Ferls Kopfballtor bestraft überhebliche Jenaer
Leipzig. Er tanzte ausgelassen vor der Fankurve, hüpfte wie Rumpelstilzchen,
ließ sich von den Teamkollegen feiern. Daniel Ferl wusste nach dem
Abpfiff nicht, wohin mit sich und all der Freude. Sein Tor hatte das Spitzenspiel
entschieden, den scheinbar übermächtigen Tabellenführer vom
Sockel geholt und die Oberliga wieder spannend gemacht.
In der 81. Minute schlug Frank Gerster einen Freistoß in den Jenaer
Strafraum, Ferl stieg hoch und köpfte unhaltbar ein. "Das war eine
einstudierte Variante, wir sind für unser Training belohnt worden",
sagte der Schütze später. Und: "Wir haben Jena niedergekämpft,
aus dem Spiel heraus wäre uns heute wohl kein Treffer gelungen."
Denn die Schlagerpartie am Sonnabend vor 6585 Zuschauern war lange so trist
wie das Schneetreiben im Zentralstadion: keine Kreativität, keine Ideen,
kaum Chancen, dafür verbissene Mittelfeld-Duelle und Stockfehler zuhauf.
Nach 41 Minuten schossen die spielerisch überforderten, verkrampften
Leipziger erstmals aufs Gästetor. Jena wirkte sicherer, gefälliger,
war überlegen, aber nur selten gefährlich. Ein Aufsetzer von Kais
Manai in die Arme von Daniel Lippmann, ein Direktschuss von Ronny Thielemann
in die Wolken - das war's in Halbzeit eins.
In Minute 56 hätte Jena in Führung gehen müssen, doch nach
Traumkombination über Manai und Sebastian Hähnge brachte Miroslav
Jovic das Kunststück fertig, den Ball freistehend aus vier Metern an
den Pfosten zu setzen. Im Gegenzug vergab Andreas Schwesinger die einzige
gute Gelegenheit der Gastgeber. Danach herrschte Waffenstillstand: Jena biss
sich an der Sachsen-Deckung um den überragenden Kopfball-Riesen Mathias
Jack die Zähne aus, schien mit der Nullnummer zufrieden. Die Leutzscher
wollten zwar, konnten aber nicht, zeigten immerhin nach der Gelb-Roten Karte
für Farat Toku (76., Foulspiel) eine Trotzreaktion. Plötzlich
Leidenschaft, plötzlich Druck- und Ferls Goldköpfchen. "In Unterzahl
haben wir endlich so aggressiv gespielt, wie wir von Anfang an wollten",
freute sich Trainer Wolfgang Frank, "wir haben das Glück gezwungen,
für die Moral ist dieser Sieg ganz wichtig."
Sein Kollege Heiko Weber war bedient. "Ich bin maßlos enttäuscht,
bis auf Thielemann hatte keiner Normalform", giftete Jenas Coach, "wenn die
Mannschaft so überheblich bleibt, werden die nächsten Wochen schwer."
Auch Weber demonstrierte eine gewisse Arroganz: "Wir haben uns in einem
schlechten Spiel gegen einen normalen Gegner selbst geschlagen."
Jenas Vorsprung auf Plauen, das ein Spiel weniger hat, schmolz auf sechs
Zähler. "Wir werden nicht nervös, fangen nicht an zu flattern",
meinte Präsident Rainer Zipfel beschwörend, "auch wir dürfen
mal verlieren, das ist noch lange kein Tief." im Hoch wähnt sich dagegen
Rolf Heller. Der Sachsen-Chef verwies auf die sechs Spieler-Abgänge
in der Winterpause. "Dennoch war kein Substanzverlust zu sehen, die
Standortbestimmung gegen Jena ist gelungen, wir sind auf gutem Weg." Bis
Dezember sei man vom Gespenst der Insolvenz verfolgt worden, "jetzt haben
wir die finanzielle Situation im Griff und offenbar auch die sportliche."
Das junge Team besitze Perspektive, werde im Sommer gezielt ergänzt
und verstärkt.
Ronny Kujat hat die Saison trotz der 13 Punkte Rückstand noch nicht
abgehakt. "Das war ein zerfahrenes Spiel, in dem wir endlich einmal Glück
hatten", bilanzierte der Kapitän, "wenn wir am nächsten Sonnabend
auch Plauen schlagen, sind wir wieder ein bisschen im Geschäft." Daniel
Ferl sei dank.
Steffen Enigk
© Leipziger Volkszeitung
Zehn Leipziger fahren drei Punkte ein
"Hier zu gewinnen, ist keine große Kunst", sagte vor der Partie Jenas
Ex-Trainer Achim Steffens in seiner bekannt doppelsinnigen Art auf den 1:0-Erfolg
seiner Grimmaer Elf beim FC Sachsen angesprochen.
Mit Manai, Maul und Jovic sah er noch drei Aktive aus der Jenaer Zeit am
Samstag auf dem Rasen des WM-Stadions. Nach dem Abpfiff hatte Steffens nur
noch ein Kopfschütteln übrig. Nicht nur diese drei Akteure waren
am Samstagnachmittag ein Ausfall.
"Holt euch den Spitzenreiter!" hatten sich die Leipziger in ihrem Programmheft
kämpferisch auf die Spitzenbegegnung eingestimmt. Dass der FC Sachsen
aber am Ende zu einem so leichten Sieg kam und dazu noch in Unterzahl, hatten
wohl die wenigsten unter den 6585 Zuschauern gedacht. Der Spitzenreiter kassierte
nach dem 0:3 in Halberstadt seine zwei Saisonniederlage, nach der es lange
Zeit beileibe nicht aussah.
Die Gäste waren mit Anpfiff tonangebend, erspielten sich aber in der
zerfahrenen Partie der ersten 45 Minuten nur wenig Chancen, u. a. durch Manai,
Thielemann und Hähnge. Schon hier deutete sich an, dass aus dem Mittelfeld
heraus nichts kam, obwohl sich die jungen Keil und Schmidt zumindestens
bemühten. Ziegner war in der Abwehr gebunden.
Auf der anderen Seite geschah allerdings auch nicht sehr viel, obwohl Schwesinger
anzusehen war, dass er hoch motiviert in diese Partie ging.
In Halbzeit zwei gewann die Begegnung wenigstens an Fahrt. In der 55. Minute
schien sich die Entscheidung anzubahnen, nach dem sicherlich besten Spielzug:
Manai passte auf Hähnge, der hatte im Strafraum bereits freie Fahrt,
gab aber zu Jovic ab und der traf aus fünf Meter zwar das Leipziger
Tor - aber nur den oberen rechten Innenpfosten.
Entsetzen auf der Jenaer Bank nach dieser hundertprozentigen Chance. Spekulativ
bleibt, ob bei einem erfolgreichen Abschluss von Jovic das Spiel gelaufen
wäre. Es ist sicherlich auch nicht richtig, ihm die Schuld für
die Niederlage anzulasten. Spekulativ bleibt auch, ob mit dem Einsatz von
Endres die Partie anders gelaufen wäre. Im Gegenzug hätte sich
Schwesinger fast zum Helden des Nachmittags schießen können, doch
er vergab eine nicht minder gute Gelegenheit.
Wenig später nahm Trainer Frank den Neu-Sachsen aus dem Spiel. Schwesinger
war mehr als sauer, verzog sich in die äußerste Ecke der
Auswechselbank. Als Toku (79.) die Ampelkarte erhielt, schien das Spiel doch
noch für die Gäste zu kippen.
Doch die Leipziger Unterzahl wurde dem FC Carl Zeiss zum Verhängnis.
Die Sachsen wurden eher angestachelt. In der 81. Minute schlug Gerster einen
Freistoß von der rechten Seite scharf in den Strafraum und Ferl war
per Kopf zur Stelle.
"Es gab eine Zuordnung vor dem Freistoß. Bei dem Treffer sehe ich deshalb
keine Schuld", sagte Daniel Kraus, der froh ist, dass in die
Torhüter-Diskussion Ruhe eingezogen ist. "Es war nicht einfach in den
vergangenen Wochen, denn jeder hat auf meine Aktionen geschaut", meinte Jenas
Schlussmann.
Bei Jenas Offiziellen war nach der mäßigen Partie von Arroganz
und Überheblichkeit bei Spielern die Rede. "Das Zittern hat aber noch
nicht begonnen", wies Zeiss-Präsident Rainer Zipfel Parallelen zu
vorangegangenen Spielzeiten zurück. Natürlich könne man mal
verlieren, aber nicht mit so einer Leistung.
Heiko Faber
© Ostthüringer Zeitung
Spitzenspiel gänzlich ohne Spitzenniveau
Leipzig. (tlz) Im Leipziger Zentralstadion holte sich der Spitzenreiter der
Fußball-Oberliga Süd, FC Carl Zeiss Jena, seine zweite
Saisonniederlage ab. Vor 6585 Zuschauern entschied ein Kopfballtor des Leipziger
Daniel Ferl nach Freistoßvorlage von Frank Gerster (81.) die Spitzenpartie.
Damit gaben die Jenaer nicht nur am Ende das Spiel aus der Hand, vielmehr
ließen sie Verfolger VFC Plauen (1:0-Sieg gegen Halberstadt/42 Punkte)
und die Leipziger selbst (35 Punkte) im Kampf um die Meisterschaft wieder
ein wenig aufschließen.
Gegenüber der Paarung mit dem Lokalnachbarn Pößneck
veränderte Heiko Weber die Mannschaft auf zwei Positionen. Für
Krzysztof Kowalik nahm Kapitän Torsten Ziegner seine Stammposition ein
und für den auf der Bank verletzt sitzenden Manuel Endres stürmte
von Beginn an Miroslav Jovic.
Das Prädikat "Spitzenspiel" ?????????stand nur auf dem Papier. Zu viel
stand für beide Mannschaften auf dem Spiel, als daß die eingesetzten
Spieler das Niveau einer Spitzenbegegnung hätten erreichen können.
Auf beiden Seiten gab es zu wenige Aktive, die sich um ein Fußballspielen
bemühten. Eine große Ausnahme gab es, das war der vor drei Wochen
vom FC Sachsen nach Jena gewechselte Defensivspieler Ronny Thielemann. Der
erarbeitete sich schon in der zweiten Minute eine erste Chance. Bei der zweiten
Möglichkeit, die er sich herausspielte (28.) schoß er das Leder
aus vollem Lauf knapp über das Leipziger Tor.
Heiko Weber betonte nach dem Spiel zur Pressekonferenz: "Wir hatten uns die
ganze Woche auf den Rasen im Zentralstadion gefreut. Dann war ich von der
Leistung meiner Mannschaft maßlos enttäuscht. Es war ein verdienter
Sieg der Sachsen. Nur Thielemann hatte Normalform. Wir hätten das Spiel
viel mehr an uns reißen müssen."
Ein Kais Manai war als Spielgestalter und Ankurbler zu wenig. Für die
Zukunft sollte überlegt werden, ob nicht Torsten Ziegner wieder eine
solche Position übernehmen sollte. Als er nämlich in den letzten
neun Minuten nach dem Rückstand, mit in eine solche Rolle ging, bestimmten
die Jenaer wieder das Spiel.
Siegfried Otto
© Thüringer Landeszeitung
"Big-Point" für bissige Sachsen
Der FC Sachsen Leipzig hat Spitzenreiter Jena die Grenzen aufgezeigt. Die
verbissen kämpfende Frank-Elf holte einen 1:0-Heimsieg.
In der 81. Spielminute war es Ferl, der sich als Schütze des Siegtors
feiern lassen konnte. Der Mittelfeldmann köpfte einen Gerster-Freistoß
freistehend ein. Zu diesem Zeitpunkt spielten die Leipziger bereits in Unterzahl,
da Toku die Ampelkarte gesehen hatte. In den Minuten zuvor wurde ein
chancenarmes, zerfahrenes Spiel geboten.
Jovic trifft nur den Pfosten
Jena hatte unmittelbar nach der Pause seine beste Chance, aber Jovic traf
aus Nahdistanz (56.) lediglich den Pfosten. Hähnge hatte die freistehende
Sturmspitze bedient. Im direkten Gegenzug hatte der Sachsen-Anhang den Torschrei
auf den Lippen. Der allein enteilte Schwesinger platzierte das Leder jedoch
über der Querlatte der Thüringer. In der ersten Halbzeit warteten
die 6585 Zuschauer vergebens auf Großchancen. Das Spiel brandete zwischen
beiden Strafräumen, Aufreger blieben Mangelware. Die Heimelf gefiel
jedoch über die gesamte Spielzeit mit ihrer engagierten Spielweise.
Jena scheiterte letztlich an der eigenen Bescheidenheit, wollte sich offenbar
mit einem Punkt zufrieden geben.
Die Meinung der Trainer
Heiko Weber (Jena): "Wir haben ein schlechtes Spiel geliefert. Meine Mannschaft
war arrogant und überheblich. Wir haben uns gegen einen normalen Gegner
selbst geschlagen. Aber es war dennoch ein verdienter Sieg für die
Leipziger."
Wolfgang Frank (Sachsen Leipzig): "Das war ein echtes Kampfspiel. Wir haben
gut gegengehalten, obwohl wir spielerisch nicht so stark waren, wie ich gehofft
hatte. Wir haben uns nur wenige Torchancen herausgespielt und waren relativ
verkrampft. Erst nach dem Platzverweis sind wir so aggressiv rangegangen,
wie ich mir das gewünscht habe. Der Sieg war wichtig für die Moral,
auch wenn wir mit etwas Glück gewonnen haben."
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