Konzentrationsschwäche kostet FC Sachsen zwei Punkte
Chemnitz. Um den Schlaf gebracht wurde Sachsen-Trainer Harry Pleß nach
der Sonnabend-Partie. Schuld daran war seine Mannschaft. Wieder einmal gelang
es ihr nicht, einen Vorsprung über die Zeit zu bringen, was gegen eine
erschreckend schwache Chemnitzer Mannschaft möglich war. Die aber wirkte
bis zum Abpfiff so, wie es sich Pleß von seiner Truppe gewünscht
hatte, nämlich hoch konzentriert. Nach Foul von Heiko Cramer zirkelte
Oldie Ulf Mehlhorn (35) den Ball aus 20 Metern in Richtung Fünf-Meter-Raum,
wo sich Daniel Göhlert unbedrängt strecken konnte und den Ball
per Kopf ins entlegene Eck bugsierte. Und das in der letzten Minute der
Nachspielzeit. Aus der Leutzscher Traum, drei Punkte mitzunehmen, sich wieder
aus dem Tabellenkeller zu befreien. Riesenjubel beim Chemnitzer Anhang, Entsetzen
bei den etwa 1000 mitgereisten Sachsen-Fans.
"Wir hauen uns wieder mal selbst die Beine weg", ärgerte sich Libero
David Bergner nach dem Abpfiff und Ronny Kujat nahm sogar das Wort Abstieg
in den Mund. Solche Aussprüche sollte keiner überbewerten, korrigierte
der Sachsen-Coach. Er glaubt weiter fest daran, die Mannschaft ins Mittelfeld
zu bringen. "Ich will am 1. Juli hier noch Trainer sein und die Mannschaft
auf die neue Saison vorbereiten", sagte Pleß mit Nachdruck. Auf sicherem
Platz hätte die Sachsen-Elf schon längst überwintern können.
So aber steht sie am Sonnabend wieder unter großem Druck, wenn es im
Kunze-Sportpark gegen den SCPaderborn geht (Anstoß 13 Uhr). Es ist
dort das letzte Heimspiel, bevor der FCSachsen bis zum Rest der Saison 2003/04
die Regionalligisten im neuen Leipziger Stadion empfangen wird.
Die erste Hälfte des Spieles in Chemnitz versank in Fehlpässen
und betontem Sicherheitsspiel beiderseits. "Das war Abstiegskampf pur",
erklärte CFC-Trainer Frank Rohde. Erster Eckball nach gut einer halben
Stunde für die Leipziger, die auch ihre gefährlichste Situation
selbst zunichte machten. Torjäger Denis Koslov wehrte unfreiwillig einen
Cramer-Schuss vor der gegnerischen Torlinie ab (33.). "Das war bis dahin
Not gegen Elend", kommentierte Bergner den schwachen Kick.
Dann aber gelang Wirbelwind Tom Geißler die Leutzscher Führung
(46.). Koslov konnte von links flanken, CFC-Keeper Steffen Süßner
wehrte mit einer Hand ab, der Ball kam zum Mittelfeldspieler, der technisch
gekonnt den hoch vor ihm aufspringenden Ball ins Netz schlug. Auch bei Bergners
Freistoß (49.) fehlte nicht viel. Kurz darauf vergab Koslov die
größte Chance der Partie: Er legte sich den Ball zentimetergenau
zurecht, doch statt mit aller Kraft zu schießen, schob er das Leder,
das von Mehlhorn abgewehrt wurde.
Kurz darauf foulte der überdreht agierende Stefan Meißner Ronny
Thielemann, der mit Bluterguss im Oberschenkel ausschied. Meißner flog
dann nach Foul-Attacke gegen Cramer mit Rot vom Platz (89.) und Torschütze
Geißler war angeschlagen (Göhlert-Foul) ausgewechselt worden.
Das war eine Viertelstunde vor Schluss, als es der CFCnoch einmal wissen
wollte - und sich in letzter Minute belohnt sah.
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
Das war einfach nur dämlich!
Vier Spiele in Folge ohne Sieg - diesmal fehlten nur 15 Sekunden
Hat der FC Sachsen jetzt auch unter Harry Pleß das Siegen verlernt?
Die ernüchternde Bilanz der letzten vier Spiele: nur drei Punkte, kein
Sieg. So kommt man nicht aus dem Tabellenkeller raus. Zumal es zuletzt fast
ausnahmslos gegen die Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt ging.
In Hamburg langte es nur zu einen 1:1, gegen Kiel ebenso. Und jetzt trennten
sich die Leutzscher auch von den Chemnitzern mit diesem Ergebnis.
Aber das war diesmal wirklich einfach nur dämlich!
So fehlten beim CFC ganze 15 Sekunden am zweiten Auswärtssieg der Saison.
Mittelfeldmann Daniel Göhlert war Ronny Kujat ( ganz schwach! ) entwischt.
Hatte aus 09 m eínen Freistoß mit der Stirn ins linke Eck
verlängert. Danach pfiff Schiri Hoyzer ( Berlin ) zwar wieder an - aber
auch nur Sekunden später wieder ab. Trainer Pleß enttäuscht:
" Wir wollten endlich auswärts zu Null spielen. Doch die Gegentore in
letzter Minute ziehen sich inzwischen wie ein roter Faden durch die Saison.
Da fehlt uns Konzentration und Klasse. " Manager Uwe Thomas stocksauer: "
So haben wir inzwischen bestimmt schon acht Punkte verschenkt. "
Doch diesmal war es besonders bitter. Weil die Chemnitzer nur Oberliga -
Format hatten, der FC Sachsen vor 3.450 Fans besser war. Hpchverdient deshalb
auch die Führung: Geißler ( stürmte neben Koslov ) drosch
die Kugel volley aus 14 m ins linke Eck ( 46. ). FCF - Coach Frank Rohde:
" Wenn Koslov danach das zweite Ding macht, sind wir klinisch tot. " Nach
Cramer - Pass tanzte der Russe Süßner aus, doch sein
Schüßchen schlug Mehlhorn noch von der Linie ( 55. ). Pleß:
" Ärgerlich. Da hat der letzte Biss, der unbedingte Wille gefehlt. "
Den hatten im Endeffekt doch die harmlosen Chemnitzer: in Unterzahl ( Meissner
flog nach Notbremse an Kanitz runter/ 85. ) erkämpften die sich wenigstens
noch einen Punkt.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Später Gegentreffer beim 1:1 im Sachsen-Derby beim Chemnitzer FC
Es war schon alles für den großen Sieges-Jubel vorbereitet. Doch
am Ende des "Regionalliga-Sachsen-Derbys" beim Chemnitzer FC regierte bei
den Akteuren des FC Sachsen Leipzig der Frust. Wieder einmal kassierten die
Grün-Weißen in letzter Sekunde den 1:1-Ausgleich. Es scheint in
dieser Saison tatsächlich ein Fluch auf dem FC Sachsen Leipzig zu liegen:
"Der Fluch der letzten Minuten". Denn sobald in den Regionalliga-Spielen
die letzten Minuten anbrechen, bekommen die Sachsen-Kicker weiche Knie. Und
am Ende jubeln dann meist die Gegner. Diesmal war es der Chemnitzer
Göhlert, der die Leutzscher noch aus allen Siegträumen riss. Die
grün-weißen Gäste wirkten zu Beginn des übernervös
und konnten sich bereits in der Anfangsphase bei Torhüter Michael Rechner
bedanken, das sie nicht in Rückstand gerieten. Der junge FCS-Keeper
parierte einen 18-Meter-Schuss von Sebastian Arzt (10. Minute) glänzend.
Erst nach 20 Minuten kamen die grün-weißen Leipziger etwas besser
ins Spiel, agierten aber in der Offensive nach wie vor viel zu harmlos. Nach
einer halben Stunde hatte Ronny Kujat plötzlich die Führung auf
dem Fuß. Doch CFC-Spieler Schindler kratzte den Schuss des Aufstiegshelden
noch von der Torlinie. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff scheiterte der Leutzscher
Top-Torschütze Denis Koslov aus vielversprechender Position am guten
CFC-Schlussmann Steffen Süßner. Einen Start nach Maß legten
die Leutzscher dann in der zweiten Hälfte hin. Nach einem schweren Fehler
von CFC-Torwart Süssner traf Tom Geißler aus etwa 15 Metern zum
1:0. Sehr zur Freude der 1300 mitgereisten Leipziger Fans. Nur neun Minuten
später hatte Koslov dann sogar die Vorentscheidung auf dem Fuß.
Der in dieser Saison bislang so treffsichere Russe traf aber nach einem tollen
Alleingang gegen die gesamte Chemnitzer Abwehr das leere Tor nicht. Auch
Zimmermann hatte wenig später die Möglichkeit nachzulegen, doch
sein Schuss ging knapp am Kasten vorbei. Als der Chemnitzer Stefan Meißner
eine Minute vor Spielende nach einem bösen Foul an Koslov auch noch
die Rote Karte sah, schien der Sieg dennoch endgültig unter Dach und
Fach zu sein. Doch drei Minuten später war der Traum vom Sieg
ausgeträumt.
Mit einem "Dreier" hätten die "Sachsen" den Anschluss an
dasTabellenmittelfeld geschafft und wären am CFC vorbeigezogen.
"Wir sind selbst schuld. Wir haben es verpasst, nach der Führung ein
Tor nachzulegen. Es war eine hart umkämpfte Partie und letztendlich
für den CFC ein glückliches Unentschieden", so FCS-Coach Harry
Pleß nach dem Spiel. Der Blick des selbstbewussten Trainers richtet
sich bereits auf das nächste Spiel gegen Paderborn: "Jetzt muss gegen
Paderborn ein Sieg her und das werden wir auch schaffen." Wenn ihm in den
letzten Minuten nicht wieder jemand einen Strich durch die Rechnung macht
...
Andreas Wendt
© SachsenSonntag
Goldköpfchen Göhlert ganz wichtig für den Kopf
Chemnitzer FC sichert Punktgewinn gegen Sachsen Leipzig in der Nachspielzeit
Meißner sieht Rot Personalproblem in der Abwehr
Chemnitz. Mit der Sprache des Statistikers erzählt, trifft Daniel
Göhlert alle 50 Spiele einmal. Sein Ausgleichstor in der Nachspielzeit
beim 1:1 gegen Sachsen Leipzig war das zweite im 100. Pflichtspiel für
den Chemnitzer FC. Wenn es künftig weiter so wichtige Treffer sind wie
letzten Samstag, wird die Quote nicht vordergründig interessieren.
Schließlich ist es ohnehin nicht in erster Linie der Job des
Mittelfeldmannes, den Knipser zu spielen. Ich denke, dass
es ein ganz wichtiges Tor war. Und das Remis ist verdient. Schließlich
war der Referee nicht gerade für uns, und wir haben uns nie
aufgegeben, resümierte der Mann des Tages das meist unappetitliche
Regionalliga-Derby.
In der 92. Minute lagen die Chemnitzer noch 0:1 hinten, nachdem Geißler
(46.) den Ball ins lange Eck gezirkel hatte. Der eingewechselte Mike Baumann,
der seine Sache bis dahin gut machte und sehr zweikampfstark agierte, war
zuvor über den Ball getreten. Mit dem Glück im Bunde hielt der
CFC das Spiel noch bis zum Schluss offen, auch weil der Kontrahent ebenso
harmlos in der Offensive agierte wie die Gastgeber. Zudem übertraf Denis
Koslov mit seiner Aktion in der 55. Minute die Vorstellungskraft der meisten
Zuschauer, was das Auslassen klarster Chancen anbelangt. Viel zu behäbig
trat er freistehend aus Nahdistanz an das Leder, das der heranpreschende
Markus Ahlf noch vor der Linie bugsierte.
Und die Himmelblauen? Die fußballerischen Defizite traten erneut offen
zu Tage, zudem blieben klare Chancen diesmal Mangelware. Doch eines konnte
man Mannen von Trainer Frank Rohde nicht absprechen: Einsatzfreude. Trotz
des Rückstandes, trotz der fünften Gelben Karte für Steffen
Karl (am Sonnabend beim 1. FC Köln/A. gesperrt) und trotz des Roten
Kartons an den fleißigen Stefan Meißner (85. wegen groben Foulspiels)
ließ sich der CFC nicht entmutigen. Die Mannschaft hat Moral
gezeigt. Das war auch schon anders, wenn wir 0:1 zurück lagen,
versuchte Rohde dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen.
Probleme wird er noch genügend lösen müssen. Kurzfristig,
wie er eine Abwehr zusammen bekommt. Schlimmstensfalls bleibt Ahlf als einziger
Defensivmann übrig, weil sich Teichmann (Sprunggelenk) und auch dessen
Ersatz Baumann verletzten. Zudem fällt neben Karl mit Meißner
der beste Torjäger des CFC aus. Doch Personal hin oder her. Dieses
Tor kann schon ein paar Kräfte freisetzen. Für den Kopf hat es
sicher viel gebracht, liebäugelte Goldköpfchen Göhlert.
Obwohl er nach der Partie die Anerkennung genoss, wirkte der 23-Jährige
nicht überglücklich. Während der Partie hatten einige Fans
(Wir wolln euch kämpfen sehen.) nicht richtig
hingeguckt. Vielleicht wollte der eine oder andere zuweilen gar nicht
mehr hinschauen. Und mit Verlaub: Mit Fußball hatte das Treiben auf
dem Rasen meist nicht viel zu tun.
Thomas Prenzel
© Freie Presse, Chemnitz
Leutzscher verspielen Sieg in letzter Minute
In einem äußerst verkrampften Sachsenderby haben sich der Chemnitzer
FC und der FC Sachsen Leipzig mit 1:1 getrennt. Dabei sahen die Leutzscher
bis zur 92. Minute wie der sicherer Sieger aus, doch dann fiel der
glückliche Ausgleich.
Koslov vergab Siegchance
Den besseren Start erwischte der CFC, doch Arzt scheiterte mit einem 18-m-Schuss
am stark reagierenden Rechner (10.) und wenig später nach schönem
Solo. Nach 20 Minuten kam der FCS langsam ins Spiel, agierte aber ebenfalls
viel zu harmlos. Einen Schuss von Kujat kratzte CFC-Spieler Schindler von
der Linie (33.) und Koslov scheiterte aus vielversprechender Position an
Schlussmann Süßner (44.).
Deutlich spannender verlief die zweite Hälfte, wo Geißler unmittelbar
nach Wiederanpfiff einen Fehler von CFC-Keeper Süßner zur Leutzscher
Führung nutzte (46.). Süßner hatte eine Hereingabe von Koslov
nicht klären können, faustete den Ball nur weg, so dass Geißler
an das Leder kam und einschoss. In der 55. Minute dann die Riesenchance zur
Vorentscheidung, doch Koslov versagte kläglich. Nachdem er die gesamte
CFC-Abwehr und auch Torwart Süßner umkurvte, machte er einen Haken
zu viel und traf das leere Tor nicht. Auch Zimmermann hatte die Möglichkeit
nachzulegen, sein Schuss ging knapp vorbei (68.). Als Meißner nach
einem bösen Foul an Koslov die rote Karte sah (89.), geschah das Unfassbare:
Göhlert köpfte in der 92. Minute nach einem Freistoß von
Schindler zum Ausgleich.
Trainerstimmen
Pleß (Sachsen Leipzig): "Ich bin enttäuscht, dass wir in der letzten
Minute den Ausgleich kassiert haben. Doch wir sind selbst schuld, da wir
es verpasst haben, nach der Führung nachzulegen. Es war eine hart
umkämpfte Partie und letztendlich für den CFC ein glückliches
Unentschieden."
Rohde (Chemnitzer FC): "Das Ergebnis fällt für uns
zugegebenermaßen glücklich aus. Ich war schon über das 0:0
zur Pause froh. Doch unsere gute kämpferische Leistung ist am Schluss
belohnt worden."
© www.mdr.de
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