1:1 - Sachsen sündigen mit Chancen und geben Punkte ab
Leipzig. "Das war wohl zu einfach, deshalb hat's nicht geklappt". Heiko Cramer
schüttelte nur mit dem Kopf, als er von seinen drei "Riesen" sprach,
die er alle mit harmlosen Schüssen vergab. Er allein hätte die
Partie gegen Kölns Amateure entscheiden können, ja müssen.
So aber blieb es beim dürftigen 1:1 (1:0) gegen einen zwar tatendurstigen,
flinken Gegner, der aber vor dem Sachsen-Gehäuse nur wenig zu Stande
brachte. Über gute Ansätze kamen die Kölner nicht hinaus,
die im Torschützen Giovanni Federico ihren Besten hatten. Der besorgte
auch den Ausgleich: Knallhart köpfte er an die Lattenunterkante, der
Ball schlug hinter der Linie auf und sprang ins Feld zurück (67.).
Schiri Thomas Franke (Hannover) war sich nicht sicher, ob der Ball
tatsächlich mit vollem Durchmesser im Tor lag. Doch Assistent Stefan
Schempershauwe (Hildesheim) hatte genau hingeschaut, und bei den Gastgebern
gab es nach dem Schiri-Entscheid keine Diskussion. Das Rätselraten setzte
sich bis zum Abpfiff fort, dann gab der TV-Bericht im MDR dem Spielleiter
recht.
Vorbei die Freude bei den mehr als 3200 Zuschauern über die
Sachsen-Führung durch Denis Koslov. Der Russe hatte kurzentschlossen
abgezogen und überraschte Kölns Keeper Lars Leese aus acht Metern
(32.). Endlich, denn zuvor brachte Daniel Ferl das Leder (nach Piet
Schönbergs 40-m-Solo) nicht am Torwart vorbei (11.). Auch Koslov ließ
seine Riesenchance aus, frei vor dem Torwart, schoss er ihn an (18.).
Sachsen-Keeper Michael Rechner musste nur einmal beim 18-m-Freistoß
von Federico großartig parieren (23.) und Cramer rettete beim Kopfball
des Australiers Joshua Kennedy auf der Linie (40.)
Nicht verloren, dennoch schlich die Sachsen-Mannschaft wie ein Häufchen
Unglück vom Platz. Wieder einmal reichte es nicht zum Sieg, weil mit
den Chancen so gesündigt wurde, dass die Amateure zu oft mitmischen
konnten. Wobei die Partie in der 53. Minute ihren Knackpunkt hatte. Ronny
Thielemann foulte an der Mittellinie Kölns Kapitän Alexander Ende
und erhielt Gelb/Rot, da er sich bereits in der ersten Halbzeit die gelbe
Karte nach Foulspiel einhandelte.
Sachsen-Trainer Jürgen Raab reagierte nun in Unterzahl, tauschte Angreifer
Koslov gegen den frischen Nico Kanitz. Und eine Viertelstunde vor Schluss
setzte er auf Petr Nemec für Ronny Kujat, der zwar wieder fleißig,
aber nicht effektiv genug in Erscheinung trat. Raabs Mannschaft - mit
anfänglicher Nervosität im Abwehrverhalten - wurde wieder nicht
für den großen Aufwand belohnt, mit denen die Cramer, Bergner,
Schönberg und Co. jeden Spieltag aufwarten. "Es muss doch endlich mal
klappen", so der gestresste Trainer. Wieder einmal stellt er sich vor die
Aktiven, die sich nun in der Abstiegszone festgesetzt haben.
Er mache seiner Truppe keinen Vorwurf, denn "die habe momentan die Seuche.
Wenn man unten drin steht, fällt es doppelt schwer, sich zu behaupten."
Schwacher Trost, dass der FCSachsen jedes seiner bisher drei Heimspiele gewinne
konnte, keiner der Gegner war übermächtig. Die Schwächen muss
die Elf in ihren eigenen Reihen suchen. Wer so viele Chancen wieder einmal
versiebt hat, der kommt nicht auf die Siegerstraße. Auch wenn er sich
noch so müht.
© Eberhard Schmiedel
Leipziger Volkszeitung
Leutzscher stecken mitten im Abstiegskampf
Das Titelblatt des jüngsten Leutzscher Stadion-Heftes zieren Fans des
Vereins. "Wir fordern Kampf!" so steht es dick gedruckt auf dem Sachsen-Kurier.
Nun, daran mangelte es auch dieses Mal nicht, als es gegen Kölns Amateure
um Regionalliga-Punkte ging. Zu wenig Engagement kann man der Raab-Truppe
nun wirklich nicht vorwerfen. Was ihr "nur" fehlt, sind jene Qualitäten,
die sie zu Oberliga-Zeiten auszeichneten. Ein Mann mit Torriecher, wie es
in der vorigen Saison Ronny Kujat einer war und das berühmte Quäntchen
Glück, ohne das es eben auch im Fußball-Leistungssport nicht geht.
Es ist müßig, das "Was wäre, wenn ...?" zu bemühen.
Versiebte Einschussmöglichkeiten lassen sich nach jeder Partie ohne
Mühe an mehr als einer Hand aufzählen.
Kapitän Heiko Cramer hatte vor einigen Wochen erklärt, dass seine
Mannschaft noch nicht in der Regionalliga angekommen sei. Das ist nun geschehen,
auch wenn die Erfolge (noch) ausbleiben. Denn die Sachsen konnten bisher
gegen jeden Gegner mithalten, allein, sie gewannen nicht. Komplimente sind
ein schwacher Trost, denn sie bringen keinen Punkt aufs magere Konto. "Die
Oberliga-Zeiten sind nun mal vorbei, da wir die meisten Mannschaften
dominierten", muss auch Präsident Christian Rocca enttäuscht
feststellen.
Es ist eine komische Situation. Was will man den Leutzscher Aktiven vorwerfen?
Eigentlich nur, dass sie keine Tore schießen. Das trifft zumindest
auf die Heimspiele zu. Was auch von den Fans aufmerksam registriert wird.
Denn wenn es nicht diesen Kampfgeist gäbe, würden im Kunze-Sportpark
gellende Pfiffe ertönen. Gegenwärtig dominiert jedoch der Beifall,
das Anfeuern der eigenen Mannschaft. Ein gutes Zeichen dafür, dass die
Zuschauer weiter voll mitgehen und aufmerksam das Wollen registrieren.
Ein Kredit, der nicht leichtfertig verspielt werden sollte. Nach dem Ausflug
zu Bremens Amateuren am Sonnabend, kommt dann das Schlusslicht VfR
Neumünster nach Leipzig. Diese Partie am Sonntag (21. September)
könnte zur Zäsur werden. Denn der Erfolg ist Pflicht, auch wenn
die Sachsen nur einen Punkt vor dem Mit-Aufsteiger rangieren. Gegen wen sonst
sollen Punkte geholt werden? Aber das hatten eigentlich auch alle vor dem
Spiel gegen Kölns Amateure gedacht - und Neumünster kommt auch
in Fahrt, erkämpfte gestern bei Schalkes Amateuren den ersten Zähler.
© Eberhard Schmiedel
Leipziger Volkszeitung
1:1 gegen Köln - auch im sechsten Anlauf kein Sieg
JETZT TAUCHT DER FC SACHSEN AB!
Am Mittwoch, drei Tage vorm nächsten Spiel in Bremen, wird der FC Sachsen
aus Leipzig verschwinden. An einen geheimen Ort abtauchen. Alle Handys aus.
Frei nach dem Motto: nur nichts sehen. Nichts hören. Eine Verzweiflungstat
im Abstiegskampf.
Denn auch im sechsten Anlauf gelang den Leutzschern kein Sieg! 1:1 diesmal
gegen die ( ebenfalls noch sieglosen ) Amateure vom 1. FC Köln. 3.275
Fans wiederum enttäuscht. Mensch, wo will man denn die Zähler holen,
wenn nicht im Heimspiel gegen die direkte Konkurrenz? Trainer Jürgen
Raab stellt sich trotzdem vor seine Mannschaft: " Was will man ihr denn
vorwerfen? Jeder hat gesehen, daß sie gewinnen wollte. Wir müssen
jetzt die Ruhe bewahren, dann kommen wir aus diesem Tal auch wieder raus.
" Das jedoch hört man von ihm schon seit Wochen ...
Drei Punkte waren das Ziel! Trotzdem setzte Jürgen Raab diesmal
zunächst mal konsequent auf Sicherheit. Die KReativkräfte Nico
Kanitz und Tom Geißler mußten auf die Bank. Roman Müller
und Daniel Ferl kamen dafür rein. Klappte zunächst auch ganz gut.
Zumal Dennis Koslov ( wer sonst? ) nach einem Cramer - Freistoß den
Ball aus 10 m zum 1:0 ins rechte Eck schob ( 33. Minute ). Der vierte
Saisontreffer des Russen!
Die Schlüsselszene aber acht Minuten nach der Pause: Gelb - Rot für
Ronny Thielemann. Die Sachsen nun plötzlich konfus, kopflos. Mit zehn
Mann am eigenen Strafraum. Der Ausgleich daher mit Ansage: Federicos opfball
aus 08 m klatscht an die Lattenkante, von dort Zentimeter hinter die Linie
( 67. Minute ). Schiri Frank ( Hannover ) zögerte kurz, gab den Treffer
schließlich.
Aber selbst in Unterzahl hatte Heiko Cramer zwei Hundertprozentige auf dem
Fuß. Doch erst brachte er nur ein Schüßchen raus ( 69. Minute
), zielte dann Köln´s Keeper genau in die Arme ( 83. Minute ).
Kann sich im Abstiegskampf böse rächen.
© Adrian Wittwer
Bild Leipzig
|