FC Sachsen Leipzig: Lippmann,
Ratkowski (46. Kittler), Jack,
Wejsfelt, Korb (58. Seifert), Watzka, Niestroj,
Thielemann, Gerster, Kujat, Paeslack (58. Boltze);
Trainer: Wolfgang Frank
SV 1919 Grimma: Becker, Saalbach (75.
Schober), Massner, Lochasz
(78. Mähne), Knoof, Wohllebe, Lischke, Liebich,
Kunert, Behring, Großmann (56. Leimner);
Trainer: Joachim Steffens |
Grimmas Kicker schocken Favoriten
Leipzig. Hart schlägt der FC Sachsen auf den Boden der
Oberliga-Realität auf: Spätestens seit Sonnabend, wissen auch dessen
gutgläubigste Anhänger, dass es mit dieser Art Fußball -
wie gegen Grimma geboten - nicht gelingen kann, in die Spitze der vierten
Liga vorzudringen. Die Leutzscher müssen sogar mächtig aufpassen,
dass sie sich die Sympathien ihrer Fans nicht auf Dauer verscherzen. Immerhin
fanden noch 4700 Fans den Weg zum Zentralstadion, wo sie gegen die
Feierabend-Kicker von der Mulde endlich den ersten Sieg feiern wollten.
Doch die Gäste erwiesen sich als Spielverderber, gewannen überraschend
mit 1:0 und konnten sich von ihrem 20-köpfigen Anhang feiern lassen.
Den Sachsen-Kickern, die sich nach Abpfiff bis auf dreißig Meter an
die Fan-Südkurve wagten, brandete dagegen ein gellendes Pfeifkonzert
entgegen. Pfiffe gab es bereits zur Pause, als bereits zu erkennen war, dass
die spielerische Leistung mehr als zu wünschen übrig ließ.
Dabei war es wie so oft zuvor: Am Einsatz gab es wieder einmal nichts zu
rütteln, aber was die Leipziger an Fehlpässen und misslungen Anspielen
boten, das war einfach zuviel. So, als wären sich viele erst vor wenigen
Tagen auf dem Rasen begegnet.
Sachsen-Trainer Wolfgang Frank konnte es nicht fassen: "Das ist die bisher
schlechteste Leistung einer Mannschaft, die ich als Trainer erlebt habe."
Er kündigte eine knallharte Auswertung an. Jedoch, er wird mit diesen
Spielern weiter arbeiten müssen, andere hat er nicht zur Verfügung.
Während die Ursachenforschung beim Verlierer längst im Gange war,
freute sich Grimmas Trainer Achim Steffens mit seinen Aktiven über den
Coup. "Wir haben in den bisherigen Partien oft geführt und blieben
unbelohnt. Heute haben wir endlich die Punkte gewonnen, die wir so dringend
brauchen." Denn Grimmas Ziel heißt Nicht-Abstieg, der FCSachsen dagegen
liebäugelt mit einem Spitzenplatz, der nun aber in weite Ferne gerückt
ist. Am Mittwoch geht es in Jena um Punkte, allerdings ohne zwei, die zu
den Stützen der Mannschaft zählen. Ronny Thielemann holte sich
zum wiederholten Male Gelb-Rot ab und auch Mathias Jack hatte seine Nerven
nicht im Zaum, kassierte in der letzten Minute der Nachspielzeit gemeinsam
mit Mirko Liebich - dem agilen Grimmaer - wegen Tätlichkeit die Ampelkarte.
Drückende Feldüberlegenheit mit sechs klaren Chancen nützte
gegen Grimma nichts. Die Gäste waren hervorragend eingestellt, Manndeckung
war lange die oberste Devise, um den Drang der Kujat und Co. zu bremsen.
Dass es zur Sache ging, die Grimmaer mutig in alle Zweikämpfe gingen,
war zu erwarten. Da reichte Gegenhalten nicht, da hätten spielerische
Einfälle die defensiv ausgerichteten Gäste überraschen
müssen. Erschreckend auch, dass kaum ein Sachsen-Akteur
Schnelligkeitsvorteile hatte.
Rene Großmann wurde zum Matchwinner, als er den herausstürzenden
Sachsen-Keeper Daniel Lippmann mit Beinschuss vom rechten Strafraumeck
überwand. Da blieben noch 40 Minuten zur Korrektur für die Gastgeber,
bei denen sich Ronny Thielemann zehn Minuten vor Schluss nach wiederholtem
Foulspiel selbst entschärfte. Am Ende wurde es sogar noch kurios: Schiri
Heine wurde offensichtlich von Kampf, Krampf und Hektik angesteckt. Er sah
nicht mehr durch, als er gegen Jack und Liebich insgesamt sechs gelbe und
rote Karten zeigte. Klar war nur, dass beide vom Feld mussten.
Danach war wieder einmal vom Fluch die Rede, der über dem neuen
Zentralstadion läge. Sachsen-Trainer Frank hatte die passende Antwort
parat: "Wenn einige Spieler Angst haben, hier zu spielen, dann sollten sie
das sagen."
Eberhard Schmiedel
© Leipziger Volkszeitung
0:1 gegen Grimma - FC Sachsen oberpeinlich - So reicht es nicht mal für
Liga vier
" So sehen Sieger aus, schalalalala, so sehen Sieger aus, schalalalalala...
"
Rumms. Selbst im Kabinengang gab es für den FC Sachsen noch eins vors
Schienbein. Da bejubelten die Feierabend - Kicker aus Grimma lautstark das
1:0. Drei Punkte, die man sich mit Herz und Einsatz gegen einen oberpeinlichen
FC Sachsen erkämpft hatte.
Trainer Wolfgang Frank riesig enttäuscht: " Das war die bitterste Leistung,
die ich von einer meiner Mannschaften in den letzten zehn Jahren gesehen
habe. " Fanden die meisten der 4.700 Fans auch. Lustlos, ohne Einsatz und
Ideen spulten die Leutzscher ihr Pensum ab. Das war selbst für Liga
vier zu wenig. Schämt Euch!
Fussball mit Herz zeigten die taktisch clever eingestellten Grimmaer.
Trainerfuchs Achim Steffens liess mit Liebich, Behring und Großmann
drei Stürmer los. Klar: die Helden des Tages kamen aus der Muldestadt.
Zum einen Torwart Norman Becker ( 28 ). Der machte erstmals die Kiste dicht.
Becker: " Ein super Gefühl, hier zu spielen und zu gewinnen. " Fand
auch Torschütze René Großmann. Der spielte nach 51 Minuten
ein feines Doppelpässchen mit Kapitän Liebich, stand plötzlich
frei vor der Kiste und schob das Ding durch die Beine von Lippmann rein.
Großmann: " Einfach nur geil. "
Die Deppen des Tages kamen aus Leutzsch. Wieder kein Sieg im Zentralstadion.
" Wir haben kollektiv versagt ", gab Kapitän Ronny Kujat zu.
Was ist diese Einsicht wert?
Stefan Krause
© Bild-Leipzig
Sachsen unterliegen im eigenen Stadion
Der FC Sachsen Leipzig hat den Fluch des neuen Zentralstadions nicht bannen
können. Es ist eher noch schlimmer geworden. Nach 90 Minuten jubelte
einzig und allein der SV 1919 Grimma über einen 1:0-Sieg.
Zwei Chancen, ein Tor. Effektiver hätte die Torausbeute für Grimma
kaum ausfallen können. In der 7. Minute verzog Großmann noch knapp
aus 15 Metern, doch nach der Pause machte er es besser. Dabei nahm er einen
Diagonalpass auf und schob das Leder aus zehn Metern links unten ein (50.).
Dann war es aber mit der Herrlichkeit der Muldestädter vorbei. Fortan
beschränkten sich die SV-Spieler nur noch aufs Verteidigen, so dass
Ausflüge über die Mittellinie Seltenheitswert besaßen.
Mitte der ersten Hälfte hatte der FC Sachsen das Zepter an sich gerissen,
ohne dabei brandgefährlich zu werden. Gut, einige Ausnahmen gab es doch.
So zischte Kujats Acht-Meter-Schuss (24.) nur denkbar knapp am Tor vorbei.
Auch zwei Eckbälle in der 32. und 33. Minute sorgten für Gefahr,
doch Niestroj und noch einmal Kujat scheiterten jeweils an der Grimmaer Abwehr
oder Torwart Becker. Nachdem Paeslack so gut wie überhaupt nichts gelungen
war, hätte er fünf Minuten vor der Pause überraschend
glänzen können. Doch sein knallharter Kopfball nach einer Watzka-Flanke
landete in den Armen des Gäste-Keepers.
Grimma im siebten Himmel, Heimelf im Jammertal
Und so schließt sich der Kreis. Nach Großmanns 0:1 dachten die
4700 Zuschauer noch an einen Betriebsunfall, der zu beheben sei. Chemie
drängte unaufhörlich auf den Ausgleich, zumal FCS-Trainer Frank
in der 58. Minute mit Boltze und Seifert frische Kräfte gebracht hatte.
Die Chancen chronologisch: (60.) Thielemann wuchtet einen Freistoß
an die Latte - (64.) Kujat scheitert aus spitzem Winkel am Torwart
(67.) Aus dem Abwehrgewühl heraus prallt das Leder zu Niestroj, doch
er verzieht aus acht Metern (68.) Eine Freistoß-Flanke kommt
im Fünf-Meter-Raum zu Kujat. Der gibt zu Thielemann zurück, dessen
Schuss aus 14 Metern haarscharf am Kasten vorbeizischt.
Ganz langsam aber schwand die Hoffnung für den FC Sachsen, und damit
auch der Fairplay-Gedanke. Nachdem Hitzkopf Thielemann erst Lochasz böse
gefoult hatte (musste ausgewechselt werden), gabs nach der fälligen
gelben Karte kurz danach einen roten Nachschlag (79.). Da
warens noch zehn Chemiker und in der 90. Minute gar nur noch neun.
Abwehrstratege Jack war sich mit Liebich ins Gehege gekommen, was der Schiri
mit Gelb-Rot ahndete. Dass besagter Liebich ebenfalls den roten Karton sah,
störte das Grimmaer Lager herzlich wenig, denn kurz danach war Schluss
- und das Gästeteam im siebten Himmel. Die verbliebenen Sachsen-Spieler
versuchten dagegen ganz schnell aus dem Jammertal, genannt Zentralstadion,
zu verschwinden.
Das sagten die Trainer:
Achim Steffens (SV 1919 Grimma): "Es hat jeder gesehen: Es war das dritte
Spiel, wo wir geführt haben. Heute haben wir die Führung endlich
mit nach Hause genommen. Es war ein sehr emotionales Match. Meine Mannschaft
hat alles gegeben."
Wolfgang Frank (FC Sachsen Leipzig): "Das ist eine ganz bittere Geschichte.
Ich bin nach einem Spiel selten so enttäuscht gewesen. Offensichtlich
muss man sich daran gewöhnen, aber das will ich nicht. Einige sind einfach
noch nicht in der Oberliga angekommen. Das war eine mittlere Katastrophe
- und ich verstehe die Fans. Jetzt müssen wir über vieles sprechen
und vieles ändern. Die gelb-roten Karten für Thielemann und Jack
passen ins Bild. Ich bin total enttäuscht von der Truppe: Die
Siegermentalität ist nicht ausgeprägt. Für solche Partien
gibt es keine Ausreden, auch nicht das Stadion. Wer hier nicht spielen kann,
soll das sagen. Die Wende muss her. Das heute war der Supergau."
© www.mdr.de
|