Wunschtrainer erlebt erneute Sachsen-Pleite
Leipzig. Er wurde hofiert wie ein Staatsgast und ist doch "nur" ein
Fußball-Trainer. Wolfgang Frank weilte von Freitag bis gestern in Leipzig,
wurde rundum vom Sachsen-Vorstand betreut und Sportbürgermeister Holger
Tschense ließ es sich nicht nehmen, ihn durch Leipzigs Innenstadt zu
geleiten. Frank (53) - bis April beim Zweitligisten Unterhaching - ist
Wunschkandidat Nummer 1 der Leutzscher, die seit einigen Tagen wegen des
miserablen Tabellenplatzes bereits für die neue Oberliga-Saison planen
können. Bleibt nur die Frage, ob er ab der kommenden Spielzeit das
sportliche Sagen haben wird. Der amtierende Coach Nico Quade soll dem Neuen
künftig als Assistent helfen, dass Leipzigs Fußball-Farben nicht
noch mehr verblassen, als dies ohnehin schon geschehen ist.
Dabei hat bereits ein Umdenken im Vorstand stattgefunden, Plan B könnte
auch greifen. Sollte nämlich der Etat nicht zu Stande kommen, der es
erlaubt, eine aufstiegsträchtige Mannschaft zu binden, dann könnte
sich Präsident Christian Rocca vorstellen, "erst einmal wieder Schwung
zu holen". Will heißen, der Wiederaufstieg wird verschoben.
Deshalb gelten viele Hoffnungen fruchtbaren Gesprächen mit der Stadt.
"Was anderswo die Regel ist, sollte auch in Leipzig möglich sein",
erklärt Rocca zum wiederholten Mal und verweist nicht nur auf Städte
mit Bundesligisten. Dabei ist ihm klar, dass natürlich keine Steuergelder
verwendet werden. Allerdings könnten die Stadtoberen einige Türen
bekannter Unternehmen aufstoßen. "Wir würden dann schon durchgehen",
so der Sachsen-Präsident, der auf Eile drängt. Die Verhandlungen
mit neuen Akteuren müssen rasch angegangen werden, sollte eine
schlagkräftige Truppe, mit einem neuen Trainer wachsen. Bleiben die
Etat-Mittel beschränkt, so werden sich wohl viele der gegenwärtigen
Aktiven auch in der Oberliga-Zeit wieder auf Punktejagd begeben.
Wolfgang Frank jedenfalls soll sich bis Mittwoch entscheiden, ob er künftig
an der Pleiße arbeitet. Was er am Sonnabend bei der Sachsen-Partie
gegen die HSV-Amateure sah, verleitete ihn zur Einsilbigkeit: "Zum Spiel
sage ich nichts." Vorstellen könne er sich vieles, der Rest war Schweigen.
Das 0:1 war tatsächlich nicht geeignet, um große Denk-Ansätze
zu finden. Zu einfallslos, ohne Zusammenhang und damit zu wirkungslos
präsentierten sich die Leutzscher erneut im Zentralstadion, so dass
sich die Fankurve spätestens nach dem HSV-Tor durch Riccardo Braich
(53.) in Schmährufen erging. "Wir ham die Schnauze voll!" skandierten
viele der 2311 Anhänger. Dass nach Abpfiff der Partie auf bescheidenem
Niveau sich nur Ronny Kujat und danach auch Torwart Michael Rechner trauten
den Fans zu nähern, spricht Bände über den derzeitigen Zustand
der Truppe.
"Wir müssen natürlich mehr erwarten bei der Qualität der Spieler",
versuchte sich Trainer Nico Quade in der Analyse. "Sie könnten es. Aber
du erreichst sie nicht mehr, die Köpfe sind einfach zu." So lässt
sich auch erklären, weshalb die immer noch mit großem Lauf-Aufwand
betriebenen Sachsen-Aktionen nichts einbringen. 18 Spiele in Folge ohne Sieg,
da bleibt wirklich kein Platz in der Regionalliga. Das Lob vom HSV-Trainer
Thomas Doll war schwacher Trost: "In der ersten Halbzeit war Sachsen besser."
Es kam dann wie so oft zuvor: Nachdem das Anrennen erfolglos blieb, schlug
der Gegner zu.
Jetzt bleibt nur noch, sich mit Anstand zu verabschieden. Denn gegen Holstein
Kiel am kommenden Sonntag fehlen mit Guiseppe Canale (10. Gelbe Karte), David
Bergner (5.), Mark Zimmermann (5.) und Kevin Kittler wichtige Aktive - das
Team stellt sich praktisch von selbst auf.
Heute könnte sich entscheiden, wo Oberligist FCSachsen künftig
seine Heimspiele austrägt. Immerhin gesellt sich Stadionbetreiber Michael
Kölmel in die Beratungsrunde, um die Weiche zu stellen. Keine einfache
Frage, die gelöst werden muss. Erlebt Fußball-Leipzig das Spiel
gegen Oberliga-Aufsteiger FCEilenburg in der "Schüssel", geht es
zurück in den Alfred-Kunze-Sportpark oder werden nur die Spitzentreffen
im Zentralstadion ausgetragen?
Wichtig dürfte auch die morgige außerordentliche Mitgliederversammlung
in der "Großen Eiche" Böhlitz-Ehrenberg werden. Der Vorstand stellt
die Frage: Wohin führt der Weg des Vereins? Gesprächsbedarf wird
es genügend geben beim FCSachsen, der sich auch mit dem Leipziger
Nachwuchszentrum allerhand vorgenommen hat.
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
Sagt Frank trotzdem Ja?
Diese Bewerbung ging ja wohl vollends in die Hose
Wenn das eine Bewerbung war, dann müssten sich alle Spieler demnächst
arbeitslos melden.
Das wiederum erbärmliche 0:1 des FC Sachsen gegen die HSV - Bubis (Tor:
Baich/ 53.) hat mit Sicherheit rein gar nix dazu beigetragen, dass sich Trainer
Wolfgang Frank (53) vielleicht doch für Leipzig entscheidet. Und auch
nicht die Tristesse im Zentralstadion (2.311 Fans waren Minusrekord). Trotzdem
ist es nach wie vor möglich, dass Frank JA sagt. Aber der Reihe nach.
Mit Präsident Rocca betritt er kurz vorm Anpfiff die Business - Lounge.
Lächelnd, freundlich. Er hat einen Notizblock dabei. Um sich Aufzeichnungen
zu machen. Doch angesichts des Grottenkicks blieb der leer.
Abpfiff. Der BILD - Reporter fragt Frank: "Wie haben Sie das Spiel gesehen?"
Antwort: "Tja, was soll man dazu sagen ..." Frei übersetzt hätte
das auch heissen können: "Wann geht der nächste ICE nach Hause?"
Doch Frank blieb - zunächst. Mit Rocca, Manager Thomas und
Sportbürgermeister Tschense ging es geradewegs zu den Trainingsplätzen
nach Leutzsch. Letzterer raunte den anwesenden Journalisten schnell noch
zu: "Drückt uns die Daumen."
Der SPD - Politiker betätigte sich später noch als Stadtführer.
Im "Weinstock" liess man den Tag dann gemütlich ausklingen. Gestern
fuhr Frank zurück nach Mainz. Ob er jemals wiederkommt?
"Ich hoffe", sagt Präsident Rocca. "Sehe die Chancen bei 50:50." Positiver
sieht es Manager Thomas: "Ich habe ihn so verstanden, dass er sich das durchaus
vorstellen kann." Und Frank selbst? BILD erwischte ihn gestern noch einmal
am Handy: "Es war sehr schön in Leipzig, eine angenehme Sache. Und eine
Geschichte, die man schon in Angriff nehmen kann." Aber? "Ich habe da noch
ein paar Dinge zu klären, noch andere Angebote. Aber ein NEIN ist das
nicht."
Ein Zweijahresvertrag (plus zwei Jahre Option bei Aufstieg) wurde Frank zumindest
mit auf den Weg gegeben. Über die Finanzierung des Mannes muss heute
freilich noch der Aufsichtsrat befinden. Wohl Formsache.
Und sollte es schief gehen: Christian Schreier (45), früher Schönberg,
wird ganz heiss gehandelt.
André Schmidt
© Bild-Leipzig
Sachsen mit Grottenkick gegen den HSV
Die Kicker des FC Sachsen Leipzig setzen ihre unrühmliche
Regionalliga-Abschiedstour fort. Im Heimspiel gegen die Amateure des Hamburger
SV unterlagen die Leutzscher mit 0:1.
Den Zuschauern wurde eine mäßige Partie geboten. Sachsen agierte
zunächst gefällig, aber uneffektiv. Für die wenigen Glanzpunkte
sorgten die Gäste. Ein Haas-Schuss aus 20 Metern zischte am linken Pfosten
der Leipziger vorbei (9.), bei einem Streit-Solo (25.) störte im Strafraum
ein sächsisches Abwehrbein. Die Leipziger vollbrachten in den ersten
45 Minuten nichts zählbares.
Baich trifft zum Sieg
Auch nach dem Wechsel das gleiche Bild: Sachsen stolpert, Hamburg stürmt.
Nach 53 Minuten zappelte der Ball folgerichtig im Netz der Leutzscher. Mamoun
hatte für Baich serviert, der aus fünf Metern keine Mühe hatte
einzuschieben. Nicht nur in dieser Szene war Sachsen-Libero David Bergner
nicht Herr der Lage. In der 65. Minute die erste klare Chance für die
Hausherren: Nach einer Ferl-Flanke köpfte Zimmermann jedoch nur in die
Arme des Gästekeepers. Letzter Farbtupfer in einer blassen Partie war
die Ampelkarte (wdh. Foulspiel) für Kittler.
Die Meinung der Trainer
Doll (HSV): "Ich freue mich über die drei wichtigen Punkte. Aber es
war kein gutes Spiel, auch von meinem Team nicht. Da war zu viel Angst dabei.
In der ersten Halbzeit war der FC Sachsen besser. Nach unserer Führung
müssen wir bei Kontern nachlegen. Durch den Sieg können wir
optimistisch nach vorn schauen."
Quade (FC Sachsen): "Die Mannschaft hat gut begonnen. Das Gegentor war
unglücklich. Aus einem Rückstand kommen wir nicht heraus, so war
es auch heute. Das Team ist ausgebrannt. Mit dem Thema Fußball erreiche
ich keinen Spieler mehr. Das schlägt sich auch im Spiel nieder."
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