Sachsen-Coach Raab nach 1:3 in Münster: Schonzeit ist vorbei
Münster. Die Zeiten gepflegter Selbstbeweihräucherung sind vorbei,
der Offenbarungseid in Münster provozierte Sachsen-Manager Uwe Thomas
zu dieser galligen Erkenntnis: "So haben wir in der Regionalliga aber auch
gar nichts zu suchen!" Die Suche nach Einäugigen unter Blinden, nach
positiven Aspekten der 1:3-Pleite im Preußenstadion entfiel -
erbärmliche 90 Fußballminuten förderten aufgestautes
Frustpotenzial explosionsartig zutage. "Es kotzt mich an!", ätzte Trainer
Jürgen Raab beim Gang zur Pressekonferenz. "So was Blindes!" Und,
unmittelbar vorm offiziellen Akt: "Manche stellen sich an, als ob sie das
erste Mal Fußball spielen!" Später flüchtete sich Raab in
Sarkasmus, sprach von "freischaffenden Künstlern" und resümierte:
"Wir nehmen die Abwehrarbeit offensichtlich nicht besonders ernst."
Seit Sonnabend persona non grata: David Bergner. Libero und Coach würdigten
sich bei der einer Demontage gleichkommenden Auswechslung keines Blickes
(66.); statt sich via Bank den gruseligen Rest des Spiels anzuschauen, ging
Bergner duschen. "Darüber werden wir sprechen", zürnte Präsident
Christian Rocca. "Ein Libero ist dazu da, die Abwehr zu organisieren. Dreizehn
Gegentore in fünf Spielen: da muss man doch nix mehr sagen ..." Doch,
muss man. Wer Stürmer vor sich hat, die selten bis nie für Entlastung
sorgen; wer ein Mittelfeld vor sich hat, das alle wichtigen Zweikämpfe
verliert; wer außerdem ein Innenverteidiger-Duo neben sich hat, das
kein (!) Kopfball- und Sprintduell gewinnt, der kann nur schlecht aussehen.
Selbst ein F. Beckenbauer in seinen Glanzzeiten als Barde (... wahre Freunde,
kann ...) hätte dieser Deckung keine Stabilität verliehen.
Auch im Münsterland sprudeln sie wieder, die sächsischen Fehlerquellen.
Wenige Minuten nach Denis Koslovs 1:0 (8.) segeln die baumlangen Kerls an
einer Freistoßflanke vorbei, der Ball klatscht dem verdutzten Roman
Müller an die Murmel und von da in den Fünfmeter-Raum. Keeper Michael
Rechner grapscht, Piorunek fällt gerne - Elfer. Münsters Kapitän
Küsters vollstreckt zum 1:1 (16.). "Danach griff die Verunsicherung
um sich", so Neuzugang Ronny Thielemann, der auf dem Spielberichtsbogen stand,
aber erst beim morgigen Pokalspiel in Markranstädt (19 Uhr) debütiert.
19. Minute: Missverständnis zwischen Nico Kanitz und Bergner,
Nutznießer Tino Milde nagelt die Co-Produktion zum 2:1 unter die Latte.
Nach mehreren Chancen zur Vorentscheidung überspringt Milde seinen
überforderten Schatten Tobias Friedrich und köpfelt zum 3:1 ein
(38.). Aufholjagd? Im Gegenteil. Manager Thomas:"Wir hätten noch zwei,
drei kriegen können." Einige "scheinen vergessen zu haben", wie schwer
es war, der Oberliga zu entkommen. "Ich habe keine Lust mehr, nach Neugersdorf
oder Dessau zu fahren. Wenn es dem einen oder anderen anders geht, soll er
zu mir kommen. Wir regeln das dann ganz schnell."
Ein Punkt von fünfzehn möglichen - die Trainerfrage ist in Leutzsch
(noch) tabu. Thomas: "Kein Thema." Rocca: "Raab leistet gute, kontinuierliche
Arbeit. Und er sieht ja nicht tatenlos zu." Der Coach ("die Schonzeit ist
vorbei") wird in Markranstädt voraussichtlich Roman Müller auf
die Liberoposition stellen, Radisa Rdojicic für Danny Bach bringen,
Thielemann als zen-tralen Mann vor der Abwehr installieren. "Ich bin nicht
der Messias", dämpfte Thielemann die Erwartungen. Ein kleiner
Fußballgott würde genügen.
Guido Schäfer
© Leipziger Volkszeitung
RAABenschwarz muss man sehen!
1:3 in Münster - das tut nur noch weh, FC Sachsen
Der FC Sachsen kriegt in der Regionalliga einfach nicht die Kurve - 1:3 beim
kellerduell in Münster. Nach fünf Spielen nur ein mickriger Punkt
auf dem Konto. vorletzter. Das tut nur noch weh. Zumal die leutzscher diesmal
auch wie ein Absteiger spielten. Ohne Mumm und Biss. Hinten offen wie ein
Scheunentor. Vorn ohne zündende Ideen. Trainer Raab prügelte erstmals
auf die Mannschaft ein: Die Einstellung zur Arbeit war bei einigen
Spielern gar nicht vorhanden. RAABenschwarz muss man sehen...
Auf dem Platz fehlt ein Chef
Große Sprüche vorm Spiel. Ausreden nach dem Abpfiff. Dami geizten
die Sachsen seither nicht. Dafür ist auf dem Rasen Ruhe...
Was auffällt: Keiner in der Truppe haut auf den Tisch, gibt die Marschroute
vor!
Trainer Raab: Ein großes Problem. Ich kann von außen nicht
alles Steuern. Die Torhüter (Eckstein, Rechner) zu introvertiert,
auch Kapitän Cramer ein Leisetreter. Allein der (in der Mannschaft
allerdings nicht sehr beliebte) Libero Bergner versuchts: Als einsamer
Rufer in der Wildnis...
Eingeschlagen hat nur Koslov
Sieben Neue hat der FC Sachsen im Sommer geholt. Die falschen Spieler?
Mit Rechner (im Tor) und Koslov (im Sturm/machte zumindest sein drittes
Saisontor) standen in Münster nur zwei Neue über 90 Minuten auf
den Platz. Bach und Kanitz (beide BILD-Note 6) mussten bereits zur Halbzeit
raus, der eingewechselte Stark war nur ein Fremdkörper.
Fer drückte die Bank. Zimmermann ist schon seit Wochen verletzt. Das
ist Pech. Ein glückliches Händchen sieht trotzdem anders aus. Bleibt
zu hoffen, dass Blitzeinkauf Thielemann wenigstens einschlägt.
Geht´s schon um seinen Kopf? - Heute Leutzscher Kriesensitzung
Gestern Morgen leitete Nico Quade das Training. Die Leutzscher werden doch
nicht etwa...?
Nee. Chef Raab war erst gar nicht mit zurück nach Leipzig gefahren,
spionierte gestern bei den Kölnern Amateuren (nächster Heimgegner)
gegen Dortmund (2:2). Aber schon heute steigt der Dreier-Kriesengipfel mit
Präsident Rocca und Manager Thomas. Geht´s da schon um Raabs Kopf?
Rocca deutlich: Diese Frage stellt sich uns nicht. Aber die Lage ist
ernst, bedarf einer klaren Analyse. Allerdings: Gibt´s nicht bald
Erfolge, wird auch für Raab die Luft immer dünner.
Torjäger Kujat trifft nicht mehr
Das lachen ist Stürmer Ronny Kujat 29 Oberliga-Tore in der letzten Saison)
längst vergangen.
Statt mit frechem Grinsen trottet er nur moch mit versteinerten Gesicht herrum.
In fünf Regionalliga-Spielen hat er nicht einmal getroffen. Und war
Samstag in Münster sogar chancenlos. Zu seiner Ehrenrettung allerdings
sei gesagt: er bekam auch kaum vernünftige Bälle, hing vorn meist
mächtig in der Luft. Kujat wohl auch deshalb böse gereitzt:
Erwartet jeder von mir drei Tore in einem Spiel? Nein. Aber eins
wäre zumindest schon mal ein Anfang...
Schwache Abwehr! Bergner und Bach fliegen raus
Kopfballschwach und promadig (Bach), taktisch unreif (Bergner), langsam
(Friedrich) - die Sachsen-Abwehr alles andere als drittligareif!
Nachdem Küsters (Elfer/16.) zum Ausgleich traf, schlug Milde zwei Mal
zu. Beim 2:1 (19.) rannten sich Kanitz und Bergner übern Haufen. Beim
3:1 (39.) konnte der (obwohl drei Mann bei ihm standen) unbedrängt
einköpfen. Raab lederte deshalb nach dem Schlusspfiff drauf los:
Unser Zweikampfverhalten war wie im Kindergarten. Die Einstellung zum
Job hat bei meinen Abwehrspielern nicht gestimmt. Das wird Konsquenzen
haben. So gut wie sicher: Abwehrchef Bergner und Verteidiger Bach kriegen
eine Denkpause, sitzen in den nächsten Spielen auf der Bank. Auch das
Training wird umgestellt. Raab: Ab sofort müssen alle die
Schienbeinschoner wieder rauskramen...
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Das Warten geht weiter
Dabei fing alles so gut an: Die Leutzscher spielten zu Beginn selbstbewusst
auf und wurden gegen völlig verunsicherte Gastgeber auch schnell für
ihr offensives Spiel belohnt. Bereits nach zehn Minuten nutzte Dennis Koslov
einen groben Abwehrschnitzer aus zwölf Metern zu seinem dritten Saisontor
- 1:0! Der anvisierte Sieg schien greifbar nahe, auch wenn noch 80 Minuten
zu spielen waren. Doch die FCS-Kicker schienen Münsters Trainer Vollmann
nicht richtig zugehört zu haben. Der hatte einige Tage vor dem Spiel
gemutmaßt: "Wer das erste Tor schießt, gewinnt dieses Spiel!"
Denn anstatt weiter selbstbewusst nach vorn zu spielen und weitere Treffer
nachzulegen, ließen die Leutzscher den Gastgeber immer mehr in's Spiel
kommen. Schon sieben Minuten nach der Führung war die tolle Ausgangsposition
für den ersten Saisonsieg wieder dahin. Nach einem unglücklichen
Foul von FCS-Keeper Michael Rechner, der wie schon gegen die Dortmunder Amateure
den Vorzug vor dem "Aufstiegshelden" Marco Eckstein erhielt, entschied der
Schiedsrichter auf Elfmeter. Und diese Ausgleichs-Chance ließ sich
Küsters natürlich nicht entgehen. Von nun an zeigten die Sachsen
wieder ihr bekanntes Regionalliga-Gesicht aus den ersten vier Spielen:
zweikampfschwach in der Defensive, ideenlos in der Offensive. Nur 120 Sekunden
nach dem Ausgleich gelang Milde nach einem Alleingang folgerichtig der
2:1-Führungstreffer für die Gastgeber.
Und die Leipziger Abwehr präsentierte sich auch in der Folgezeit desolat.
Nachdem die Schützlinge von Trainer Jürgen Raab bei einem Schuss
von Antwerpen, der knapp am Tor vorbeiging, noch viel Dusel hatten, fiel
sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff die endgültige Vorentscheidung:
Nach einem Eckball schauten gleich drei Leutzscher Abwehrspieler bewundernd
zu, wie Milde zum zweiten Mal einnetzte.
Auch nach der Pause das gleiche Offensiv-Bild: Die Sachsen waren zwar
bemüht, präsentierten sich aber weiter ideenlos. Die Münsteraner
spielten dagegen ihren ersten Saisonsieg routiniert nach Hause und hätten
sogar noch höher gewinnen können. Sieben Minuten vor dem Abpfiff
kratzte Roman Müller einen Kopfball von Antwerpen von der Torlinie und
verhinderte somit Schlimmeres.
"Dieses Spiel war wieder mal typisch für diese Saison. Wir führen
1:0 und bekommen dann drei völlig idiotische Tore, die wir fast selbst
schießen. So ist natürlich der ganze Aufwand, den wir betreiben
für die Katz", schimpfte Jürgen Raab nach dem Spiel. Viel Zeit
zur Fehler-Analyse bleibt allerdings nicht. Bereits am Dienstag steht für
den FC Sachsen im Landespokal die Erstrunden-Partie beim SSV Markranstädt
an. Für Kapitän Heiko Cramer ist der Pokal nach den jüngsten
Regionalliga-Enttäuschungen eine gute Chance den Kopf frei zu bekommen.
"Das ist eine gute Abwechslung. Wir werden hochkonzentriert in dieses Spiel
gehen und gewinnen." Dann hätten die Leutzscher endlich auch ihren ersten
Pflichtspielsieg der Saison.
Andreas Wendt
© SachsenSonntag
Sachsen Leipzig bleibt weiter sieglos
Der FC Sachsen Leipzig läuft weiter seinem ersten Saisonsieg hinterher.
Auch im Kellerduell gegen Preußen Münster setzte es eine 1:3
Niederlage.
Dabei sah es zunächst gut aus für die Leutzscher: Koslov nutzte
schon nach acht Minuten einen Abwehrfehler zur Führung. Der Russe schob
die Kugel aus zwölf Metern ein. Doch die Leipziger Freude währte
nicht lang. Nach einem Rechner-Foul verwandelte Küsters den fälligen
Strafstoß sicher. Dann war es Milde, der zunächst aus 17 Metern
die Führung markierte und später per Kopf die Vorentscheidung besorgte.
(38.)
Abwehr der Heimelf sicher
In der zweiten Halbzeit rührten die Münsteraner Abwehrbeton an.
Die Gäste fanden keine Mittel und ließen Überraschungen
vermissen. 330 enttäuschte mitgereiste Leipziger Fans machten ihrem
Ärger lautstark Luft.
Die Meinung der Trainer
Raab (Sachsen Leipzig): "Wir haben einen guten Start gehabt. Mit dem Treffer
hatten wir alle Trümpfe in der Hand. Danach haben wir den Kampf nicht
angenommen und wollten weiter in Schönheit sterben. Die Tore fielen
aus simplen Standardsituationen. Beim zweiten Tor legen wir den Ball noch
selbst vor. Nach dem Wechsel haben wir es nicht verstanden, Münster
auszuspielen. Münster war stehend K.o., doch wir brachten nichts zu
Stande. Es wird personelle Konsequenzen geben."
Vollmann (Münster): "In der ersten Hälfte hat meine Mannschaft
prima gefightet. Zur Halbzeit hätten wir gar 4:1 führen können.
Nach dem Wechsel hat Sachsen das Spiel bestimmt. Zum Glück fiel nicht
der Anschlusstreffer."
© www.mdr.de
Mildernde Umstände: Preußen nervös aber fleißig beim
3:1 über Leipzig
Münster (31. August 2003) - Mit Fleiß bekämpften die
Fußball-Handwerker des Regionalligisten SC Preußen ihre große
Nervosität. Und mit dem gefeierten Neuzugang Tino Milde als
Doppeltorschützen besiegten sie den FC Sachsen Leipzig mit 3:1 (3:1).
In der fünften Runde also gelang endlich der erste Dreier.
Dem Sieger können mildernde Umstände zugesprochen werden. Nach
den zwei Heimpleiten nutzten die Preußen zweckmäßig und
unansehnlich die 3:1-Führung zur bloßen Verteidigung des Erreichten
bis zum Schlusspfiff des FIFA-Schiedsrichters Florian Meyer vom RSV Braunschweig.
Die Frage ist müßig: Wer hätte getroffen, wenn Milde nicht
einen so glänzenden und viel versprechenden Einstand gezeigt hätte?
Dabei spielten die im System neu formierten Preußen den quicken
Messestädtern die Führung zu. Einen Geißler-Pass auf Dennis
Koslow ließ Roy Nischkowsky vermittels eines Stockfehlers zur Chance
werden, die der Ex-Dynamo-Akteur gegen Torwart Gößling nutzte
(8.). Der FC Sachsen aber hatte seine Rechnung ohne Torwart und Abwehrleute
gemacht. Der schwache Keeper Michael Rechner riss Thomas Piorunek die Beine
weg (16.) und Stephan Küsters setzte den Elfmeter so sicher wie gehabt.
Als hätte die Partie erst begonnen, legten die um Zweikampfgewinn
bemühten Preußen um den starken Jörn Heineke sofort nach.
Piorunek eroberte den Ball und legte für den 2:1-Torschützen Milde
auf, der großen Freiraum in diese Szene ausnutzte.
Die Führung übertünchte Abwehrschwächen, die die
gefällig kombinierenden Gäste um den Balleroberer Piet Schönberg
aber nicht auszunutzen wussten. Milde und Antwerpen rackerten in der Spitze
und boten sich ständig an. Die erste Ecke drehte Jens Bäumer gen
ersten Pfosten, wo Matarazzo wie geübt verlängerte und Milde den
Kopfballtreffer vorlegte (39.). Küsters traf noch per Freistoß
aus 19 Metern an die Torlatte. Alles wird gut, so glaubte man. Der am rechten
Knöchel lädierte Küsters ging nach 54 Minuten raus. Für
ihn kam nicht etwa Martin Przondziono, sondern mit Wilken Harf ein nächster
eifriger Defensivarbeiter.
Der Spielstand ließ Trainer Vollmann annehmen, Leipzig würde noch
mehr Angreifer außer Petr Nemec einwechseln. Die unverzagt vorwärts
operierenden Gäste opferten auch ihren Libero Bergner noch und nahmen
das Spiel vollends in die Hand, aber es stockte am 16-Meterraum spätestens.
Den Preußen blieb nur noch die Reaktion auf die gegnerischen Versuche.
Lange Zeit lief kein einziger gescheiter Konter in den münsterschen
Reihen. Auch Milde-Ersatz Carsten Gockel fand keine Sicherheit in den
Entlastungsaktionen. Weil es ein bisschen viel war, was den Fans an
Befreiungsschlägen zugemutet wurde, gab`s Pfiffe vom SCP-Anhang. Die
Zuschauer mussten schlussendlich akzeptieren, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Zumindest an diesem Spieltag.
Thomas Austermann
© Münsteresche Zeitung
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