Peinlichkeiten nehmen kein Ende
Leipzig. Nach der 1:3 (0:1)-Pleite gegen Dynamo Dresden ging es im Presseraum
des Zentralstadions derb zur Sache. Sachsen-Präsident Christian Rocca
verkündete, dass die nach passablem Beginn erneut versagenden
FCS-Fußballer gehaltstechnisch rasiert werden. "Das war ein
Offenbarungseid. Die Herren haben keinen Charakter, können sich ab sofort
daran gewöhnen, was sie eine Klasse tiefer verdienen." Kaum hatte Rocca
Dampf abgelassen, rempelte sich ein Mann mit hochrotem Kopf an Rocca vorbei.
"Sie sind an allem schuld!", blökte der ehemalige Sponsor vom Klub der
100. "Ich habe 19 000 Mark hier reingesteckt, von mir kriegen Sie nie mehr
etwas!" Aufsichtsrats-Chef Walter Oertel versuchte, die Wogen zu glätten.
"Wir sollten ein, zwei Nächte über dasGanze schlafen." Da wusste
der Jurist noch nicht, was Cheftrainer Jürgen Raab zur hochexplosiven
Stimmung beitragen würde. "Man muss feststellen, dass uns in der Gesamtheit
die Regionalliga-Reife fehlt." Einem Zuhörer ging der Gaul durch. "Wer
hat den Kader denn zusammengekauft? Sie doch wohl!" Oertel: "Diese Frage
kann man stellen ..." Sie wird heute gestellt. Dann tagt das Kontrollgremium.
Rocca zum Trainer-Geständnis:"Bezogen aufs Dynamo-Spiel gebe ich Raab
Recht. Insgesamt hatten wir das Zeug, die Klasse zu halten." Manager Uwe
Thomas: "Bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten wären wir drin
geblieben. Wir hatten die Seuche."
Dynamo-Präsident Jochen Rudi hatte eine dicke Cohiba, schmauchte
Zigarren-Kringel in die ohnehin dicke Luft, versuchte Trost zu spenden.
"Wahnsinn, euer Stadion, diese Fans. Leipzig hat Profifußball verdient."
Dass Dynamo mit einem Etat von knapp über zwei Millionen Euro oben steht,
der FC Sachsen mit einem ähnlichen Haushalt absteigt, erklärt Rudi
so: "Bei uns herrscht ein unglaublicher Zusammenhalt - das ist alles eine
Suppe." In die der FC Sachsen vor 21 458 (!) Fans nur zeitlich begrenzt spucken
durfte/konnte. Als Wende zum Schlechten wurde Minute 22 deklariert. In der
profitierten die Gastgeber zunächst von einem Knick in der Optik des
Linienrichters. Der verlegte ein Foul des Dynamos Lars Heller am Leutzscher
René Stark in den Strafraum. Ronny Kujat konnte sich mit dem Geschenk
nicht anfreunden und nagelte das Leder an den rechten Außenpfosten.
32. Minute, das Unheil nahm seinen Lauf. Libero Ronny Thielmann verlässt
sich auf Torhüter Marco Eckstein, Eckstein verlässt sich auf
Thielemann, Dresdens Kapitän Maik Wagefeld klemmt seinen
Athleten-Körper dazwischen, "Thiele" grabscht, "Wage" fällt - Elfer.
Der 23-jährige Bald-Nürnberger schiebt lässig zur
Gästeführung ein. "Da fällt mir nix mehr ein", meinte Raab
zur Entstehungsgeschichte des Rückstandes. "Thielemann muss den Ball
ins Aus treten." Der Kritisierte war auf der Liberoposition eine glatte
Fehlbesetzung - sah der Kämpfer übrigens selbst so. Der
etatmäßige letzte Mann - vom Trainer zur unerwünschten Person
erklärt - weilte nicht im Stadion. "Ich werde mich zu gegebener Zeit
äußern", meinte David Bergner gestern.
Dresden in Durchgang zwei: schneller, wacher, williger als die sekündlich
stärker einknickenden Chemiker. Verdienter Lohn: Das 2:0 durch Wagefelds
zweiten Foulelfer. Piet Schönberg hatte gegen Dexter Langen das Bein
stehen lassen (50.). Christian Fröhlichs 3:0 (53.) sorgte für Klarheit,
Keeper Eckstein für Amüsement. Nach einem desorientierten Ausflug
und Handspiel außerhalb des 16ers zückte der Referee Rot (56.)
- Ersatzkeeper Michael Rechner kam, Stürmer Denis Koslov musste weichen.
Daniel Ferl köpfelte noch das 1:3 (65.). Dresden auf dem Weg in die
2. Bundesliga, der FC Sachsen de facto in der 4. Liga. Wer zeigt Flagge,
wer übernimmt Verantwortung für dieses Leipziger Desaster?
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
3 gegen Dynamo - hat der FC Sachsen überhaupt noch Lust auf Liga 3?
Auf diese Truppe kann die dritte Liga getrost verzichten.
Der FC Sachsen 1:3 gegen Dynamo Dresden, die damit weiter vom Aufstieg
träumen können. Die Leutzscher dagegen ( nun 16 Sieglos - Spiele
) dürften es in dieser Form nächste Saison selbst in der Oberliga
schwer haben. Eine Blamage war es vor 21.248 Fans ( rund 13.000 waren aus
Dresden da )!
Der Torwart unsicher. Die Abwehr löchrig wie ein Schweizer Käse.
Das Mittelfeld quasi nicht vorhanden. Auch vom Sturm war nichts zu sehen.
" Diese Mannschaft ist einfach nicht regionalligatauglich ", gestand Trainer
Jürgen Raab ein. Sein eigenes Scheitern jedoch nicht. Er behauptet sogar:
" Hätte man mir zu Saisonbeginn mehr als nur sieben Spiele gegeben,
würden wir jetzt nicht an diesem Punkt stehen. " Damals wurde er gegen
Harry Pleß ausgetauscht.
Vor fünf Wochen kam Raab wieder. Wollte es allen beweisen. Doch die
Erfolglosigkeit blieb. So dass sich jetzt auch Präsidium und Management
hinterfragen müssten. Boss Christian Rocca kündigte zumindest schon
mal diese Konsequenz an: das Gehalt der Spieler wird rückwirkend zum
April auf Oberliga - Niveau angepasst. Heisst: 20 Prozent weniger. Rocca:
" Wem es nicht passt, kann gleich seinen Spind räumen. "
Noch kurz zum Spiel: Kujat versemmelte die Führung, als er einen Elfer
an den rechten Pfosten jagte ( 23. ). Dynamo traf vom Punkt besser: Wagefeld
war gleich zweimal erfolgreich ( 32./ 51. ). Nach einem Konter haute
Fröhlich das dritte Ding ins grün - weisse Herz ( 54. ). Sachsen
- Keeper Eckstein hielt dann doch mal einen - allerdings ausserhalb des
Strafraums. Rot war die logische Folge ( 56. ). Ferl gelang per Kopf zumindest
noch das 1:3 ( 64. ). Neben den tollen Fans ( La - Ola - Welle zusammen mit
den Dynamo - Anhängern ) das einzig positive an diesem trostlosen Fussball
- Nachmittag.
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Mit Glück und Cleverness
Leipzig. Was für ein Fußball-Tempel, was für ein Kick! 21
248 Fans (davon die Hälfte schwarz-gelb dekorierte), vier Tore, drei
Elfer, ein Platzverweis und jede Menge Dramatik - das Derby zwischen Sachsen
und Dynamo war das Eintrittsgeld wert. Vor allem für die Neulinge im
Zentralstadion. Maik Wagefeld, zweifacher Torschütze, war begeistert:
"Vor so einer Kulisse zu spielen, ist einfach geil!" Und gewinnen erst:"Wir
haben gezeigt, dass wir eine Spitzenmannschaft sind", schwärmte "Wage"
nach dem 3:1 (1:0)-Sieg der Gäste.
Zunächst wirkte der Auftritt der auf der Durchreise gen Zweite Liga
befindlichen Bus-Touristen aus der Elbestadt aber nicht souverän. Offenbar
noch berauscht vom Anblick der eleganten Ränge und dem Getöse darauf,
brauchten die staunenden Besucher einige Minuten, bis sie sich auf die rustikal
anrennenden Leutzscher eingestellt hatten. Ronny Kujat und Ex-Dynamo Denis
Koslov wirbelten die Gäste-Abwehr einige Male durcheinander, im eigenen
Spielaufbau stockte es. Ronny Scholze musste gleich wieder runter, da seine
Wadenverletzung wieder aufgebrochen war. Ersatz Sven Johne und auch Rico
Kühne ("Man versteht hier kaum seinen Nebenmann!") hatten so ihre
Problemchen mit dem Gegenspieler, Dexter Langen rutschte mehrfach weg und
sogar der insgesamt starke Levente Csik sauste einmal am Ball vorbei. In
der 22. Minute wäre der Fehlstart beinahe perfekt gewesen, als Referee
Thorsten Kinhöfer (Herne) eine handgreifliche Rangelei zwischen Lars
Heller und Rene Stark mit dem ersten Strafstoß ahndete, obwohl alles
außerhalb des 16ers passiert war. Kujat hämmerte den Ball an den
Pfosten - Glück im Unglück! "Ich vermag nicht zu sagen, wie das
Spiel läuft, wenn der Elfmeter reingeht", war Trainer Christoph Franke
noch nach dem Abpfiff heilfroh, dass sein Ex-Schützling (beim CFC) versagt
hatte.
Neu-Profi Wagefeld machte es besser: Erst provozierte der künftige
Nürnberger Aushilfslibero Ronny Thielemann (musste für den wegen
eines Trauerfalls fehlenden Almedin Civa ran) zu einem Zupfer, dann schob
er cool links ein (32.), MarkoEckstein war nach rechts geflogen. Kurz vor
der Pause sah der Leutzscher Schlussmann wieder ziemlich doof aus, als er
für Christian Fröhlich auflegte, der aber mit einem Heber das 2:0
verpasste (42.). Das besorgte Wagefeld fünf Minuten nach Wiederanpfiff
erneut vom Punkt, nachdem Piet Schönberg Langen gelegt hatte. "Wage"
trat an - gleiche Ecke, scharf geschossen, für Eckstein zu platziert.
Der Keeper wenig später wieder im Blickpunkt: Langens Schuss ließ
er vor die Füße Fröhlichs prallen, der locker abstaubte (53.).
Völlig fertig "rettete" Eckstein zwei Minuten darauf gegen Sven Ratke
per Hand außerhalb des Strafraums und sah Rot. Spätestens jetzt
waren die Sachsen endgültig in der Oberliga, das 1:3 von Daniel Ferl
(61.) rein gar nichts mehr wert. Heimtrainer Jürgen Raab fand klare
Worte für seine Absteiger: "Diese Mannschaft ist nicht
regionalligatauglich." Dynamo, gebeutelt von Verletzungen und diesmal ohne
die gesperrten René Beuchel und Daniel Ziebig, scheint indes zu
Höherem berufen. Da können auch die Kölner Bubis, so Antreiber
Wagefeld, getrost kommen: "Wir haben gegen die dreimal verloren, jetzt sind
sie fällig!"
Jochen Leimert
© Dresdner neueste Nachrichten
Wahnsinn, Weltklasse
Atmosphäre im Zentralstadion beflügelt Dynamo beim 3:1 gegen Sachsen
Leipzig
Der 1. FC Dynamo Dresden bleibt in der Fußball-Regionalliga auf
Aufstiegskurs. Gestern gewannen die Gelb-Schwarzen beim FC Sachsen Leipzig
mit 3:1 (1:0).
Nach dem Spiel in der Business-Lounge des Leipziger Zentralstadions: Christoph
Franke kommt nicht weg. Immer wieder klopfen ihm Leute auf die Schulter.
Es sind nicht nur Dresdner, die dem Dynamo-Trainer nach dem 3:1 (1:0)-Sieg
beim FC Sachsen gratulieren. Auch viele Leipziger wünschen ihm alles
Gute für den Aufstieg. Und immer wieder antwortet er: Natürlich
wollen wir es jetzt auch schaffen. Aber es gehört auch viel Glück
dazu.
Gestern hatten das die Gelb-Schwarzen im Leipziger Zentralstadion in der
24. Minute. Sachsen-Stürmer Ronny Kujat traf vom Strafstoßpunkt
nur den Außenpfosten. Ich weiß nicht, wie das Spiel
weitergelaufen wäre, wenn er den Elfer verwandelt hätte,
meinte Franke, auch wenn sein Kollege Jürgen Raab mutmaßte: Ob
das ein Knackpunkt war, weiß ich nicht. Ich denke, Dynamo hätte
ein Rückstand nicht gejuckt. Maik Wagefeld räumte ein, dass
nach Kujats Pfostenkracher bei den Gelb-Schwarzen auch die wach waren,
die vorher ein bisschen geträumt hatten.
Der 23-Jährige demonstrierte einmal mehr eindrucksvoll, dass er Dynamo
auf seinem persönlichen Weg zum 1. FC Nürnberg in die Bundesliga
eine Stufe mitnehmen will. Als sich die Leipziger Marco Eckstein und Verteidiger
Ronny Thielemann nicht einig waren, drängelte er sich dazwischen und
wurde von Thielemann prompt festgehalten. Schiedsrichter Thorsten Kinnhöfer
pfiff Elfmeter, und der gefoulte Spieler nahm sich den Ball. Ich habe
einfach das Selbstvertrauen, meinte Wagefeld. Eiskalt schickte er den
Sachsen-Torwart Eckstein ins Leere und verwandelte zum 1:0 für Dynamo.
Ich suche mir eine Ecke aus und schieße dort hin. Ansonsten denke
ich nicht viel nach.
Nach dem Wechsel legten die Dresdner sogar noch eine Schippe drauf,
erkämpften den Ball bereits in der gegnerischen Hälfte. Nach einem
solchen Einsatz stürmte der starke Dexter Langen in den Strafraum, wurde
von Piet Schönberg gelegt erneut Elfmeter, erneut Wagefeld, erneut
Tor. Wenig später bereitete er mit einem gewonnenen Zweikampf im Mittelfeld
auch das 3:0 vor. Nach seinem Zuspiel zog Langen auf und davon, wurde zwar
im letzten Moment abgeblockt, aber das Leder sprang zu Christian Fröhlich,
der sich diese Chance nicht entgehen ließ. Für ein Handspiel
außerhalb des Strafraums sah dann auch noch Sachsen-Keeper Eckstein
die rote Karte, aber in Überzahl brauchten die Dresdner etwa eine
Viertelstunde, um unsere Ordnung wieder zu finden, wie Franke monierte.
Daniel Ferl verkürzte mit einem Kopfball nach Freistoß von René
Stark zwar, aber der FC Sachsen fand nicht mehr ins Spiel zurück.
Dagegen feierten die rund 10 000 Dresdner Anhänger unter den 21 248
Zuschauern im neuen sächsischen Fußball-Tempel. Vor so einer
Kulisse zu spielen, ist der Wahnsinn, schwärmte auch Wagefeld.
Dieses Stadion ist absolute Weltklasse. Schade, dass Dresden so etwas
nicht hinbekommt. Vielleicht hätten einige Leute aus dem Rathaus mitfahren
sollen, um diese Stimmung zu erleben.
Sven Geisler
© Sächsische Zeitung
Dynamo bestraft FC Sachsen
Dynamo Dresden hat beim Abstiegskandidaten FC Sachsen nichts anbrennen lassen
und mit einem 3:1-Sieg wieder einen Aufstiegsplatz erklommen. Das von über
21.000 Zuschauern besuchte Sachsen-Derby hatte viel zu bieten: viel Kampf,
drei Elfmeter, vier Tore und eine rote Karte.
Raab: 'Wir sind nicht regionalligareif'
Die Partie litt zu Beginn unter vielen Fouls und Unterbrechungen. Der FC
Sachsen spielte sehr engagiert und hatte auch die Riesenchance zur Führung,
doch Kujat (23.) schoss einen umstrittenen Foulelfer nur an den Pfosten.
Heidrich hatte Kujat an der Strafraumgrenze gefoult. Wesentlich besser vom
Elfmeterpunkt war Dynamo-Spieler Wagefeld, der das 1:0 machte. Auch dieser
Strafstoß war umstritten. Die Leipziger steckten nicht auf und kamen
zu einigen Chancen (Kujat/42.), doch Dynamos Abwehr spielte clever und war
meist auf der Höhe des Geschehens.
Wagefeld - sicherer Schütze vom Elfmeterpunkt
Nach der Pause dann machte Dresden mit einem Doppelschlag alles klar. Erst
verwandelte Wagefeld seinen zweiten Elfer, an dem es übrigens nichts
zu zweifeln gab, denn Schönberg rannte seinen Gegner Langen deutlich
um. Der Gefoulte bereitete dann mit einer Einzelaktion das 3:0 vor.
Fröhlich staubte ab. Leipzigs durchaus vorhandene Bemühungen wurden
dagegen nur mit einem Tor belohnt. Ferl verkürzte per Kopf zum 1:3 und
darf nächste Saison wieder in der Oberliga spielen.
Die Trainer zum Spiel
J. Raab (Leipzig): "Glückwunsch an Dynamo Dresden. Die Gäste haben
verdient gewonnen und ich drücke ihnen die Daumen, dass sie den Aufstieg
in die zweite Liga schaffen. Mit der Leistung meiner Mannschaft konnte ich
nur in der ersten Halbzeit teilweise zufrieden sein. Danach hat die Mannschaft
in der Gesamtheit gezeigt, dass wir nicht regionalligatauglich sind. Uns
fehlt einfach die Klasse, um in der Liga zu bestehen."
C. Franke (Dresden): "Wenn die Leipziger in der ersten Halbzeit den
Strafstoß verwandelt hätten und in Führung gegangen wären,
dann wäre das Spiel vielleicht ganz anders gelaufen. So bin ich froh,
dass wir drei Punkte mit nach Hause nehmen können. Ein Dankeschön
gebührt Steffen Heidrich, der sich mit einer Fersenprellung plagt."
© www.mdr.de
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