Erbärmlicher Kick, wichtiger Punkt - Nichtabstiegsplatz!
Leipzig. Harry Pleß hatte gestern eine Standleitung vom Weihnachtsmarkt
in unsere Sportredaktion gelegt. Dabei ging's nur am Rande um die Hitzegrade
des Glühweins, der Sachsen-Trainer war heiß auf den Ausgang der
Partie Wattenscheid vs. Dresden. Mit einem Punktgewinn wäre Wattenscheid
vorbei gewesen an den Sachsen, die wiederum Weihnachten/Silvester/Fasching
auf einem Abstiegsplatz Frust geschoben hätten. Es kam erfrischend anders,
um 15.50 Uhr war der Dresdner 1:0-Sieg in der Lohrheide perfekt und Harry
happy. "Jaaa, das ist geil!", juchzte der 45-Jährige nicht ganz jugendfrei
ins Handy. "Die Tabelle lass' ich mir einrahmen." Ungehemmte Euphorie wird
in Leutzsch nicht ausbrechen - zwischen Nichtabstiegsplatz 14 und dem bösen
15. liegen Nuancen, sprich Tore (sieben Stück).
Selbige waren am Sonnabend nicht zu bewundern. Bei der Abschiedsvorstellung
im Alfred-Kunze-Sportpark vorm Umzug ins Zentralstadion mussten sich die
Aufsteiger mit einem 0:0 gegen den SC Paderborn begnügen. In der
Fußballhistorie soll es rassige, ja unvergessene torlose Unentschieden
gegeben haben. Jenes vom Nikolaustag plätscherte vor sich hin wie beim
lästigen Wasserlassen und hatte im wahrsten Sinn der Worte "keinen Sieger
verdient". Pleß sprach gnädig von "Kampf und Krampf", Paderborns
Coach Pavel Dotchev ("das war heute nicht schön") machte den
Rübenacker fürs niedere Niveau verantwortlich. "Auf so einem Platz
kann man nicht Fußball spielen." Der Bulgare witterte gar Sabotage.
"Wie ich erfahren habe, hat Leipzig in den letzten Tagen auf dem Hauptplatz
trainiert. Da muss man vor dem Spiel mal mit der Walze drüber gehen."
Hatten die Sachsen das Grün malträtiert, um Dotchevs Technikern
den Nährboden ihrer Kunst zu entziehen? "Unsinn!", so Pleß. "Unser
Platz ist im Dezember eben nicht besser."
Ein Spielbericht im eigentlichen Sinn ist entbehrlich, das Hauen und Stechen
spielte sich fast ausnahmslos zwischen beiden Strafräumen ab, im 16er
tat sich herzlich wenig. Die Auflistung der Torchancen ist eine kurze. David
Bergner und Tom Geißler hatten jeweils eine nennenswerte Möglichkeit,
auf der Gegenseite versemmelte der hochdekorierte Georgi Donkov die einzige
wirklich gefährliche Gästeaktion. Fazit: Wichtiger Punkt,
erbärmliches Spiel, ein Fall für Masochisten.
Nahezu perfekt ist der Wechsel von Mario Neunaber zum FC Sachsen. Der
21-jährige Innenverteidiger aus dem Talentschuppen der Amateure von
Werder Bremen hat eine Leutzscher Offerte vorliegen, will sich in Kürze
entscheiden. Die Eckdaten des Leutzscher Wunschkandidaten: Schnell, 184
Zentimeter lang, kopfballstark, annähernd 70 Regionalligaspiele auf
den breiten Schultern. "Ein guter Junge", so Pleß. Der wegen starker
Konkurrenz bei Werder zwischen Bank und Spielfeld pendelt. Und kein Ossi
ist. Pleß: "Wir können nicht nur Spieler aus Erfurt oder Jena
holen." Große Worte gelassen ausgesprochen.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
Nullnummer zum Abschied
Die gute Nachricht aus Leutzsch: Der FC Sachsen Leipzig hat das letzte Spiel
im Alfred-Kunze-Sportpark nicht verloren. Die weniger gute: Er hat es aber
auch nicht gewonnen. Mit einem ebenso mageren wie torlosen Remis gegen SC
Paderborn verabschiedete sich der Regionalligist aus der langjährigen
Spiel-Heimat in Richtung Zentralstadion. Eine Abschiedsgala hatten die rund
3700 Zuschauer wahrlich nicht erlebt: Bei schwierigen Platzverhältnissen
regierten Kampf, Krampf und Zufall das letzte Punktspiel des Jahres 2003.
Kurz vor dem Spielende gab's an der Seitenlinie schon mal eine
höchsttreffliche Einschätzung der Partie: "Die können noch
drei Stunden weiterspielen und -es würde trotzdem kein Tor fallen."
In der Tat: Man konnte beiden Teams nicht einmal mangelnde Chancenverwertung
vorwerfen - es gab ganz einfach keine Tormöglichkeiten! Oder zumindest
keine, die aus dem Spiel heraus entstanden wären. Dass die Leutzscher
dennoch zwei-, dreimal den Siegtreffer auf dem Fuß beziehungsweise
Kopf hatten, lag eher an einer Verkettung etlicher glücklicher
Zufälle.
Entsprechend gering fiel die Begeisterung bei Beteiligten und Verantwortlichen
nach dem Schlusspfiff aus. Während die Spieler leicht betreten vom Platz
schlichen, betrieben die Trainer Pavel Dotchev und Harry Pleß
Ursachenforschung. "Wir haben nach vorne viel zu wenig Druck aufgebaut",
überlegte der Paderborner Coach. Sein Sachsen-Kollege meinte: "Die Null
hinten geht in Ordnung, aber nach vorne lief zu wenig." Das für die
Zuschauer wenig berauschende Resultat: 90 schwache Spielminuten zwischen
zwei Mannschaften, die über weite Strecken schlicht keine mittel fanden,
um mit Platz und Gegner zurecht zu kommen.
Das Positive aus Leutzscher Sicht: Die Abwehr um David Bergner hinterließ
einen sicheren Eindruck und dies immerhin gegen eine Mannschaft, die sich
nach wie vor das Ziel Aufstieg gesetzt hat. Keeper Michael Rechner verlebte
einen durchaus ruhigen Nachmittag. Als er denn doch einmal Kopf und Kragen
riskieren musste, war es ein eigener Mann, der seine Reflexe prüfte:
Eine verunglückte Kopfballabwehr von Tobias Friedrich kratzte er nach
gut 70 Minuten gerade noch aus dem Winkel.
Weniger erfreulich war allerdings die Tatsache, dass sich die Sachsen in
der Offensive mehr als schwer taten - von einem geordneten Spielaufbau konnte
kaum die Rede sein Zu oft probierte man es mit langen Bällen, die aber
in der Regel von den kopfballstarken Paderbornern abgefangen wurden.
Kurzpassspiel fand gar nicht statt und wenn doch, landeten die Bälle
spätestens nach dem dritten Abspiel beim Gegner. Von den vielen Stockfehlern
mag man angesichts der schwierigen Platzverhältnisse erst gar nicht
sprechen - allerdings musste man beobachten, dass die Gäste damit wesentlich
weniger Probleme hatten.
Dabei wäre sehr wohl mehr drin gewesen - dies zeigte sich, als die
Hausherren jeweils gegen Ende der Halbzeiten eine Spur mehr Offensiv-Engagement
zeigten. Prompt boten auch die Paderborner Haarsträubendes in Form von
Fehlpässen, Stockfehlern und unkontrollierten Abprallern, die in der
Konsequenz zu den bereits erwähnten Chancen der Leutzscher führten.
Starke Defensive, schwache Offensive - da sich auch die Gäste an dieses
Motto hielten, sprang folgerichtig eine enttäuschende Nullnummer heraus.
Schade da hätte der Alfred-Kunze-Sportpark zum Abschied Besseres verdient.
Immerhin die Sachsen-Fans kurz vor Anpfiff mit einer tollen Choreografie
für einen letzten Farbtupfer ...
J. Wagner
© SachsenSonntag
Torlos! Chancenlos! Harmlos!
Dem FC Sachsen geht im Jahresendspurt die Puste aus! Im letzten Atemzug gabs
ein 0:0 gegen den SC Paderborn.
Zum fünften Mal in Folge kein Sieg (vier Unentschieden). Allein, weil
Wattenscheid gegen Dresden verlor, überwintert man nicht auf einem
Abstiegsplatz. Trainer Harry Pleß: "Das ist das einzig Positive für
uns." Denn es war ein grottenschlechtes Spiel, was die 3.6778 Fans zum Abschied
aus dem Kunzepark sahen. Die Leutzscher standen zwar hinten sicher. Zielten
aber nur zwei Mal in den 90 Minuten gefährlich aufs Tor: Einen Kopfball
von David Bergner (bester Mann auf den Platz) holte Tomoskie von der Linie
(44.). Und aus 7 m ballerte der Sachsen-Libero links vorbei (81.): Mehr war
nicht. Pleß versuchte es nach dem Abpfiff auch nicht mit
Schönrederei: "Das war mehr Krampf als Spiel. Wir wollten gewinnen.
Müssen jetzt aber mit dem einen Punkt zufrieden sein." Der wäre
fast auch weg gewesen. Doch Rechner kratzte Friedrichs verunglückten
Kopfball aus dem Winkel (69.). Wenigstens hinten hielt man dicht. Aber nach
vorn ging nix. Einfach harmlos! Mark Zimmermann: "Unglaublich, wie schlecht
wir da gespielt haben. Der Druck, gewinnen zu müssen, hing wie ein Rucksack
auf unseren Schultern."
Der FC Sachsen weiter in Abstiegsgefahr! Verstärkungen sollen deshalb
her. Verteidiger Mario Neunaber (21/Werder-Amateure) wäre eine. 70 Spiele
für die Werder-Bubis hat er in der Regionalliga gemacht. Bekam jetzt
von Bundesliga-Couch Thomas Schaaf persönlich die Freigabe. Manager
Uwe Thomas: "Wir wollen den Jungen. Die Gespräche laufen."
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
0:0 in Leipzig - SCP kämpfte mit katastrophalem Platz
Mehr als ein 0:0-Unentschieden sprang für den SCP beim letzten
Regionalliga-Spiel des Jahres 2003 in Leipzig nicht heraus. Mehr als mit
den abstiegsbedrohten Sachsen kämpften die Paderborner mit den
katastrophalen Platzbedingungen, die ein flüssiges Kombinationsspiel
nicht zuließen. Trainer Pavel Dotchev ging im zweiten Durchgang kein
Risiko ein, um das Spiel auf keinen Fall zu verlieren.
Nach der 1:3-Pleite gegen die Amateure von Borussia Dortmund wollte der SCP
in Leipzig auf keinen Fall verlieren. Durch das 0:0 hat sich die Ausgangsposition
zwar nicht entscheidend verbessert, aber die härtesten Konkurrenten
tragen ihre Begegnungen erst am morgigen Sonntag aus und können ebenfalls
noch Federn lassen.
Wichtigste Botschaft aus Leipzig ist, dass die Einstellung im Team stimmte.
Auch ohne die gesperrten Markus Krösche und Daniel Cartus bemühten
sich die Paderborner um einen kontrollierten Spielaufbau, der aber bei den
widrigen Platzverhältnissen nicht möglich war. Chancen blieben
auf beiden Seiten Mangelware. Beinahe wären die Paderborner auf Grund
eines Eigentores als Sieger vom Platz gegangen, doch ein abgefälschter
Schuss fand sein Ziel nicht.
hack
© Homepage SC Paderborn
Hoffen allein reicht nicht
SC Paderborn 07 scheut in Leipzig jegliches Risiko
Leipzig (heg). Diesen Abschied hatten sich alle Beteiligten anders vorgestellt:
Die letzten 90 Minuten Regionalliga-Fußball im Leipziger
Alfred-Kunze-Sportpark sollten noch einmal ganz besondere werden, ehe der
FC Sachsen seine Heimspiele ab März im neuen Zentralstadion austrägt.
Aber der altehrwürdigen Spielstätte wurde keine Ehre zuteil, ganz
im Gegenteil war das, was die Platzherren und die Gäste vom SC Paderborn
07 am Samstag boten, eher eine Schande. Mit einem echten "Grotten-Kick" empfahlen
sich beide Teams für die Winterpause.
Und angesichts der beidseitigen Zufriedenheit, die nach dem Höhepunkt
der Partie, dem Abpfiff, über das Ergebnis wohlgemerkt herrschte, konnte
der Spielverlauf glatt so fehlgedeutet werden, dass sich die Kontrahenten
vorher auf das torlose Remis verständigt haben könnten. So werden
es jedenfalls die 3.678 tapferen Zuschauer bewertet haben, die bei keiner
Mannschaft Siegeswillen erkennen konnten. Was letztlich besonders bedenklich
bei einer Mannschaft wirkt, die eigentlich aufsteigen will.
"Es wäre katastrophal gewesen, wenn wir nach der Niederlage gegen Dortmund
auch hier noch verloren hätten und mit zwei Niederlagen in die Winterpause
gegangen wären. Deshalb wollten wir hinten sicher stehen, und darauf
zu hoffen, dass sich vorne die Chance auf ein Tor ergibt", versuchte Trainer
Pavel Dotchev, passende Argumente für die erschreckend harmlose
Offensivdarbietung seiner Elf zu liefern. Aber Hoffen allein reicht eben
nicht für mehr als einen Punkt. Als Dotchev in der 83. Minute Pavel
Dobry aufforderte, sich für seine Einwechselung bereit zu machen, hatte
es kurz den Anschein, als wolle der SCP-Coach den Leipzigern wenigstens in
der Schlussphase dann doch noch etwas energischer mit einem dritten Angreifer
auf den Zahn fühlen. Als aber Sekunden später kein Verteidiger
oder Mittelfeldspieler, sondern Sturmkollege Vesko Gerov für Dobry den
Platz verließ, war klar, dass die Paderborner an diesem Tag wirklich
jedes auch nur kleinste Risiko scheuten.
O.k., das Ziel, den Leipzigern keine echte Torchance zu ermöglichen,
wurde erreicht, die Platzherren waren höchstens mittels Standardsituationen
in der Lage, den SCP unter Druck zu setzen. Aber statt daraus mehr Kapital
zu schlagen und die eindeutig gegebene spielerische Überlegenheit in
die Waagschale zu werfen, rieben sich die Gäste - auf dem
zugegebenermaßen gerade für technisch versierte Teams schwer
bespielbaren Untergrund - im Mittelfeld in völlig ausgeglichenen
Zweikämpfen auf und brachten es ihrerseits ebenfalls weder über
die Flügel noch zentral durch Pässe in die Tiefe zu Stande, wirklich
gefährliche Situationen heraufzubeschwören. Zwei Schüsse des
noch am ehrgeizigsten wirkenden Georgi Donkov (37./85.) waren die spärliche
Ausnahme von der Offensivtristesse.
"Das war kein schönes Spiel", tat es Pavel Dotchev nach den 90 trostlosen
Minuten leid. Zumindest damit lag er richtig.
© Neue Westfälische
Sachsen verabschiedet sich torlos aus Leutzsch
Der FC Sachsen hat sein letztes Spiel im traditionsreichen Alfred-Kunze-Sportpark
nicht gewinnen können. Gegen Paderborn reichte es für die Leipziger
am Sonnabend nur zu einem torlosen Remis.
Spielerisch enttäuschend
In der kampfbetonten aber insgesamt schwachen Partie wäre ein Sieg aber
auch nicht verdient gewesen. Beide Teams enttäuschten spielerisch, die
Abwehrreihen zerstörten die Angriffsbemühungen jeweils effektiv.
Der FC Sachsen kam fast ausschließlich durch Standards zu
Möglichkeiten. Die Freistöße von Bergner und Geißler
gingen aber meist über das Tor.
So führte fast ein Eigentor zum Treffer des Tages: FCS-Abwehrspieler
Friedrich köpfte den Ball beinahe in den eigenen Kasten, Rechner konnte
den Ball aber in höchster Not noch über über die Latte lenken
(76.).
Pleß: "Mehr Krampf als Spiel"
Pleß (Trainer FC Sachsen): "Es war mehr Kampf und Krampf als ein Spiel.
Ich bin froh, dass wir hinten die Null gehalten haben und in den letzten
Minuten kein Gegentor hinnehmen mussten. Nun müssen wir in den verbleibenden
letzten Spielen der zweiten Halbserie mehr Punkte machen um den Klassenerhalt
zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft das schaffen kann."
Dotchev: "Ziel bleibt Aufstieg"
Dotchev (Trainer Paderborn): "Wir haben heute nicht das beste Spiel gesehen.
Es war lange Zeit ein offener Schlagabtausch. Beide Mannschaften haben vor
allem den Torraum abgesichert und vorn zu wenig Druck gemacht. Vieles ist
nur über Zweikämpfe gelaufen. Mit dem Spiel bin ich nicht zufrieden,
mit dem gewonnenen Punkt schon. Trotzdem bleibt unser Ziel der Aufstieg.
Dafür werden wir uns in der Winterpause verstärken."
© www.mdr.de
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