1:1 - Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel
Wattenscheid. Ja, es gab auch positive Aspekte des gestrigen Leutzscher Trips
in den Westen. Die Hin- und Rückfahrt zum Regionalliga-Nachholspiel
gegen die Schalker Amateure verlief für die Sachsen-Entourage nebst
Fananhang unfallfrei. Das Wetter in der Wattenscheider Lohrheide weckte
Frühlingsgefühle, im Gegensatz zum Wintereinbuch vor einigen Wochen,
als die Partie ausfallen musste. Und für 1,70 Euro gab's eine wunderbare
Bratwurst. Nicht zu vergessen der in der Halbzeit vom offenbar ossifreundlichen
Stadion-DJ gereichte musikalische Gruß aus der sächsischen Heimat:
Lebt denn der alte Holzmichel noch?
Das tut er, womit er sich signifikant von den im Siechtum befindlichen
grün-weißen Klassenerhalts-Hoffnungen unterscheidet. Nach einer
Darbietung, die im ersten Durchgang mühelos als verfrühter Aprilscherz
durchgeht, musste sich der FC Sachsen bei den ähnlich indisponierten
Schalkern mit einem 1:1 (0:1) begnügen. Das war allerdings zum Leben
zu wenig und zum Sterben zu viel.
Die Entstehung des 0:1 sollte sinnbildlich sein für die lange Zeit
fruchtlosen Bemühungen der Gäste. Schalkes Bundesliga-Ausleihe
Jochen Seitz legte sich auf links und in aller Ruhe das Leder zurecht, flankte
Richtung Fünfmeterraum, wo sich keiner der Herren David Bergner, Mario
Neunaber oder Kevin Kittler genötigt sah, den hochsteigenden Gustavo
Varela am Köpfeln zu hindern. Dass gerade ein Tor gefallen war, machte
sich akustisch nicht bemerkbar.
Im idyllisch gelegenen Lohrheide-Stadion war "mangels Masse" (518 Fans) wenig
bis gar nix los. Mit der Führung im Rücken stellten die Gastgeber
seltsamerweise alle weitere Anstrengungen ein, und die Sachsen kamen
minütlich dem Ansinnen ihrer rund 200 Schlachtenbummler ("Wir woll'n
euch kämpfen sehn") näher. Nach halbgaren Chancen durch Ronny
Thielemann und Ronny Kujat weckte die Pausenandacht von Trainer Harry Pleß
die Leutzscher Manneskräfte.
Mit Wiederbeginn übernahm der Gast das Kommando - und in der 61. Minute
war den Sachsen auch das Glück wieder hold. Der zuletzt stark kritisierte
Denis Koslov, kurz zuvor für Markus Richter gekommen, umkurvte zwei
Schalker und zirkelte den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß
in Ailton-Manier ins linke äußere Eck - das 1:1 durch den Mann,
der wie weiland Phoenix aus der Asche emporstieg. Traurig, aber wahr: Die
kompromisslos nach vorne spielenden Sachsen kamen bis zum Schlusspfiff zu
keinen nennenswerten Sieg-Chancen. Im Gegenteil: Keeper Michael Rechner rettete
zweimal glänzend das Remis.
Am Sonnabend folgt in Neumünster das nächste Schicksalsspiel. Dort
müssen mehr als 45 ritterlich Minuten her, sonst wird das Leutzscher
Lebenslichtlein vollends ausgepustet.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
1:1! Nur Koslov traf gegen Schalke
Elftes Saisontor für den Russen - Was ist dieser eine Punkt wert?
Das Spiel zeigte: der FC Sachsen hat sich im Abstiegskampf noch nicht aufgegeben.
Doch was ist das 1:1 bei den Schalker Amateuren letztlich wert?
" Es wird immer schwerer, die Mannschaft aufzurichten ", weiss Trainer Harry
Pleß. " Das Erfolgserlebnis fehlt halt... " Und das nun schon seit
zehn Spielen.
Was freilich Mut machte: die Leutzscher hielten gegen die mit vier Profis
( Varela, Pinto, Seitz, Glieder ) verstärkten Schalker zumindest nach
der Pause gegen. Und: Torjäger Denis Koslov traf endlich mal wieder.
Aus 18 m nagelte der Russe vor 518 Fans den Ausgleich ins linke Eck ( 61.
Minute ). Sein 11. Saisontor! Gerade mal zwölf Minuten stand er da auf
dem Platz. Varela hatte mit dem Kopf nach 28 Minuten die Führung erzielt.
Doch auch immer wieder das alte Lied. Die Chancenverwertung - mangelhaft.
Mark Zimmermann: " Wir machen die Dinger nicht rein. " Nur zwei Beispiele
in der Schlussphase: Neunaber vertändelte vorm Tor ( 75. Minute ), Nemec
verstolperte ( 86. ). Wie blank die Nerven liegen, bewies auch das: Kujat
heulte nach dem Abpfiff wie ein Schlosshund.
Immerhin wurde der Rückstand auf Platz 14 ( St. Pauli ) auf fünf
Punkte verkürzt. Samstag geht es zum Schlusslicht Neumünster (
gestern 1:5 in Essen ). Gibt es da im elften Anlauf wieder keinen Sieg, hat
der FC Sachsen in Liga drei wirklich nix verloren.
Mark Kühn
© Bild-Leipzig
Joker Koslov rettet Sachsen einen Punkt
Dem FC Sachsen Leipzig ist nicht der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf
gelungen. Die Pleß-Elf spielte bei den Amateuren von Schalke 04 lediglich
1:1.
Zunächst schwante den Sachsen-Fans Schlimmes: Das mit Profis gespickte
Knappen-Team legte ein Höllentempo vor. Glück für die Sachsen,
dass Schalke selbst beste Gelegenheiten ausließ. Iyodo hätte schon
nach fünf Minuten die Führung für die Männer in
Königsblau markieren können, aber der Stürmer brachte aus
Nahdistanz weder seine Beine noch den Ball unter Kontrolle. Auf der Gegenseite
hatte Canale das 1:0 auf der Stirn, aber der Kopfball des Belgiers verdiente
allenfalls das Prädikat "Rückgabe".
Varela zeigt Sachsen nur die Hacken
Für Verwirrung und Unfrieden in den Abwehrreihen der Leutzscher sorgte
vor allem der wieselflinke Varela. Der biedere Bach sah allenfalls die Hacken
des Uruguayers. Der Spuk fand für den überforderten Leutzscher
ein trauriges Ende: Nach 29 Minuten winkte Trainer Pleß den blassen
Mittelfeldmann vom Spielfeld. Als Bach vom Spielfeld trottete, lag das
Unglück allerdings bereits eine Minute zurück. Nach einer Seitz-Flanke
hatte Varela per Kopf die Führung für Schalke besorgt. Die umstehenden
Sachsen Bergner und Kittler assistierten nichtstuend.
Torjäger Koslov wieder erfolgreich
Dass die Sachsen nicht ganz ohne Beute aus dem Ruhrpott abziehen mussten,
ist Koslov zu verdanken. Der eingewechselte Russe machte seine zuletzt schwachen
Leistungen mit dem Ausgleichstreffer vergessen. Der "Joker" nahm den Ball
an der Strafraumgrenze an, ließ einen Gegenspieler aussteigen und schoss
diagonal halbhoch ein unhaltbar! In der Folgezeit rannten die
Messestädter unkontrolliert und erfolglos an.
Die Meinung der Trainer
Harry Pleß (FC Sachsen Leipzig): "In unserer Lage - wir stehen mit
dem Rücken zur Wand - sind es heute zwei verlorene Punkte. Wenn man
aber die Leistung meiner Mannschaft sieht, dann war der Punkt hoch verdient.
Wenn es einen Sieger gegeben hätte, wäre dies ein sehr
glücklicher Sieger gewesen. Ich baue auf dieser kämpferische Leistung
auf und habe spielerische Fortschritte gesehen, die Mut machen, dass endlich
mal ein Spiel gewonnen wird. Das muss aber schnell passieren."
Gerhardt Kleppinger (Schalke 04): "Ich bin mit der Leistung gar nicht
einverstanden. Nur die ersten zehn Minuten waren okay, da haben wir so gespielt,
wie ich mir das vorstelle. Wir haben es aber nicht geschafft, eine spielerische
Linie zu finden. Die Sachsen standen sehr kompakt und wir haben uns nach
dem Wechsel zu weit hinten rein drängen lassen und einfach nicht geschafft,
spielerische Linie in die Aktionen zu bringen. Wir haben zu weit hinten rein
gespielt und nicht so gekontert, wie wir es uns vorgenommen haben. Man
hätte das 2:0 machen müssen. Die größte Chance hat Edi
Glieder vergeben."
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