller
Leipzig. Sekunden vor dem Abpfiff waren die Sachsen nicht mehr zu halten:
Alle Akteure samt der Bank-Besatzung stürmten auf Nico Kanitz zu, rissen
Denis Koslov zu Boden und konnten sich vor Begeisterung nicht halten. Der
Russe hatte sich auf der rechten Seite bis an den Strafraum heran gepirscht.
Seine Eingabe erreichte den frei stehenden Kanitz, der zunächst zwar
den Ball verhaspelte, um dann clever aus zwölf Metern den Siegtreffer
zum 2:1 zu erzielen. Die Leipziger Fans unter den 7586 Zuschauern lagen sich
in den Armen und feierten gestern ausgelassen ihre "Helden" im
Alfred-Kunze-Sportpark.
Plötzlich hatten sie ihren Glauben an den Fußball-Gott wieder
gefunden, denn der Sachsen-Erfolg spiegelte auch das wahre
Kräfteverhältnis während der Partie gegen den FC St. Pauli
wider. Denn viel hätte nicht gefehlt und die Leutzscher Fans wären
mit langen Gesichtern nach Hause gegangen. Eine Minute zuvor waren nämlich
die etwa 1000 Gäste-Fans am Jubeln. Der eingewechselte Henry Nwosu schaffte
völlig überraschend den 1:1 - und das in der 89. Minute. Fabio
Morena schlug aus 30 Metern den Ball auf den lauernden Schützen, der
einen Tick eher als Bewacher Tobias Friedrich ans Leder kam und aus fünf
Metern traf.
"Sah wie Torwart-Fehler aus, aber ich muss es mir noch mal im Video anschauen",
ärgerte sich Sachsen-Trainer Harry Pleß über den Treffer.
Er hatte gesehen, dass Michael Rechner Richtung Ball gelaufen war, um ihn
zu packen. Dem Keeper war es jedoch zu verdanken, dass die Gastgeber nicht
schon frühzeitig in Rückstand gerieten. Er parierte großartig
einen Gibbs-Knaller (5.), zeigte sich auch im Stellungsspiel bei Standards
auf dem Posten.
Pleß wollte unbedingt zu Null spielen, was lange Zeit möglich
schien. Mark Zimmermann gelang kurz nach Wiederanpfiff die Führung,
als er "Schatten" Morena versetzte und den Ball aus acht Metern diagonal
ins linke Eck jagte. Verdient, da die Gastgeber wesentlich mehr vom Spiel
hatten, lediglich eine Viertelstunde Aufbegehren der Gäste zu verkraften
hatten.
Aus dem kompakten Mittelfeld wurde Piet Schönberg als Abräumer
in die Partie geschickt, der seine Aufgabe ebenso wie Danny Bach und die
Abwehrreihe ordentlich erfüllte. Auch die Offensivkräfte (Koslov)
halfen beim Zerstören. "Wir konnten uns nie entfalten, nicht dominant
werden", lobte dann auch St. Paul-Trainer Franz Gerber die aufopferungsvolle
Spielweise des FCSachsen. Ein Sonderlob gilt Ronny Thielemann, der hinten
wie vorn rackerte, so zum auffälligsten Leutzscher Akteur wurde.
Drei Spiele sind nun unter Trainer Harry Pleß absolviert - sieben Punkte
sprangen heraus, was die Sachsen nun erstmals wieder aus dem Tabellenkeller
klettern lässt. Was macht Pleß denn anders als Vorgänger
Raab? "Interessiert mich ich nicht, was vorher war. Ich weiß nur, dass
die Spieler den Glauben an das eigene Können wieder gefunden haben."
Er gab jedoch ehrlich zu: "Heute hätte ich auch mit einem Punkt leben
können." Klar, dass er nach dem "Dreier" für seine Truppe ein
Riesenkompliment parat hielt: "Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten."
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
FC Sachsen siegt sich weg vom Abstieg!
Kanitz-Tor in letzter Sekunde - was war das für ein Krimi
Dieses Spiel war nichts für schwache Nerven...
Schlußpfiff im Kunze-Park. Grün-Weißer Freudentaumel. Der
FC Sachsen hatte St. Pauli gerade mit 2:1 bezwungen. Nico Kanitz traf in
letzter Sekunde zum Sieg, den die Fans ( 7.586 bedeutete Saisonrekord ) fast
schon verloren glaubten.
Aber der Reihe nach: beide Teams zunächst verkrampft, ohne zündende
Ideen. Motto: bloß keine Fehler machen! Die Leutzscher ( mit einem
starken Schönberg als Manndecker ) standen sicher hinten drin. Hatten
jedoch Glück, als Rechner erst einen Gibbs-Knaller mit dem Fuß
abwehrt, Hanke den Nachschuß vorbeihaut ( 03. ). Auf der anderen Seite
muß sich Pauli-Keeper Hollerieth nach einem Bach-Knaller strecken (
34. ). Mehr war nicht in Halbzeit eins. Dafür kam gleich nach Wiederanpfiff
Feuer rein: Manndecker Morena rutscht weg, Zimmermann rennt allein aufs Pauli-Tor
zu und schiebt aus 08 m eiskalt ins linke Eck - 1:0 ( 49. )! Die Sachsen
zogen sich jetzt zurück, warteten auf Konter. Als alle schon sehnlichst
auf den Schlußpfiff warteten, passierte es plötzlich: eine lange
Flanke aus der eigenen Hälfte drosch Pauli-Neuzugang Henry Nwosu ( kam
von Waldhof Mannheim ) aus 11 m volley zum 1:1 rein ( 89. ). Oje, wieder
mal wichtige Punkte im Abstiegskampf verschenkt? Denkste! Die Leutzscher
nämlich ( wie schon zuletzt beim 3:2 in Wattenscheid ) überhaupt
nicht geschockt. Koslov tankte sich auf der rechten Seite durch, passte nach
innen. Da stand Kanitz ( gerade mal neun Minuten auf dem Platz ) völlig
frei, tanzte noch zwei Mann aus und schob die Kugel zum Sieg ein.
Erstmals in dieser Saison verließ der FC Sachsen damit die
Abstiegsplätze in Liga drei. Die Verpflichtung von Trainer Harry Pleß
( sieben Punkte in drei Spielen ) hat sich damit schon mal bezahlt gemacht.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Höhenflug gestoppt
FC St.Pauli: Auf drei Auswärtssiege folgte eine 1:2-Niederlage in Leipzig
Leipzig - St. Pauli ist ernüchtert, der Höhenflug in der
Fußball-Regionalliga gestoppt. Aber wie! Bis zur 89. Minute lag der
FC St. Pauli bei Sachsen Leipzig zurück, dann erzielte der eingewechselte
Henry Nwosu doch den verdienten Ausgleich. Ende gut, alles gut? Leider nicht.
In den Schlusssekunden ließ sich St. Pauli auskontern und kassierte
noch das 1:2. "Ein Unentschieden wäre verdient gewesen, aber nach dem
Ausgleich haben wir komplett die Ordnung verloren, weil wir gewinnen wollten.
Das passiert bei einer so jungen Truppe", sagte Trainer Franz Gerber.
"Mit einem Sieg können wir heute auf Platz zwei kommen." In der Bahn,
am Hauptbahnhof, am Alfred-Kunze-Sportpark war dieser Satz zu hören.
Die 1000 St.-Pauli-Fans, die den Weg mit in den Osten angetreten hatten,
waren voller Optimismus. Und die Mannschaft rechtfertigte diesen zunächst.
St. Pauli spielte in den ersten Minuten gekonnt auf, schnell, ballsicher,
entschlossen, hatte in fünf Minuten drei gute Möglichkeiten, aber
dann war Schluss mit lustig.
Sachsen kam, weil St. Pauli völlig die Linie verlor. Bei gleißendem
Sonnenschein war das Spiel der Gerber-Elf plötzlich mit einem Hauch
von Sommer-Fußball behaftet. Weil Patrick Mölzl, der viel zu
lässig spielte, und Bounoua kaum einen Ball zum eigenen Mann brachten.
Und da auch die Abwehr überaus schlampig zu Werke ging (Marco Gruszka,
Fabio Morena), sank das Niveau des Spiels in Richtung Oberliga. Am Rande
schüttelte Trainer Gerber über einige Aktionen seiner Spieler
fassungslos den Kopf. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit zeugte ein Kopfball
von Rico Hanke davon, dass es doch noch Leben in der St.-Pauli-Mannschaft
gab.
Nach dem Seitenwechsel aber sofort das 0:1. Typisch: Morena stolperte, rutschte
aus, musste Zimmermann ziehen lassen, Tor (49.). Da hatte St. Pauli (fast)
alles im Griff gehabt und baute den schwachen Gegner auf. Es war kein Zug
im Team, es fehlte der Biss, die Agressivität, das war formvollendeter
Ditschi-Datschi-Fußball wie auf einem Dorf-Turnier. Nach dem
Rückstand riskierte wenigstens Franz Gerber alles. Er brachte neue
Stürmer: Agu und Neuzugang Nwosu für die völlig abgemeldeten
Hanke und Musci. St. Pauli wollte, drückte, aber so richtig ging es
nie. Erst mit der Brechstange: Nwosu traf nach Bounouas 40-Meter-Pass (89.).
Aber dann das Unfassbare: St. Pauli offen wie ein Scheunentor. Sieg? Von
wegen! Niederlage. Zwei Leipziger gegen Matthies, Kanitz sorgte in der 90.
Minute für den Sachsen-Sieg. Das war Dummheit pur, St. Pauli verschenkte
in Leipzig leichtfertig Punkte.
Dieter Matz
© Hamburger Abendblatt
Pech in der allerletzten Sekunde
SK. Lange hielt die Sachsener Führung, vielumjubelt dann der Ausgleich
eine Minute vor dem Ende. Doch Ernüchterung im direkten Gegenzug, als
die Gastgeber den Siegtreffer erzielten. Diesmal war der Fußballgott
anscheinend nicht mit auswärts gefahren, nach zwei Siegen auf fremden
Platz verloren die Gerber-Mannen erstmals seit dem 0:3 in Wuppertal wieder
eine Auswärtspartie.
St. Pauli von Beginn an mit der besseren Spielanlage, zwang die Gastgeber
gleich zur Defensivarbeit. Vor allem Marco Gruszka spielte völlig aufgedreht
und wirbelte Sachsens Hintermannschaft mächtig durcheinander. Nach einer
Viertelstunde ließ der braun-weiße Druck dann etwas nach, sodass
die Gastgeber nun mehr vom Spiel hatten und von Minute zu Minute besser in
die Partie kamen. Folgerichtig dann auch die ersten Möglichkeiten für
die Leipziger, doch Achim Hollerieth war stets hellwach und vereitelte die
Chancen der Grün-Weißen.
Auch wenn St. Pauli mehr vom Spiel hatte, ging es mit einem leistungsgerechten
Remis in die Pause. 2:1 stand es da nach Torchancen für unsere Elf,
doch Treffer hatten die gut 7500 Zuschauer bis dahin noch nicht zu sehen
bekommen.
Nach dem Wiederbeginn dann die Führung für die Gastgeber. Mark
Zimmermann traf etwas überraschend in der 48.Minute zum 1:0. St. Pauli
drängte danach energisch auf den Ausgleich, nahm nach gut einer Stunde
das Heft in die Hand und erarbeitete sich zahlreiche gute
Einschussmöglichkeiten. Doch auch Sachsen-Keeper Michael Rechner verstand
sein Handwerk und vereitelte Chancen von Bounoua, Musci oder auch Hanke.
Der eingewechselte Neuzugang Henry Nwosu markierte dann eine Minute vor dem
Abpfiff den viel umjubelten Ausgleich für die Kiezkicker. Nach einer
weiten Bounoua-Flanke nutzte der Nigerianer einen Stellungsfehler seines
Gegenspielers Friedrich aus und netzte unhaltbar ein. Der Punkt wäre
auch absolut verdient gewesen, doch anscheinend freuten sich die
Braun-Weißen dermaßen ausgelassen, dass sie im direkten Gegenzug
die erneute Führung der Leipziger hinnehmen mussten.
St. Pauli verpasste damit den Sprung auf den vierten Tabellenrang, der bei
einem erneuten Auswärtssieg zu verbuchen wäre. Sachsen Leipzig
dagegen verließ durch den dreifachen Punktgewinn die Abstiegsränge.
Nun erwartet man am kommenden Freitag die Amateure des 1. FC Köln, die
heute ihr Heimspiel gegen Wattenscheid mit 0:1 vergeigt haben.
© www.fcstpauli.de
Dämpfer für St. Paulis Ambitionen
Unnötige 1:2-Niederlage bei Sachsen Leipzig - Nur Neuzugang Nwosu trifft
Nach drei Auswärtssiegen in Folge haben die gerade erst gekeimten
Aufstiegshoffnungen des FC St. Pauli gestern einen Dämpfer erlitten.
Beim Abstiegskandidaten Sachsen Leipzig verloren die Hamburger vor rund 7500
Zuschauern mit 1:2 (0:0) und verpassten so den Sprung auf einen Spitzenplatz
in der Regionalliga. Die Treffer erzielten Zimmermann und Kanitz für
Leipzig sowie Henry Nwosu für St. Pauli.
Trainer Franz Gerber änderte gegenüber dem 2:1 bei den Schalker
Amateuren seine Startformation. Für den zuletzt gesperrten
US-Nationalspieler Cory Gibbs musste Ersatzkapitän Andreas Mayer auf
der Bank Platz nehmen. Den Routinier ereilte damit das gleiche Schicksal
wie St. Paulis Neuzugang Henry Nwosu, den der Stadtteil-Verein am Freitag
unter Vertrag genommen hatte. Der 23 Jahre alte nigerianische Angreifer hat
einen Kontrakt bis Saisonende geschrieben und wurde nach Angaben des Clubs
fremd finanziert. Nwosu spielte in der Bundesliga vier Mal für Eintracht
Frankfurt, danach sieben Mal in der Zweiten Liga für Waldhof Mannheim.
In Leipzig spielten die Hamburger zunächst auch ohne ihre Neu-Verpflichtung
groß auf. Bereits in der fünften Minute hätte Bounoua für
Jubelstürme unter den rund 1000 mitgereisten St. Pauli-Fans sorgen
können. Nach einem Eckball scheiterte der Mittelfeldmann an Leipzigs
Schlussmann Rechner, der mit dem Fuß parierte. Es folgten wütende
Offensivbemühungen der Gastgeber, St. Pauli konterte aber gefährlich.
Wie auch in der 22. Minute, als der überragende Gibbs den Leipziger
Torwart mit einem Schuss vom Strafraumeck zu einer Glanztat zwang. Weitere
Möglichkeiten blieben bis zur Halbzeit aus.
Nach dem Wechsel der erste Dämpfer für die Mannschaft von Trainer
Gerber: Zimmermann setzte sich gegen Abwehrchef Fabio Morena durch, der
wegrutschte, und traf zum 1:0 (48.) für Leipzig - St. Paulis Torwart
Achim Hollerieth hatte keine Chance. Gerber reagierte mit einem Wechsel,
nahm Musci raus und brachte Festus Agu. Der durchschlagende Erfolg blieb
aus. Erst als Nwosu in der 73. Minute für Rico Hanke auf den Platz kam,
wurde es wieder besser. In der 89. Minute umspielte der Nigerianer zwei
Gegenspieler und markierte den Ausgleich. Dass es am Ende nicht wenigstens
für einen Punkt reichte, hatte sich der FC St. Pauli selbst zu zuschreiben.
Der Siegtreffer durch Kanitz in der Schlussminute war die Konsequenz mangelnder
Konzentration.
Christian Bönig
© www.welt.de
Sachsen verlässt die Abstiegsränge
Nico Kanitz hat den FC Sachsen Leipzig in letzter Minute zum Sieg geschossen.
Die Leutzscher bezwangen den FC St. Pauli mit 2:1 und sind damit erstmals
in dieser Saison aus den Abstiegsrängen.
Sachsen im Abschluss zu harmlos
Das Duell begann mit einer Riesenchance für Pauli. Nach einer Ecke kam
Gibbs frei zum Schuss - doch Rechner parierte glänzend. Danach wirkte
Sachsen druckvoller, hatte auch viele Strafraumszenen, aber es haperte im
Abschluss. So zog Cramer knapp vorbei (13.), verpasste Kujat freistehend
einen Eckball (28.) und Bach schloss eine schöne Kombination von Cramer
und Zimmermann kläglich ab (34.). Pauli ließ sich in dieser hase
etwas zurückfallen und war nur über Konter gefährlich. Das
0:0 zur Pause dennoch völlig in Ordnung.
Joker Kanitz sticht
Nach Wiederanpfiff erwischte Sachsen einen perfekten Start: Zimmermann
überlief Morena und vollendete alleinstehend vor Torwart Hollerieth
überlegt zur Führung. Erwartungsgemäß erhöhten
die Kiez-Kicker danach den Druck und warfen alles nach vorn. Doch die Leutzscher
hielten dagegen - bis eine Minute vor Schluss der eingewechselte Nbosu für
den Ausgleich und damit einen Schockzustand sorgte. Doch auch Sachsens Joker
stach: Ebenfalls gerade eingewechselt machte Kanitz nach Vorarbeit von Koslov
im Gegenzug den Last-Minute-Sieg perfekt.
Trainerstimmen
Franz Gerber (FC St. Pauli): "Das war heute ein hochdramatisches Spiel. Wir
konnten auf dem Platz keine Dominanz entwickeln. Leipzig hat aufopferungsvoll
gekämpft, wir dagegen hatten spielerisch einige Ausfälle. Nach
dem Ausgleich haben wir die Ordnung verloren."
Harry Pleß: "Riesenkompliment an meine Mannschaft. Ich wäre auch
mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Bei uns darf jetzt aber niemand
abheben, denn jetzt beginnt die kritische Phase der Hinrunde. Niemand wird
uns mehr als Punktelieferant unterschätzen."
© www.mdr.de
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